Radlobby Ottakring
"Auf den Hauptradrouten herrscht Stillstand"

- Veronika Wirth (Mehr Platz für Wien) und Fabian Dorner (Radlobby Ottakring) in der Heigerleinstraße
- Foto: Radlobby Ottakring
- hochgeladen von Michael Payer
Radfahrerinnen und Radfahrer dürfen an einigen Ottakringer Kreuzungen seit kurzen bei Rot rechts Abbiegen oder geradeaus fahren. Grund genug um mit Fabian Dorner von der Radlobby über Gefahrenstellen und Verbesserungen im 16. Bezirk zu reden.
WIEN/OTTAKRING. Radfahren kann in Ottakring mitunter sehr gefährlich sein. Die Radlobby weist immer wieder auf gefährliche Stellen hin. Im Interview mit Fabian Dorner nimmt die BezirksZeitung die derzeitige "Rad-Situation" in Ottakring genau unter die Lupe.
Wie oft sind Sie mit dem Rad in Ottakring unterwegs?
FABIAN DORNER: Ich lege fast alle Alltagswege mit dem Rad zurück. Deshalb bin ich fast täglich in Wien und Ottakring mit dem Rad unterwegs.
Fühlen Sie sich auf den Straßen und in den Gassen sicher?
Es kommt darauf an. In vielen verkehrsberuhigten Bereichen kann man gut und sicher Rad fahren. Entlang vieler Hauptrouten fehlt es aber an sicherer Radinfrastruktur. Ich als routinierter Radfahrer kann damit einigermaßen gut umgehen. Aber beispielsweise viele Familien oder ältere Personen werden durch fehlende sichere Radinfrastruktur vom Radfahren abgehalten weil sie sich nicht sicher fühlen.
Wie gefährlich würden Sie Radfahren in Ottakring auf einer Skala von 1-10 einstufen?
Wenn 10 sehr sicher ist, würde ich Ottakring auf 4 einstufen.

- Fabian Dorner von der Radlobby Ottakring
- Foto: Radlobby Ottakring
- hochgeladen von Michael Payer
Ottakrings Gefahrenstellen
Wo liegen die größten Gefahrenstellen?
Wichtige Straßen wie die Ottakringer Straße oder die Maroltinger- und Sandleitengasse müssten über baulich von der Fahrbahn getrennte Radwege verfügen, um wirklich sicher zu sein. Leider gibt es in Ottakring fast keine derartigen Radwege. Leider sind einige Kreuzungen der „fahrradfreundlichen“ Hasnerstraße immer noch sehr unfallträchtig. Hier, aber auch in anderen Teilen Ottakrings stellen Auto-Abschneider durch Wohngebiete eine Gefahr für Menschen dar, die Rad fahren.
Wie könnte man aus ihrer Sicht die Gefahrenstellen schnell beseitigen?
Durch Änderung von Einbahnen und Superblocks können sichere verkehrsberuhigte Bereiche für Radfahrende und Fußgängerinnen und Fußgänger ohne Auto-Abschneider geschaffen werden. Auf Straßen mit viel Autoverkehr kann Tempo 30 einen schnell umsetzbaren Sicherheitsgewinn bringen. Ein dauerhafter Ersatz für Radwege ist das aber nicht.
Zuletzt wurden zusätzliche Kreuzungen mit dem „Grünpfeil für Radfahrer“ ausgestattet. Was bringt die Maßnahme?
Radfahrende können, dort wo es sicher ist, Kreuzungen mit weniger Zeitverlust passieren. Dadurch kommt es zu einem Zeitgewinn ohne Sicherheitsverlust.
Wo wären die drei wichtigsten Stellen wo sofort Grünpfeile sinnvoll wären?
Von der Neustiftgasse auf den Gürtel, von der Thaliastraße in die Haberlgasse und von der Neulerchenfelder Straße in die Kirchstetterngasse.

- An einigen Kreuzungen ist jetzt Abbiegen bei Rot erlaubt.
- Foto: Radlobby
- hochgeladen von Michael Payer
"Seit Jahren herrscht Stillstand"
Die Radlobby Ottakring macht immer wieder Vorschläge für Verbesserungen. Fühlen Sie sich beim Bezirk gehört?
Bei kleineren Projekten, wie beispielsweise der Situierung von Radbügeln oder Öffnung von Einbahnen, greift der Bezirk gerne unsere Vorschläge auf. Bei den großen Themen wie beispielsweise sicheren Radwegen entlang der Hauptradrouten herrscht leider seit Jahren Stillstand.
Gibt es mit dem Bezirk einen Austausch auf Augenhöhe?
Generell ist der Austausch mit dem Bezirk sehr respektvoll. Wir würden uns wünschen, bei Umbauprojekten früher eingebunden zu werden. Leider erfahren wir häufig sehr spät davon, wenn keine Änderungen mehr möglich sind. In anderen Ländern erfolgen derartige Planungen viel transparenter und unter stärkerer Einbindung der Öffentlichkeit.
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten. Wo sollten sofort baulich getrennte Radwege hinkommen?
Ottakringer Straße, Maroltinger-/Sandleitengasse und am Flötzersteig.
Umstieg aufs Rad
Rad-Gegner verlangen oft Nummernschilder für Räder und auch einen Radführerschein. Auch wird oft eine Versicherung im möglichen Schadensfall gefordert. Was halten Sie davon?
Sehr wenig. Radfahren bringt viele persönliche und gesellschaftliche Vorteile, zum Beispiel für Gesundheit und Klima. Verpflichtungen wie Nummernschilder oder Radführerschein stellen einen zusätzlichen Aufwand dar, der viele Leute vom Radfahren abhalten wird. Damit verlieren wir auch diese positiven Effekte bei gleichzeitig hohem administrativen Aufwand. Nicht zuletzt zeigt die Unfallstatistik, dass die meisten Unfälle von Autofahrenden verursacht werden – trotz Nummernschilder und Führerschein.
Kann es bei der Frage von Rad oder Auto nur eines geben, oder kann es auch sowohl als auch lauten?
Es wird immer ein sowohl als auch sein. Viele Transporte lassen sich nur mit dem Auto erledigen, das ist uns als Radlobby völlig bewusst. Es sollten aber nur so wenige sein, wie unbedingt nötig. Viele Leute steigen gerne vom Auto aufs Fahrrad um, wenn die Infrastruktur entsprechend gestaltet ist.
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