Städtepartnerschaft vertieft
St. Georgen und Empoli feiern 25 Jahre Kooperation
Die geschichtlichen Hintergründe sind tragisch, die daraus entstandene Kooperation mustergültig. Seit 1997 sind St. Georgen an der Gusen und die toskanische Glasstadt Empoli Parter. Bei einem Besuch in Italien wurden 25 Jahre gefeiert und neue Projekte auf den Weg gebracht.
ST.GEORGEN/GUSEN. EMPOLI. 1944 wurden streikende Arbeiter der Glasfabrik in die Konzentrationslager Mauthausen und Gusen deportiert. Den Überlebenden war es Jahrzehnte später ein großes Anliegen, eine positive, von Freundschaft getragene Beziehung aufzubauen, um in einer Städteparterschaft gemeinsam die tragische Geschichte zu überwinden.
Austausch und Begegnung Erfolgsrezept
Nedo Nencioni von der Häftlingsorganisation ANED trat mit dieser Idee an den damaligen Bürgermeister Rudolf Honeder heran. 1997 erfolgte die Vertragsunterzeichnung. Beiden Kommunen waren von Anfang an Begegnungen von Menschen jeden Alters besonders wichtig. Sehr erfolgreich ist der Schüleraustausch, wo italienische und österreichische Jugendliche jeweils eine Woche bei Gastfamilien in St. Georgen und Empoli verbringen und neben Ausflügen und Veranstaltungen auch Lebensart und Werte kennenlernen. Abbau von Vorurteilen und interkulturelle Toleranz wird so gestärkt. Viele Besuche unterschiedlichster Delegationen und Vereine haben die Bande zwischen Mühlviertel und Toskana weiter vertieft.
Besuch bei Gedenkfeier
Anlässlich des Jahrestages der Deportation am 8. März 2022 reiste eine Delegation aus St. Georgen nach Empoli zur Gedenkfeier. „Gerade in Zeiten, wo in der Ukraine Krieg geführt wird, ist gemeinsames Erinnern unverzichtbar für ein friedliches Europa“, so Delegationsleiter Altbürgermeister Erich Wahl. Die St. Georgener waren mit Familienmitgliedern und Schülern bei der berührenden Verlegung von „Stolpersteinen“ an den letzten Wohnsitzen der Deportierten dabei. Als Beitrag zur Feier brachten sie die Freirauminstallation von Johannes Angerbauer-Goldhoff „Erinnern – Anlehnen – Erinnern‘“ mit, die an die Ereignisse der NS-Zeit erinnert und warnt, dass es nicht immer Gold ist, was unter Gold zu finden ist.
Weitere Projekte in Arbeit
„Es ist wichtig, dass wir die Städtepartnerschaft auf dieser besonders menschlichen Ebene weiterführen“, so Bgm. Andreas Derntl. „25 Jahre Partnerschaft bedeuten 25 Jahre gelebte Freundschaft zwischen zwei Kommunen“, ergänzte seine italienische Amtskollegin Brenda Barnini. Der Besuch wurde daher intensiv genutzt, um die laufenden Erasmus+ Projekte der Bewusstseinsregion Mauthausen – Gusen – St. Georgen mit den Schulen zu vertiefen und die Gemeinschaftsinitiativen „Wege der Menschenrechte“ und eine Wanderausstellung zum Thema Zwangsarbeit weiterzuentwickeln.
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