Der Steinklammhof - ein Ort mit viel Geschichte
Der Ortsteil Steinklamm bestand bis vor Jahren fast nur aus dem Steinklammhof: mehrere Wirtschaftsgebäude, direkt an der Mariazellerbahn (gebaut 1898) und an der Bundesstraße gelegen. heute stehen hier nur noch einige verfallene Häuser.
Sehr interessant finde ich die Zeittafel:
1841 Erzeugung von Branntwein, Essig und Rosoglio (lt. Duden ist Rosolio italienischer Likör aus Orangen und Orangenblüten) des Peter de Carro (bis 1869)
1880 Dr. Erwin Jurnitschek aus Wien und Arthur Krupp aus Berndorf erwerben den Hof
1882 Wollfabrik Steinklammhof Krupp & Co.
1894 Garn- und Zwirnfabrik Steinklammerhof OHG Krupp, Brass & Co.
1900 Die AG der k.&k. priv. Harlander Baumwollspinnerei- und Zwirnfabrik kauft den Besitz
1908 wieder Besitzerwechsel: Steinklammer Gummiwerke Ges.m.b.H. mit englischenEigentümerverhältnissen (ebenso wie auch die"HarlanderBesitzungen").
Der Ausbruch des 1. Weltkrieges bringt eine Beschlagnahmung und Zwangsverwaltung der gesamten Liegenschaft durch den Staat mit sich.
1914 Lager für politische Gefangene, Bis 8000 Gefangene sollen hier Platz gefunden haben.
1919 wird im Mai das ehemalige Lager Steinklamm von der Stadtgemeinde Wien erworben.
1920 Die Stadt Wien unterhält eine Lungenheilanstalt. 211 Kranke werden von 129 Angestellten betreut.
Die von Dr. Julius Tandler geplante Vergrößerung der Heilstätte scheiterte am Veto der damaligen Gemeindeführung, welche die Verbreitung von Krankheiten befürchtete.
1925 werden die letzten Baracken des Lagers abgerissen und verkauft. Es blieben nur die gemauerten Gebäude und die Ökonomie bestehen.
Bestandteil des riesigen Lagerareals war auch ein großes Kirchengebäude, gänzlich aus Holz errichtet.
1926 Michael Derfler erwirbt den Besitz - Anstelle einer "Wertzuwachsabgabe" erhält die Gemeinde das ehemalige Küchengebäude (Steinklamm 25).
1927 ist das Gut Molkereigebäude und Gründungsstätte der "Molkereigenossenschaft Steinklamm-Warth".
1928 Theodora Kahil kauft den Steinklammhof.
1938 Aufgrund politischer Veränderungen musste die Molkerei in den Rabensteiner Ortsteil Warth übersiedeln.
Bis in die 30er-Jahre ist ein Erholungsheim für Kinder aus Wiener Privatschulen untergebracht in einem der zum "Steinklammhof" gehörigen Gebäude.
1938 Mit der A. Kuhn & Co. OHG mietet eine Textilfirma die Fabriksgebäude.
Die Wiener Kunstanstalt Max Jaffé hat wegen des Bombardements im 2. Weltkrieg wertvolles Material in Steinklamm zwischengelagert.
Bis 1946 wird Verbandsstoffmaterial, beispielsweise auch für die Firma Rauscher erzeugt, danach wird technisches Gewebe, Reifen- und Riemengewebe erzeugt, so auch für die Reifenprodukte der Firma Semperit.
1960 Eigentumwechsel des Steinklamm-Besitzes an Hayat Kioumgi und Dipl.-Ing. Carl Scheiber.
1993 erwirbt Josef Zwetzbacher den gesamten Besitz und übergibt diesen im Jahre 2001 an seinen Sohn Josef.
Die spärlich verbliebenen Gebäudeteile der einst riesigen Anlage beherbergen heute nur mehr wenige Wohnungen.
Das sogenannte "Ärztehaus" und ein Großteil der ehemaligen Fabriksanlage werden 1995 abgerissen.
Bis heute (2018) stehen geblieben sind das "Einfahrtstor" und das Gebäude der "Barackenverwaltung" als letzte Relikte des einstigen k. & k. Internierungslagers und stumme Mahnmale einer bewegten Geschichte.
Allerdings nagt der Zahn der Zeit sehr heftig an diesem historischen Gebäude sodass ein Verschwinden von diesem Holzbau absehbar ist.
Quellenverweis:
Aufzeichnungen von Gottfried Auer entsprechend einem Interview mit Frau Herma Scheiber
https://rabenstein.riskommunal.net/Geschichte
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