Bellaria Kino: Nostalgie im Souterrain
Das Bellaria Kino zählt zu den ältesten Kinos in Wien – und ist eine Institution im 7. Bezirk.
NEUBAU. Es geht ein paar Stufen hinab und in den Räumlichkeiten der Wiener Filminstitution begrüßt einen schon die lebensgroße Figur von Leo Slezak. Im Stil der 50er Jahre erhalten, mit den so typischen Tapeten und Kristallleuchtern, prangern alte, in Sepia gehaltene Filmplakate der Stars von einst an den vergilbten Wänden. Wo das ist? Gleich neben dem Volkstheater, findet man versteckt im Souterrain der Museumsstraße 3 eines der ältesten Kinos Wiens - das Bellaria. Ein Treffpunkt und zugleich das Wohnzimmer derjenigen, welche die Vergangenheit Tag für Tag aufleben lassen, sich an die Zeit der alten UFA Filme, an Paul Hörbiger, Maria Andergast, Willi Forst, Marika Röck und Hans Moser zurückerinnern wollen.
Erich Hemmelmayer, Besitzer des Wiener Filmverleihs Czerny, übernahm das Kino 1968 von seinem Cousin und führt es seitdem, gemeinsam mit seinem Sohn, der sich für die Auswahl der neueren Art-Production Filme verantwortlich zeichnet. Schon längst sind die alten Vorführmaschinen, modernen, digitalen Geräten gewichen und im Abspielraum erinnern nur mehr die Wandabdrücke von Filmrollen und Projektoren an die Zeit, in der ein Kinobesuch noch ein kulturelles Highlight war.
"Das Kino ist mein Leben"
Frau Herta, die gute Seele des Hauses und seit fast 40 Jahren nicht wegzudenkende Billeteurin, Filmvorführerin und zugleich Buffetkraft, empfängt ihre Besucher mit der Herzlichkeit und Begeisterung, welche die Epoche, als ein Kinobesuch noch eine Besonderheit im gesellschaftlichem Leben der Wiener darstellte, widerspiegelt. Etwas wehmütig erzählt sie aus der Zeit, als das Kino noch bis auf den letzten Platz besetzt war und die gezeigten Streifen Tränen und Lachen hervorriefen. Sie berichtet über Frau Elisabeth, eine alte Dame, einst Balletttänzerin, etwas schrullig, in auffälligen Kostümen, samt Perücke, Riesenhüten und Sonnenbrille, ganz im Stil von Greta Garbo, die täglich das Bellaria besuchte und in theatralischen Gesten und Worten ihre Begeisterung für das Gezeigte bekundete. Noch immer erhält man zum Computerausdruck eine „alte“ Kinokarte mit gelochtem Abriss, in blassem Hellblau gehalten. Nur die alten Kinoprogramme gibt es nicht mehr, kaum jemand sammelt diese Relikte, welche sich noch zuhauf in einem Nebenraum türmen.
„Ich verbringe hier jede freie Minute, das Kino ist mein Leben, sogar meine Kinder besuchen mich hier“, berichtet Frau Herta. Nächstes Jahr soll sie in den verdienten Ruhestand treten und es ist ihr gar nicht so wohl bei dem Gedanken an das, was dann kommen wird, ihr fehlen wird und seit Jahrzehnten ihren Lebensinhalt bestimmt.
Doch die Zeit läuft weiter, die alten Stammgäste werden immer weniger, neue Besucher werden das Bellaria entdecken um die alten und neuen Filme sehen, doch das alte Kino wird seinen Charakter behalten, sein Charisma verströmen und an das erinnern, was schon längst vergangen ist.
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