Der Stadtwirt setzt auf Karriere mit Lehre

- Raimund Schmidinger mit seinen Lehrlingen Florian Schuh, Tamara Markgraf und Thomas Binder.
- hochgeladen von Karin Vorauer
Bereits mit acht Jahren wusste Raimund Schmidinger, dass er Gastwirt werden wollte. Doch der Weg dahin war lange und erforderte viel Durchhaltevermögen.
OBERWART (kv). Der gebürtige Oberösterreicher begann - seinen Berufswunsch klar vor Augen - im Alter von 15 Jahren seine Koch-Kellner-Lehre. Doch seine Ausbildung war alles andere als ein Spaziergang. Nach schwerwiegenden Problemen mit seinem Chef musste er die Lehrstelle wechseln und es war kein einfaches Unterfangen, als Lehrabbrecher eine neue Anstellung zu bekommen. Doch er hatte Glück und konnte die Ausbildung erfolgreich abschließen.
Es besser machen
Durch seine unschönenen Erfahrungen in der Lehrzeit hat sich Raimund Schmidinger fest vorgenommen, es bei seinen Lehrlingen besser zu machen. In Oberwart ist er der einzige Gastwirt, der auch ausbildet und davon hat er gleich vier an der Zahl. Wichtig ist ihm ein persönlicher Umgang und er versucht auch immer zu motivieren. "Ich bin mit allen per Du und stelle mich nicht auf ein Herr-Chef-Podest." Raimund Schmidinger hat damals eine zweite Chance bekommen. Daher stellt er auch junge Leute ein, die eine Lehre oder Schule abgebrochen haben, nicht das allerbeste Zeugnis vorweisen können oder sonst irgendwelche Lernschwierigkeiten haben. "Sie wissen ja, dass sie nicht immer alles richtig gemacht haben und bemühen sich alle sehr, diese Chance auch gut zu nutzen."
Die Welt erobern
Nach seiner Ausbildung wollte Raimund Schmidinger viel Erfahrung sammeln und nahm daher eine Stelle als Oberkellner in einem Speisewagen im internationelen Zugverkehr an. Er tingelte von Wien über Kiel bis nach Paris, Rom und Zürich und lernte so auch die schönen Seiten des Lebens - und vor allem Europa - kennen. Nach sechs Jahren wollte er noch weiter hinaus und wechselte 1997 als Weinkellner auf das Kreuzfahrtschiff Calypso, ein Schwesternschiff des Traumschiffs. So bereiste er die ganze Welt: Bali, Indonesien, die Malediven bis nach Japan. Im Selbststudium brachte er sich alles bei, was es über Weine zu wissen gab und stieg so zum Chefsommelier für Asien auf. Nach einem Jahr sehnte er sich wieder nach festem Boden unter den Füßen und zog ihn die Liebe nach Krems. Dort war er einer von drei Geschäftsführern des Piano in Krems, dem damals zweitbesten Bierlokal Österreichs.
Vom Freelancer zum Lokalbesitzer
Als Barmann lernte der Stadtwirt unzählige Leute kennen und knüpfte gute Kontakte. So auch mit Konzertveranstaltern. Er nahm sich ab und an frei und arbeitete freiberuflich als Gastronom auf Festivals. Er bekochte KISS, Rammstein und andere Rockgrößen. Das Catering für das Mind over Matter brachte ihn dann schlussendlich nach Oberwart, wo ihm die Leitung der Lounge im OHO angeboten wurde. Er nahm an und übernahm nach zwei Jahren die Bar 43 in der Grazer Straße sowie das Akira in Großpetersdorf. Von 2005 bis 2009 kehrte er zurück zum OHO. Doch als ihn Gäste plötzlich mit "Sie" begrüßten, entschloss er sich für einen Wechsel in den Tagbetrieb und wurde zum Stadtwirt von Oberwart. "Jetzt fühle ich mich endlich angekommen nach meiner langen Reise durch die Gastronomie."
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