Lehrerbewertung
Kein Verständnis für "Lernsieg"-App
Die "Lernsieg"-App von Benjamin Hadrigan ist im Bezirk Oberpullendorf nach wie vor Diskussionsthema.
BEZIRK (EP). Erst am 15. November veröffentlicht, ist die App "Lernsieg" des 18-jährigen Schülers Benjamin Hadrigan, mit der Lehrer und Schulen bewertet werden können, seit dem 18. November schon wieder offline. Die App sorgt auch im Bezirk Oberpullendorf für reichlich Gesprächsstoff.
Keine Auswirkungen
Laut Christine Pöltl, Direktorin der VS Deutschkreutz, ist eine Evaluierung und konstruktive Kritik zur Entwicklung einer Schule generell positiv zu sehen. "Problematisch sehe ich an dieser App, dass wirklich jeder seine Bewertung abgeben kann. Dazu muss man lediglich eine Telefonnummer angeben, was mich in der heutigen Zeit sehr skeptisch macht, da hier Massen an Daten gesammelt werden. Ich denke nicht, dass die App Lernsieg in der derzeitigen Form große Auswirkungen auf die einzelnen Schulen haben wird, da die Bewertungen nicht verifiziert werden können."
Keine Angst
Wenn man mit einer App eine Umfrage mit berechtigtem Zugang nur für die eigene Schule oder Lehrer bewerten könne, würde eine Evaluierung Vorteile für die weitere Schulentwicklung bringen. "Ich habe keine Angst vor einer Bewertung, denn in konstruktiven Gesprächen ist viel mehr Entwicklung möglich." Direktor Robert Friedl von der BHAK/BHAS Oberpullendorf schlägt in die gleiche Kerbe: "Ich halte nicht viel von einer App, wo jeder Mensch jeden Lehrer bewerten kann, auch wenn er ihn gar nicht kennt. Wir in der HAK haben gute feedback-Instrumente (anonym), wo Lehrer einer Klasse von den Schülern einer Klasse beurteilt oder beschrieben werden und konkret danach was geändert werden kann. Ich habe auch als Direktor Feedback von den Lehrern eingeholt damit ich sehe, wie sie mich sehen."
Öffentlicher Druck
Mag. Jürgen Müller ist Personalvertreter an der BHAK. Er findet an der App unter anderem problematisch, dass die Lehrer mit vollem Namen gelistet werden. "Weiters gibt es für die Bewertenden keine Möglichkeit, diese zu kommentieren. Es gibt schon jetzt viele Kollegen, die sich von den Schülern evaluieren lassen. Es könnte sein, dass das Bildungsministerium öffentlichen Druck verspürt und künftig ein verpflichtendes Feedbacksystem innerhalb der Schule einführen könnte."
Datenschutz
Manuel Suylok, Vorsitzender GÖD-APS, stellt sich klar hinter seine Kollegen und will dieser App nicht zu viel Bedeutung schenken, da sie weder wissenschaftlich fundiert sei noch objektiv Tatsachen abbilde: "Ich halte fest, dass die GÖD die besagte App auf ihre Rechtskonformität prüfen wird. Sie birgt Gefahren und Missbrauchspotenzial in sich und der Datenschutz wird in Frage gestellt. Zudem werden durch die Registrierung Telefonnummern gezielt gesammelt.
Elvira Heisinger, Direktorin der NMS Großwarasdorf, findet es grundsätzlich gut, wenn Schulen ihre Arbeit evaluieren lassen. "Es ist aber wichtig, dass man die Schüler befragt und wozu die Befragung dienen soll." Von der Lernsieg-App hält sie nicht viel. "Was mich besonders stört, ist dass Lehrpersonen ohne ihr Einverständnis namentlich aufscheinen und öffentlich und anonym bewertet werden können. Aus meiner Sicht kann man von den Bewertungsergebnissen der App nicht auf die Qualität einer Schule schließen."
Persönliches Gespräch
Reinhardt Magedler, Direktor der NMS Oberpullendorf, hat große Bedenken in Bezug auf den Datenschutz: "Außerdem entbehrt diese App jeder wissenschaftlichen Grundlage. Wenn jeder registrierte User seine Kommentare abgeben kann dann liegt es auf der Hand, dass Fehlinterpretationen Tür und Tor geöffnet werden. Unsere Lehrer lassen ihren Unterricht auch von den Schülern reflektieren. Kein Kollege braucht vor dieser App Angst haben. Ich sehe das Lehrer/Schülergespräch als effizienteres Mittel zur Leherbewertung´ als eine unpersönliche App."
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