Nach einem Jahr Krieg
Mehr und mehr Ukrainer wollen in Österreich bleiben

- Seit über einem Jahr herrscht Krieg in der Ukraine. Viele müssen sich mit dem Gedanken anfreunden, noch länger nicht in ihre Heimat zurück zu können. (Symbolfoto)
- Foto: Land Steiermark/Peter Drechsler
- hochgeladen von Antonia Unterholzer
Das Beratungszentrum Ukraine der Diakonie berät ukrainische Geflüchtete in Wien. Wie deren Leiterin in einem Interview erklärte, spielen nun viele der Menschen verstärkt mit dem Gedanken, länger in Österreich zu bleiben. Grund ist, dass kein Ende des Krieges abzusehen ist.
WIEN/OTTAKRING. Mehr als ein Jahr tobt nun schon der Krieg in der Ukraine. Seither kamen auch viele Menschen hierher nach Österreich, mussten aus ihrem Heimatland fliehen. Viele der Geflüchteten kommen auch nach Wien und nehmen dort diverse Beratungen in Anspruch - so auch in Ottakring, wo die Diakonie ihr Beratungszentrum Ukraine betreibt.
Der APA gab nun deren Leiterin Claudia Lui ein Interview. Vor allem Frauen würden sich dort zu verschiedenen Themen beraten lassen, 75 bis 80 Prozent der Klientinnen und Klienten sind weiblich. Seit Kriegsbeginn wurden laut Lui rund 13.000 Personen in Ottakring beraten.

- Viele Ukrainerinnen kamen zuerst am Wiener Hauptbahnhof in Österreich an.
- Foto: Philipp Gruber
- hochgeladen von Philipp Gruber
Viele der Ukrainerinnen würden nun jedes Monat damit hadern, ob sie zurückgehen sollen, so die Leiterin des Zentrums. Allerdings können sie sich dort aktuell keine Zukunft aufbauen. Immer mehr Vertriebenen werde nun nach und nach bewusst, dass sie sich ihre Perspektive unter Umständen in Österreich schaffen müssen.
Integrieren sich die Kinder, bleiben die Eltern
Es sei daher „durchaus wahrscheinlich“, dass Familienzusammenführungen in Zukunft in Österreich stattfinden und nicht in der Ukraine. Besonders in den Kindern sieht Lui einen Anker: „Je eher die Kinder in Österreich sozialisiert werden, desto eher bleiben auch die Eltern.“

- Seit einem Jahr herrscht Krieg in der Ukraine.
- Foto: graja/panthermedia
- hochgeladen von Valentin Berghammer
Auch innerhalb der Familien verschob sich durch die Flucht natürlich einiges. Viele Ukrainerinnen müssen in Österreich viel intensiver in ihrer Mutterrolle als zuvor schlüpfen - denn viele Frauen wurden durch die Flucht plötzlich zu Alleinerzieherinnen. In der Heimat hätten noch öfter die Großeltern auf die Kleinen aufgepasst. Daher nehmen auch viele Ukrainerinnen aktuell eher Teilzeitjobs an, um die Kinder nicht länger als unbedingt nötig in der fremden Umgebung alleine zu lassen.
Ukrainer nach wie vor willkommen
Derzeit wird ukrainischen Vertriebenen bis März 2024 der Aufenthalt in Österreich gewährt. Mehr Perspektiven schaffen könne ein längerfristiger Aufenthaltstitel. Das sei die Basis etwa für das Unterschreiben eines Mietvertrages für drei Jahre oder den Beginn einer Ausbildung und könne davon überzeugen, die Fremdsprache Deutsch zu lernen. Sinnvoll fände Lui, dass Vertriebene, die oft unter Vorerkrankungen leiden, Pflegegeld erhalten können. Positiv sieht sie das Stimmungsbild in der Gesellschaft, wo die ukrainischen Vertriebenen „nach wie vor willkommen sind“.

- Wien zeigt sich solidarisch mit den Menschen in der Ukraine.
- Foto: Unsplash
- hochgeladen von Johannes Reiterits
Zwar kommen auch Männer ins Beratungszentrum Ukraine, allerdings seien diese wie erwähnt stark in der Minderheit. Viele seien meist älter oder beeinträchtigt. Männer dürfen seit Kriegsbeginn nämlich nur unter bestimmten Umständen ausreisen, da im Rahmen der allgemeinen Mobilmachung für wehrpflichtige Ukrainer zwischen 18 und 60 Jahren ein Ausreiseverbot verhängt wurde.
Viele Themen im Beratungszentrum abgedeckt
Täglich komme man auf 60 bis 70 Beratungsgespräche. Dabei will die Diakonie „möglichst breit alle Fragestellungen oder Problemfelder abdecken“, meinte Lui. Man behandle das Thema Wohnen, beispielsweise Fragen zu Energiepreisen und privaten Wohnungen, sowie Arbeitsmarktintegration und leiste Sozialberatung sowie sozialmedizinische Beratung. Dabei könne der österreichische Arbeitsmarkt die Vertriebenen brauchen – etwa im medizinischen, pädagogischen und technischen Bereich, so Lui. Der überwiegende Teil ihrer Klientinnen habe eine Hochschulqualifikation.
Die Menschen seien gut digitalisiert, könnten schnell Deutsch lernen, sich orientieren und sich oft selbst helfen. „Was mir auch sehr gut gefällt an den Ukrainern und Ukrainerinnen ist, dass sie sich nicht so leicht dequalifizieren lassen“, meinte Lui. Sie würden qualifiziert in den Arbeitsmarkt einsteigen wollen. Allein aus ökonomischer und damit egoistischer Sicht würde Österreich also gut daran tun, den Menschen aus der Ukraine entgegenzukommen.
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