Besuch beim letzten bäuerlichen Wachszieher in Österreich
WALDHAUSEN. Bereits beim Betreten des Raumes duftet herrlich das Bienenwachs und verbreitet eine heimelige Atmosphäre. Die Original-Wohnstube um 1900 ist ein lebendiges Museum, in dem Gerätschaften ausgestellt sind und wo auch gearbeitet wird.
„Wir sind die letzten bäuerlichen Wachszieher in Österreich. Mehr als 200 Jahre alt ist unser Gerät, das zur Herstellung der Wachstöcke dient. Fast alles ist in Originalzustand erhalten. Wir pflegen in langer Handarbeit das Wachsstöckl-Ziehen so, wie es jede Generation der nächsten lehrte“, erzählt Gerhard Wimmer beim Besuch der BezirksRundschau. Er hat diese Kunst von seinem Vater übernommen. Wimmer ist 84 Jahre und immer noch als Wachszieher aktiv.
Das Wachs kommt bei der Familie Wimmer aus der eigenen Imkerei. Die Altwaben werden eingeschmolzen. Nach der Trennung der Schmutzstoffe entsteht wieder reines Wachs, das zum Wachsziehen und zum Formengießen verwendet wird. Viel Geschick und langjährige Erfahrung braucht man beim Wachsziehen. Der Kerzen-Docht aus Baumwolle wird 30mal mit viel Gefühl durch das flüssige Bienenwachs hin- und hergezogen und es entsteht so ein bis zu 100 Meter langer Wachsstrang. Danach werden mit viel Geschick Leghölzer mit den Wachsträngen umwickelt. Das Ergebnis: einzigartige Wachsstöckel.
Das Besondere an den Wachsstöcken aus Walhausen ist, sie werden aus reinen Bienenwachs ohne Zusätze hergestellt. Darum gibt es auch beim Wachs ein Qualitätsmerkmal: Sie verlieren bei Kälte oder Sonneneinstrahlung etwas an Farbe. Bei Wärme lässt sich die Ursprungsfarbe wieder herstellen.
Hausübung bei Kerzenlicht
Erst 1948 hielt das elektrische Licht Einzug beim Unterlehner. Altbauer Franz Wimmer kann sich noch gut erinnern, dass er als Schüler die Aufgaben im Winter bei einem Wachsstöckel machte. Heute ist das Wachsziehen nur mehr Tradition zur Weitergabe eines alten Handwerks. Rosemarie und Gerhard Wimmer bewirtschaften ihre landwirtschaftliche Fläche mit 120 Milchschafen.
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