Zum Baumeister ohne Matura

PERG (ulo). 60 Lehrlinge beschäftigt die Perger Baufirma Habau derzeit, gut die Hälfte davon wird zum Mauerer und Schalungsbauer ausgebildet. "Das ist sicher unser Schwerpunkt. Da es eine Doppellehre ist, dauert sie vier Jahre. Wir bilden aber auch Vermesser, Baumaschinentechniker, Betonfertigungstechniker und mehr aus", erklärt Habau-Lehrlingsbeauftragter Karl Fröschl.

Bei den Maurern und Schalungsbauern setzt die Bauindustrie auf die so genannte triale Ausbildung. Zur Praxis im Betrieb und auf Baustellen sowie der Theorie in der Berufsschule Freistadt kommt das praktische Arbeiten am Lehrbauhof, der Bauakademie. "Dort lernen sie handwerkliche Fähigkeiten, die auf Baustellen nicht so alltäglich sind, damit auch diese erhalten bleiben. Wie Gewölbe und Gesimse mauern, Stiegen schalen – der Großteil wird heute in Fertigbau gemacht – und auch einmal händisch verputzen. Das sind Fertigkeiten, die besonders in der Erhaltung von Altbeständen gefragt sind, vor allem bei denkmalgeschützten Bauten", weiß Roman Schrattenholzer, Bauleiter und Ausbildungsleiter für den Bereich Maurer/Schalungsbauer.

Wer möchte, kann auch Maurer allein lernen und bei Bedarf die Lehrzeit von drei auf vier Jahre ausdehnen. "Fast alle machen die Kombination mit Schalungsbauer. Denn auf der Baustelle braucht man beide Fähigkeiten, das gehört einfach zusammen", so Fröschl.

Was sollte ein junger Mensch mitbringen, der Maurer und Schalungsbauer werden möchte? "Ein Grundmaß an handwerklichem Geschick, Interesse am Beruf, Teamfähigkeit, da man auf der Baustelle immer in einer Gruppe arbeitet und Zuverlässigkeit. Wichtig ist uns in der Ausbildung die Erziehung zur Selbstständigkeit und zur Übernahme von Verantwortung. Dass man nicht jeden Schritt anschaffen muss. Eigenständiges Arbeiten ist eines der wichtigsten Ziele", so Schrattenholzer.

Die Begeisterung für den Beruf wird mit eigenen Lehrlingsseminaren gefördert. "In jedem Lehrjahr gibt es drei Tage mit speziellem Programm. Im ersten Lehrjahr fahren wir mit den Lehrlingen auf eine Selbstversorgerhütte, wo sie drei Tage 'überleben' müssen. Da lernen sie vorausschauendes Arbeiten, planen und Verantwortung übernehmen. Man merkt, dass die Leute verändert zurück kommen", so der Lehrlingsbeauftragte. Im zweiten Lehrjahr werden nach einem Plan, der auch verbessert werden darf, Seifenkisten gebaut, während es im dritten Lehrjahr darum geht, herauszufinden, wer sich für Führungsaufgaben eignet – Abseilen von einer 80 Meter hohen Staumauer inklusive.

"Die Arbeit am Bau ist interessant und vielschichtig. Es ist keine Fließbandarbeit, denn jede Baustelle ist anders", sagt Karl Fröschl. "Karriere mit Lehre" ist für ihn kein leerer Slogan: "Unsere Lehrlinge können sich über den Facharbeiter, Vorarbeiter, Polier, Techniker und Bauleiter bis zum Baumeister hocharbeiten, komplett ohne Matura oder Studium", so Fröschl stolz. Lehre mit Matura ist bei Habau aber auch möglich. "Das ist bei den Maurer und Schalungsbauer-Lehrlingen weniger gefragt, aber wir haben einen technischen Zeichner und einen Vermesser, die Lehre mit Matura machen."

Bewerbungen um Lehrstellen sind jederzeit möglich. Ab März fällt die Entscheidung für jene, die regulär im Herbst starten. Für Schulabbrecher gibt es auch unter dem Jahr Chancen.
karriere@habau.at