Stand up Comedian Jack Nuri

In dieser Ottakringer Werkstatt läuft der Schmäh

Nuri Özkan ist Ottakringer, als Norbert Ötztaler bestens integriert und als Jack Nuri der bekannteste Stand-up Comedian Österreichs. In seiner Werkstatt im 16. Bezirk rennt nicht nur der Schmäh beim Hackeln.

WIEN/OTTAKRING. Mit der "Comedy Werkstatt" erfüllt sich der 50-Jährige einen Traum. In seiner eigenen Bude bietet er jungen und neuen Talenten eine Bühne, um in der Stand Up Comedy Szene Fuß zu fassen. Die Premiere am Samstag, 21. Mai 2022, ist bereits ausverkauft - Fortsetzungen soll es monatlich geben.

Bevor der Austro-Türke mit seinen Kollegen den Lachmuskeln ordentliche Arbeit aussetzen wird, haben wir uns zum amüsanten Gespräch in der Ottakringer Werkstatt getroffen. Wir sind übrigens per Du, das machen nämlich echte Brüder so - stimmt's, Bruder? Gute Unterhaltung und Bühne frei:

Woher kommt dein Humor?
Ich war immer schon so. Ich habe alles mit Humor genommen. Es geht ja nicht anders. Mein Vater hieß mit Spitznamen Saddam Hussein. Er war wie ein Diktator (lacht). Ich bin mit 17 ausgezogen. Seit damals bin ich auf eigenen Beinen gestanden. Wie willst das anders nehmen? Seit 2003 habe ich die Werkstatt und seit 2008 die Scheidung. Dann bin ich auf die Bühne gegangen.

Du hast dich also selbst therapiert?
Es hat geheißen ich muss zum Therapeuten. Also entweder ich zahle oder ich geh' auf die Bühne, rede deppat und bekomme Geld dafür.

So hast du alles verarbeitet?
(Lacht) Nicht nur die Scheidung, auch das Multikulturelle. Wenn ich sage ich heiße Nuri, dann kommt immer die Frage: Sind Sie Türke? Ja! Das sieht man ihnen gar nicht an. Dann sage ich immer: Muss ich mit dem Halbmond herumrennen?

Hast du dir deswegen einen neuen Namen zugelegt?
Ich bin auch Norbert Ötztaler, hasse Ausländer und schimpfe, wenn jemand Lärm macht. Dann rufe ich sofort die Polizei. Ich bin also ein richtiger Österreicher. Ich bin voll integriert. Ich habe sogar den angepassten Kanakenpreis von HC Strache bekommen (lacht).

Warst du Ottakring immer schon verbunden?
Eine Zeit lang bin ich fremd gegangen, aber der 16. Bezirk war immer meine Heimat. Mittlerweile wohne ich in Niederösterreich. Einfach weil zu viele Ausländer im 16. Bezirk wohnen (lacht). Nein, ich wollte mal was anderes machen. Ich will im Grünen sein und raus. Aber meine Werkstatt ist ja noch da. Ich bin von Kopf bis Fuß ein waschechter Ottakringer. Uns kann hier nichts mehr schocken. Wir sind Multikulti! Das ist das Schöne hier im 16. Bezirk.

Wieviele Leute sind in deiner Werkstatt beschäftigt?
Jetzt sind wir zu dritt. Wir waren aber mal sieben. Corona lässt grüßen und die Arbeit wird immer weniger. Die Leute machen keine Unfälle mehr. Es schneit ja nicht mehr (lacht). Wir leben ja vom Leid der anderen.

Wie entstand die Idee zur Comedy Werkstatt?
Durch Corona. Leute, die vom Kabarett leben, haben bei den Bühnen Vorrang. Ich mach das hobbymäßig, muss mir also was einfallen lassen. Hier müssen und wollen wir was ändern. Ich hatte die Idee schon ganz zu Beginn meiner Karriere. Das ist ein Riesenaufwand: Behördenwege, Ausrüstung, Presse. Wir machen es mit Herzblut! Wir spenden Geld an die Krebshilfe. Man soll ein Stück vom Kuchen auch abgeben.

Es soll also was Großes werden?
Wir sind genügsame Menschen und froh, wenn wir jedes Mal ausverkauft sind (lacht). Geplant ist es einmal im Monat. Ein Teil der Einnahmen fließt immer an einen gemeinnützigen Verein. So viel steht schon fest.

Ist lachen die beste Medizin?
Mit Humor kann man alles überwinden. Stand Up Comedy hat in Österreich leider keine Szene. Kabarett ist etwas anderes. Stand up lebt vom Erlebten. Deswegen habe ich nur kaputte Leute bei mir (lacht).

Wer wird in deiner Werkstatt in der Klausgasse 46 zu sehen sein?
Wir wollen Sponsoren auftreiben, damit wir auch Leute aus Deutschland oder so holen können. Wir wollen jungen Leute und Newcomer. Natürlich auch Freunde. Die Stand Up-Community kennt sich untereinander. Wir wollen uns gegenseitig helfen. Obwohl ich schon so lange auf der Bühne stehe, würde ich nie den ORF anrufen. Einen Ottakringer Türken wird es beim ORF nicht geben. So weit sind wir noch nicht. Da ist Deutschland viel weiter. Es gibt genug Leute die glauben lustig zu sein. Aber nicht jeder Lustige im Kaffeehaus muss auf die Bühne. Wir versuchen bei der Comedy Werkstatt Multikuli reinzubringen. Es soll kein reiner Türken- oder Jugotreff sein.

ZUR SACHE:
JACK NURI, Comedy Werkstatt
mit Walid Azak, Evelin Pichler, Gino Cultura
Datum: 25. Juni 2022
Ort: Auto Nuri, Klausgasse 46, 1160 Wien
Uhrzeit: 19.30 Uhr
Kartenpreis: 21 Euro
Karten gibt es online unter: www.comedywerkstatt.com
Mit diesem Event wird die Wiener Kinderkrebshilfe Wien-NÖ-BGLD unterstützt.

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