"Bauernsterben"
35 Perger Bauern hören pro Jahr auf

Das Höfesterben hat mehrere Ursachen. Der "Brexit" und ein mögliches Freihandelsabkommen bereiten aktuell Sorgen. (Symbolfoto) | Foto: drsg98/Fotolia
  • Das Höfesterben hat mehrere Ursachen. Der "Brexit" und ein mögliches Freihandelsabkommen bereiten aktuell Sorgen. (Symbolfoto)
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"Bauernsterben" hält nach wie vor an, die Entwicklung schwächte sich im Land aber ab.

BEZIRK PERG (mikö). Im Schnitt sperren im Bezirk pro Jahr 35 Betriebe zu. Das geht aus den Daten des Grünen Berichts 2017 des Landes Oberösterreich hervor – siehe "Zur Sache" unten.

Franz Leitner: Unsere Tragik sind die niedrigen Einkommen. Diese liegen oft unter jedem Mindestlohn.

"Unsere Tragik sind die niedrigen Einkommen in der Landwirtschaft. Diese liegen oft unter jedem Mindestlohn. Es wird schwer, die Jungen zu motivieren, den Betrieb weiterzuführen", sagt Landwirtschafts-Kammerrat Franz Leitner aus Waldhausen. Er merkt an, dass Förderungen europaweit stark in Richtung der großen Landwirtschaften verteilt werden.

Rosemarie Ferstl: Ein großes Problem sind die hohen Auflagen. Es liegt auch an der Wertschätzung.

Bezirksbauernkammer-Obfrau Rosemarie Ferstl ergänzt: "Speziell im Bezirk ist es so, dass wir Industriebetriebe haben, die gut zahlen. Das kann ich in der Landwirtschaft oft nicht 1:1 verdienen. Bauernkinder sind in der Regel fleißig, handwerklich geschickt, also auch als Arbeitnehmer gefragt. Ein großes Problem sind auch die hohen Auflagen, speziell in der konventionellen Landwirtschaft. Und es liegt auch an der Wertschätzung – in der Gesellschaft und auch innerhalb der Bauernschaft untereinander."
In den Daten für Oberösterreich zeigt sich aber auch, dass sich die Entwicklung abschwächt. "Es gibt viele gute junge Landwirte, die wirklich wollen und sich einen Weg suchen, sehr professionell arbeiten. Sie tun sich auch mit den modernen Entwicklungen leichter", weiß Ferstl. Was besonders wichtig sei: "Dass am Bauernhof alle zusammen helfen."

Hoffen auf "weichen Brexit"

Aktuell bereitet der "Brexit" Sorgen. Großbritannien weist bei Agrarprodukten und Lebensmitteln nur eine Selbstversorgungsrate von 60 Prozent auf. Der Großteil der Importe erfolgt aus dem EU-Binnenmarkt. Bei einem ungeordneten Austritt würden Zollregeln wirksam und der Warenverkehr beeinträchtigt. "Es wird uns massiv treffen, das Wichtigste ist, dass es mit der EU-Verträge gibt", hofft Ferstl auf einen "weichen Brexit", vor allem Milch- und Fleischproduzenten seien betroffen. Hinzu kommt: Sobald der EU-Nettozahler Großbritannien wegfällt, fehlt der EU auch Geld. Und ländliche Betriebe sind auf Zahlungen der Union angewiesen.

Schadet ein Abkommen?

Die Grünen OÖ befürchten, dass durch das geplante Freihandelsabkommen Mercosur mit Südamerika weitere Bauern aufgeben müssen. Landwirtschaftssprecher Landtagsabgeordneter Stefan Kaineder übt Kritik an der ÖVP, die den Grünen-Antrag auf Verhandlungsstopp ablehnte. Durch die zu erwartenden enormen Importmengen aus dem südamerikanischen Markt wäre das Abkommen für die Landwirtschaft "fatal". Allein Brasilien sei der größte Fleischexporteur der Welt.
Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger (ÖVP) kontert: "Ein funktionierender Welthandel ist gerade für die starke europäische Landwirtschaft von enormer Bedeutung. Auch beim Mercosur-Abkommen muss ein Ergebnis erzielt werden, das unsere heimischen Bauern bestmöglich vor unfairer Konkurrenz aus Südamerika schützt." Aufgrund der Verhandlungspause sei keine akute Handlungsnotwendigkeit gegeben und wegen Exportinteressen ein Rückzug vom Verhandlungstisch nicht sinnvoll.

Zur Sache

Laut Grünem Bericht 2017 des Landes gab es 2016 in Oberösterreich 24.156 Invekos-Betriebe (Bezirk Perg: 1.712). Dabei handelt es sich um jene, die an Maßnahmen der europäischen Agrarpolitik teilnehmen. Diese machen etwa 85 Prozent der Betriebe laut Agrarstrukturerhebung aus. Von den Invekos-Betrieben sperren im Schnitt pro Jahr 500 bis 600 Bauernhöfe zu, im Bezirk Perg 35. Die Gründe für die Aufgabe sind vielfältig. Es zeigt sich aber auch, dass in den vergangenen fünf Jahren das Höfesterben deutlich zurückgegangen ist. Rund drei Prozent unserer Bevölkerung sind heute noch Landwirte.
Die neue Bauernkammer für Freistadt und Perg in Hagenberg soll bis Ende 2019 bezogen werden. Diese stellt künftig die größte in OÖ dar – sowohl was die Anzahl an bäuerlichen Betrieben (mehr als 4.000) als auch die betriebswirtschaftlichen Zahlen betrifft.

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