Pannonische Streifzüge - 100 Jahre Burgenland
Ein Fürst als Armenarzt – Dr. Ladislaus Batthyány-Strattmann
Am 23. März 2003 wurde der hochadelige Armenarzt Dr. Ladislaus Batthyány-Strattmann von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.
Autorinnen: Prof. Dr. Ingrid Nagl-Schramm und Andrea Glatzer
KITTSEE. Er betrachtete sich als Werkzeug Gottes. Durch die Behandlung der Kranken fühlte er sich dem Allmächtigen näher. Dr. Ladislaus Batthyány- Strattmann (1870 – 1931) hätte sich eigentlich ein fürstliches Leben leisten können, statt dessen widmete er sich mit großer Hingabe seinem Beruf als Arzt .
Geboren wurde der Fürst an 18.10.1870 in Dunakiliti nahe an der heutigen Grenze von Nickelsdorf. 1876 übersiedelte er mit seiner Familie nach Kittsee. Seine Mittelschulausbildung absolvierte er im Jesuitengymnasium im Collegium Kalksburg und teilweise in Ungarn. Danach studierte er an der Universität Wien mehrere Richtungen und schloss 1900 sein Medizinstudium ab.
Er behandelte Menschen kostenlos und half den Armen und Kranke sogar mit seinem eigenen Vermögen. Denn früher waren die Menschen in abgelegenen Regionen, vor allem jene, die sich einen Arzt nicht leisten konnten, dem Schicksal überlassen. Heutzutage hingegen regelt ein Landesgesetz (aktuell im Burgenländisches Gesundheitswesengesetz 2017) die Finanzierung des Gesundheitsystems des Burgenlandes, die Verantwortung für Krankenhäuser und die Entschädigung bei Fehlern, die im Spitalsbetrieb passieren.
Das 19. Jahrhundert war nicht nur eine Zeit der großen technischen Fortschritte, sondern wachsender sozialer Nöte. Vermögende Leute konnten sich einen Arzt leisten, die Armen hingegen fanden in Dr. Ladislaus Batthyány eine Ausnahmeerscheinung. Ohne Rast und Schonung opferte er sich für die Behandlung der Armen und Kranken und gründete das private Krankenhaus in Kittsee, mit dessen Bau am 28.8.1900 nach den Plänen des Pressburger Baumeisters Antal Durvay begonnen wurde. Für die Kosten des Baus und für die Ausstattung des Krankenhauses mit 18 Betten, zwei Operationssälen und einer Röntgeneinrichtung kam der Fürst mit seinem Privatvermögen auf. Er selbst behandelte bis zu 100 Patienten am Tag, meist unentgeltlich, und als Chirurg führte er zahlreiche Operationen durch. Vor jedem chirurgischen Eingriff sprach er ein Gebet und machte über der erkrankten Stelle des Patienten ein Kreuzzeichen.
Ein Kreuzzeichen über der Wunde
„Ich liebe Gott in dem Kranken“, schrieb er einmal in sein Tagebuch, „aber der Kranke hilft mir mehr, als ich ihm“. Später entwickelte er sich zu einem angesehenen Augenarzt, der vor allem für seine Staroperationen hoch angesehen war. Während des 1. Weltkrieges wurde das Spital in ein Lazarett umfunktioniert. Lediglich zwei Behandlungsräume blieben für zivile Patienten. Seine Frau, Maria Theresia Gräfin von Coreth zu Coredo und Starkenberg, assistierte ihm bei seinen Operationen. Nach dem Krieg übersiedelte die Familie nach Körmend, im Komitat Vas. Das Krankenhaus Kittsee wurde 1922 von der Burgenländischen Landesregierung übernommen.
Der Name Strattmann
Mit seiner Frau bewohnte Dr. Ladislaus Batthyány-Strattmann das Schloss in Kittsee. Der Name Strattmann war ihm von einem Vorfahren vererbet worden, der 1692 Eleonore Strattmann, die Tochter von Reichshofkanzler Graf Theodor Heinrich von Strattmann, heiratete, und der fortan diesen Zusatznamen führte.
Nach einer schweren Krebserkrankung verstarb Dr. Batthyány-Strattmann am 22. Jänner 1931 in Wien. Sein Todestag wurde als liturgischer Gedenktag für den seligen Ladislaus festgesetzt. Die sterblichen Überreste des Arztes wurden in der Familiengruft im Kloster der Franziskaner in Güssing bestattet.
Die Informationen zum Krankenhaus Kittsee wurden uns von Ewald Metzl zur Verfügung gestellt.
Diese Geschichte ist Teil des Buches "Pannonische Streifzüge".
2 Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.