"Millionen Gesetze statt zehn Geboten"

Wolfgang Wimmer: "Müssen als Wirtschaftskammer noch mehr Druck machen Richtung neue Donaubrücke." | Foto: Wimmer
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Wirtschaftskammer-Bezirksobmann Wolfgang Wimmer über die Krise, Chancen und Wünsche für das neue Jahr.

BezirksRundschau: Zur Zeit wird schon wieder überall von Krise gesprochen. Wie sehen die Aussichten für den Bezirk aus?

Wolfgang Wimmer: Ich habe mich mit vielen Unternehmern aus dem Bezirk unterhalten, die Meinungen gehen auseinander. Die Industrie erwartet bis zur Jahresmitte einen Rückgang, ab Herbst ein Anziehen. Schwierig ist es vor allem bei den Autozulieferern und im Tiefbau. Den Baufirmen der Region geht es gut, die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Es kämpfen eher große Unternehmen wie die Alpine oder die Strabag. Habau hat sich super Nischen gesucht, wie Pipeline- und Tunnelbau, im Hochbau sind sie sowieso sehr stark. Beim Klein- und Mittelgewerbe ist die Auftragslage gut.

BRS: Bei den Arbeitslosenzahlen gab es im November laut AMS in Oberösterreich einen Anstieg von 11,2 Prozent, im Bezirk 4,02 Prozent. Wie wird sich das 2013 entwickeln und welche Rezepte gibt es dagegen?

Wimmer: Der Anstieg der Arbeitslosigkeit ist ein saisonales, alljährlich wiederkehrendes Thema. Grundsätzlich ist 2013 auch genug Arbeit da, eine gewisse Flexibilität ist aber nötig. Der Fachkräftemangel wird ein zentrales Thema werden. Es gibt verschiedenste Projekte, um darauf einzugehen. Eine große Bewusstseinsbildung wird nötig sein. Früher hieß es "Tu dem Kind etwas Gutes, lass es in eine höhere Schule gehen". Nun kommt man drauf, dass das duale System auch Vorteile hat. Die Lehre mit Matura wird gut angenommen und immer häufiger auch die Lehre nach der Matura, vor allem nach einer AHS. Bei "Wirtschaft verstehen" begleiten Unternehmer die Berufsorientierungslehrer und zwar ab der 5. Schulstufe, nicht erst ab der 7. oder 8., das ist zu spät. Hier ist uns wichtig, Zusammenhänge zu erklären, warum es wichtig ist, dass es Nahversorger im Ort gibt, dass die Kaufkraft nicht abfließt, dass man damit Arbeitsplätze sichert. Da gibt es eigene Unterlagen für den Unterricht, alles schon vorbereitet. Und der Lehrberuf muss aufgewertet werden. Mit der Lehrabschlussprüfung soll man die Studienberechtigung für bestimmte Bereiche bekommen.

BRS: 2012 hat sich mit dem Dämmstoffplattenwerk der Synthesa das erste Unternehmen im neuen Wirtschaftspark angesiedelt. Wie wird es hier weitergehen?

Wimmer: Die Infrastruktur wird ausgebaut, auch mit Glasfaserkabeln. Ende des Jahres wurde ein rund vier Hektar großes Grundstück in Bad Kreuzen in die Flächen des Wirtschaftsparks aufgenommen. Für die Region ist das eine große Chance. Münzbach und St. Thomas haben extreme Zuwanderung. Das unterstreicht, dass alle Gewinner sind. Es entsteht ein Wirtschaftsgürtel entlang der B3, dahinter ein Wohngürtel und noch einmal dahinter ein Tourismusgürtel. So ist zum Beispiel ein großes Radwegprojekt von Katsdorf nach St. Georgen am Walde geplant.

BRS: Werden sich auch neue Unternehmen ansiedeln?

Wimmer: Anfragen gibt es. Bevor nicht alles fix ist, sind diese aber Top Secret. Zwischen dem neuen ÖAMTC-Stützpunkt und dem Autohaus Dirnberger-Irrgeher wird ein Bürokomplex entstehen. Baubeginn ist im März. Eine der Firmen wird "Fresh & Easy Burger", die Burger zum selbst Zusammenstellen anbietet, ein tolles Konzept.

BRS: Welche Wünsche gibt es für 2013?

Wimmer: Wir müssen Brücken bauen in allen Bereichen. Eine Vernetzung der Region, der Firmen und vor allem im Bereich Infrastruktur. Ich möchte nicht daran denken, wenn in Mauthausen die Donaubrücke wegen Sanierungsmaßnahmen gesperrt werden müsste. Das ist doppelt gefährlich, denn auch die Greinbrücke wird 50 Jahre alt, hier steht die Sanierung bevor. In Mauthausen muss bis spätestens 2020 saniert werden. Am besten wäre bei einer neuen Brücke, diese gleich vierspurig zu bauen. Die alte Brücke könnte neben der Eisenbahn für Fußgänger und Radfahrer geöffnet bleiben sowie als Ersatz für Notfälle.
Und wichtig wäre auch eine Entbürokratisierung. Die Unternehmer stöhnen unter der Gesetzesflut und unter den vielen Auflagen. Wir brauchen Millionen Gesetze zum Einhalten der zehn Gebote.

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