Franz Walzers Archiv birgt Schätze
Der Chronist von St. Georgen

Hobbyhistoriker "in action": Franz Walzer in seinem häuslichen Archiv, am Schwarzweißbild als Bibilothekar im OÖ Landesmuseum. | Foto: Eckhart Herbe
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Franz Walzer ist Prototyp jener Menschen, die in aller Stille Großes leisten.  Einer , ohne die kein Verein funktioniert und die gerade wenn es um soziale und kulturelle Identität geht, der Klebstoff unserer Gesellschaft sind. Seine Mission: Die St. Georgener Geschichte zu bewahren.
St. Georgen/G. Der sympathische kleine Mann mit dem scheuen Lächeln stellt sein Licht gerne unter den Scheffel und ist fest davon überzeugt, dass sich andere viel mehr Anerkennung verdienen. Hat man aber eine Frage nach einer historischen Begebenheit im Ort, sucht für ein Jubiläum nach historischen Bildern, steht im Heimathaus eine neue Ausstellung an - dann beginnen seine Augen zu leuchten und Franz Walzer läuft zur Höchstform auf. Er öffnet die Tür zu seinem Archiv, mustert die Regalreihen, durchforstet akribisch geführte Listen und sein Computerverzeichnis. Mit gerunzelter Stirn werden dann die betreffenden Ordner, die sich unter hunderten anderen sauber aufgereiht in Kästen und Regalen drängen, identifiziert, und das Gesuchte präsentiert.

19.000 historische Bilder archiviert

Egal ob Bild, Zeitungsartikel, Bücher -  der 72-jährige achtfache Großvater besitzt einen riesigen Wissens- und noch größeren Datenschatz, den er gerne teilt. Auch wer nur kurz vorbeischauen wollte, gerät nach wenigen Minuten in seinen Bann. 7.000 historische Fotos im Original und 12.000 gescannte, dazu 2.752 Bücher, unzählige Schriftenreihen - ein beeindruckendes Archiv, das Franz Walzer in seinem schmucken Eigenheim und im Heimatvereinshaus bunkert. Darunter wahre Schätze wie zwei Bücher aus 1724 und 1740, oder seine Sammlung historischer Ansichtskarten aus St. Georgen, die auch das wohl erste gedruckte Exemplar beinhaltet. Und natürlich ein umfangreicher Pressespiegel, in dem sich unzählige Artikel von "Mühlviertler Post", "Der Mühlviertler", Mühlviertler Nachrichten" und "Mühlviertler Rundschau" - alles Vorläufer der heutigen Bezirksrundschau - finden.

Vom Tischler zum Geschichtsexperten

Angefangen hat Franz Walzer als Tischler, wobei ihn Historisches schon damals faszinierte. Glück für alle, dass er nach 20 Jahren als Hausarbeiter beim OÖ Landesmusum anheuerte und einigen seiner damaligen Mentoren durch sein Wissen auffiel. "Der renommierte Kunsthistoriker Adalbert Schiffkorn hat mich zur ersten Heimatforschertagung nach Bad Hall mitgenommen. Da hab ich endgültig Feuer gefangen und umgesattelt, eine Ausbildung absolviert und die Bibliotheksbetreuung im Landesmuseum übernommen - ein Paradies für mich. Ich habe den legendären ´Maseratipfarrer´ Manfred Brandl mit seinem Faible für Oldtimer kennengelernt, der als Kurator in Steyregg ein tolles Heimatarchiv aufgebaut und mir für die Medienrecherche viel Wissen vermittelt hat",schwärmt der Pensionist. Um natürlich gleich zu betonen, dass er ja nur dokumentiere, was ihm die Bevölkerung zur Verfügung stelle.

Mitbegründer des Heimvereins

Er war 1986 einer der Gründerväter des St. Georgener Heimatvereins, der sich neben einer umfassenden Dokumentation der Ortsgeschichte mit dem daraus hervorgegangenen "Gedenkdienstkomitee Gusen" in herausragender Weise um die Aufarbeitung der NS-Geschichte in der Region verdient macht.  Vor allem zum bis heute geheimnisumwitterten Stollensystem Bergkristall, bei dem in viele Details amtlich verordnetes Forschungsverbot herrscht, hat Franz Walzer so manches brisante Detail in seinem Archiv: Von US-Luftbildern des umstrittenen "Oktogons" bis zum Vermessungsbericht eines Leobener Bergbauexperten aus den 1970ern, welcher das Gangsystem weit größer als heute offiziell dargestellt ausweist. Gemeinsam mit Kurator Gernot Halmdienst hat er im Vorjahr ein mehrsprachiges interaktives Stollenmodell geschaffen, das Besucher aus aller Welt begeistert.
Der Kulturpreis der Gemeinde St. Georgen 1995 ist die bislang einzige Würdigung von offizieller Seite für Franz Walzer. Es ist ihm wahrscheinlich ganz recht, weiter im Verborgenen zu forschen  - verdient hätte er sich seinen Platz im fachlichen Rampenlicht aber allemal.

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