Zwei Pensionisten als Modellbauer des NS-Gedenkens

Franz Walzer und Gernot Halmdienst verknüpfen Damals und Heute in ihrem interaktiven Stollenmodell.
6Bilder
  • Franz Walzer und Gernot Halmdienst verknüpfen Damals und Heute in ihrem interaktiven Stollenmodell.
  • hochgeladen von Eckhart Herbe

Mit dem Bibliothekar Franz Walzer (72) und dem EDV-Techniker Gernot Halmdienst (76)  haben sich zwei gefunden, die ihr jeweiliges früheres Berufswissen für ein vorbildliches Projekt zur Wissenvermittlung über lokale Zeitgeschichte ideal kombiniert haben. Mit einem interaktiven Modell des riesigen Stollensystems Bergkristall und seiner Umgebung schlagen die beiden eine Brücke zwischen damals und heute.

Vom riesigen unterirdische Flugzeugwerk, in dem KZ Häftlinge aus Gusen und Mauthausen in den Kriegsjahren unter barbarischen Umständen das erste einsatztaugliche Jagdflugzeug mit Düsenantrieb, die Messerschmitt 262,  bauten, ist heute in St. Georgen kaum mehr etwas zu sehen. Die Landschaft hat sich stark verändert, ein Teil des Sandbergs, der das Stollensystem beinhaltete, ist verschwunden, Gänge wurden verfüllt, andere Teile der Anlage sind heute mit mehreren Siedlungen überbaut. "Wer nicht Zeitzeuge war, tut sich schwer, sich das Ganze heutzutage vorzustellen. Noch schwieriger haben es die vielen ausländischen Besucher, die während der Gedenkfeiern Anfang Mai zu uns kommen. Dem wollten wir abhelfen", erzählen die beiden begeisterten Heimatforscher.

Aufwändige Datenrecherche

Gesagt, getan. Ausgehend von einem schon früher von Franz Walzer in hunderten Arbeitsstunden erbauten, etwa drei Quadratmeter großen Modell der Stollenanlage und des KZ Gusen durchforsteten die beiden das umfangreiche Archiv des St. Georgener Heimatvereins nach Lageplänen, historischen Fotos und Dokumenten. Diese ordneten sie in mühevoller Arbeit unzähligen Punkten im Modell zu. Wo heute noch Relikte sichtbar sind, fotografierten sie am gleichen Standort die aktuelle Situation und stellten es der historischen Ansicht gegenüber. Zu einigen Orten gibt es auch Textdokumente und sogar Filmmaterial. All das wurde von Gernot Halmdienst in je einer Filmdatei zusammengeführt. Für jeden der definierten Punkt können die gesammelten Informationen nun mittels einer Auswahltatstatur abgerufen werden und ermöglichen so einen raschen Überblick auch für Fremde. Der aktuelle Entwicklungsstand wurde bei den heurigen Gedenkfeiern erstmals im Heimathaus gezeigt. Doch die beiden Hobbyhistoriker haben bereits Ideen für die nächste Ausbaustufe.

Mehrsprachige Audiokommentare geplant

"Künftig soll es auch einen Audikommentar geben. Nach Wahl in Deutsch und Englisch, aber auch in den Sprachen der der wichtigsten Herkunftsländer der ehemaligen Häftlinge - etwa Italienisch, Polnisch, Spanisch und Französisch. Dafür suchen wir noch Sprecher und Übersetzer. Außerdem wollen wir so genauer über international bedeutsame Details wie den Leidensort des seelig gesprochenen Marcel Calot informieren", schmieden die beiden Kreativpensionisten schon die nächsten Pläne.

Besichtigungsmöglichkeit: Das Heimathaus ist an jedem ersten Sonntag im Monat (außer August) jeweils von 9.00 bis 12.00 und 14.00 bis 16.00 Uhr geöffnet.<div class="callout event-item-dates-container" id="event-item-dates-container"> <strong>Wo:</strong> Heimathaus, Färbergasse 4, 4222 Sankt Georgen an der Gusen <nobr><a onclick="return !window.open(this.href);" href="http://maps.google.com/?q=48.2705,14.4483"><i class="fa fa-fw fa-external-link"></i>auf Karte anzeigen</a></nobr> </div>

Anzeige
Foto: Cityfoto
8

Innovationen von morgen
"Lange Nacht der Forschung“ am 24. Mai

Unter dem bundesweiten Motto „Mitmachen. Staunen. Entdecken.“ bietet Oberösterreich bei der elften Auflage der Langen Nacht der Forschung 2024 (#LNF24) am Freitag, 24. Mai 2024 von 17 bis 23 Uhr ein breit gespanntes LIVE-Programm. In zehn Regionen in Oberösterreich laden rund 140 Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Technologiezentren und innovative Unternehmen dazu ein, einen Blick in die faszinierende Welt der Forschung zu werfen. Auf Entdecker:innen jeden Alters wartet ein...

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus Perg auf MeinBezirk.at/Perg

Neuigkeiten aus Perg als Push-Nachricht direkt aufs Handy

BezirksRundSchau Perg auf Facebook: MeinBezirk.at/Perg - BezirksRundSchau

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus Perg und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du willst eigene Beiträge veröffentlichen?

Werde Regionaut!

Jetzt registrieren

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.