In Ottakring und Hernals auf Streife
Grätzelpolizei setzt auf kreative Lösungen
Als Grätzelpolizist taucht man tief in die Lebenswelten des Bezirks ein. Die BezirksZeitung hat im Stöberpark, an der Bezirksgrenze zwischen Ottakring und Hernals, nachgefragt.
WIEN/OTTAKRING/HERNALS. Kontrollinspektor Siegfried Lachner kennt seine Grätzel. Die Mehrzahl ist bewusst gewählt, denn als Sicherheitskoordinator weiß der Polizist bestens über Ottakring und Hernals Bescheid.
Beim Gespräch im Stöberpark schildert der 45-Jährige den Alltag der Grätzelpolizisten: "Wir kümmern uns auf niederschwellige Art um verschiedenste Problematiken und suchen nach kreativen Lösungen."
"Normale" Kollegen im Funkwagen haben oft nicht die Zeit und die Ressourcen, um sich eingehender mit den "Grätzelproblematiken" zu befassen. Die eigens ausgebildeten Grätzelpolizisten hingegen schon: "Wir können uns mehr Zeit nehmen, nicht nur für Gespräche, sondern auch für Hintergrundrecherchen."
Gerade der Stöberpark, an der Grenze zwischen 16. und 17. Bezirk, sei ein "Spezialfall". Lärmbelästigung sei hier ein viel diskutiertes Problem. "Das muss man differenzierter sehen. In einem extrem heißen Jahr wie dem vergangenen gehen die Menschen faktisch erst nach 22 Uhr raus, auch mit Kleinkindern. Wir sprechen mit den Familien und Anwohnern, um Verständnis zu erwirken", erklärt Lachner.
"Sind neutrale Zone"
Oft hört man dann von sogenannten "Hotspots". Lachner mag die Bezeichnung nicht, erklärt aber, dass die gemeinten Orte öfter im Monat bestreift werden. "Wir sehen uns als neutrale Zone und man kann uns immer rufen. Dann muss man aber auch annehmen, was wir zurückgeben." Der Sicherheitskoordinator will damit an das Verständnis der Bevölkerung appellieren: "Wir hören zu und sind gern der Puffer, aber wenn nichts angenommen wird, dann wird natürlich auch gestraft und im schlechtesten Fall auch eingesperrt."
Meist bleibt die große "Sanktionskeule" unbenutzt — dafür sorgt das Fingerspitzengefühl der Grätzelpolizisten. "Wir sind öfter in der Lage zu helfen als zu strafen. Wir wollen die Scheu vor der Polizei nehmen und fördern die Selbsthilfe", sagt Lachner.
Keine großen Unterschiede
Dafür sind in Ottakring vier und in Hernals zwei Grätzelpolizisten unterwegs und reden mit Gewerbetreibenden, Trafikanten oder mit Menschen an Tankstellen. "Wir haben unsere Vertrauenspersonen." Gravierende Unterschiede zwischen Ottakring und Hernals würde Siegfried Lachner keine feststellen. Im 17. Bezirk sei es direkter, aber das sei auf die kleinere Fläche zurückzuführen.
Für Lachner selbst wird der Dienst bald ein anderer sein. Seine seit 2015 übernommenen Agenden als Sicherheitskoordinator übergibt er an Nachfolgerin Abteilungsinspektorin Ursula Eigner. "Es ist und war mir eine Herzensgeschichte, weil man merkt, was als Grätzelpolizist alles möglich ist."
ZUR SACHE:
Kontakt zur neuen Sicherheitskoordinatorin, Abteilungsinspektorin Ursula Eigner:
Mail: SPK-W-16-Gemeinsam-Sicher@polizei.gv.at
Tel.: 01/313 10 24 207
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