Katholische Aktion St. Pölten trauert um früheren Präsidenten und „Galionsfigur“ Dillinger
St. Pöltner bekannte auch in Nazi-Zeit seinen Glauben
ST. PÖLTEN (red). Die Katholische Aktion (KA) der Diözese St. Pölten trauert um ihren langjährigen Präsidenten Karl Dillinger. „Er war eine Galionsfigur der engagierten Laien in der Kirche“, betont der jetzige KA-Vorsitzenden Armin Haiderer über den St. Pöltner. Das Begräbnis von Karl Dillinger ist am Mittwoch, 30. November, um 14:30 Uhr in Kleinhain und wird von Propst Maximilian Fürnsinn geleitet.
“Gedenke stets der Quelle aus der du trinkst“ lautet ein chinesisches Sprichwort. „Karl Dillinger war als KA-Präsident nicht nur mein Vorgänger, er war auch für viele Institutionen Quelle und Wegbereiter zugleich. Seine zahlreichen Verdienste mögen lange her sein, aber wir spüren sie bis heute“, würdigt ihn Haiderer. Karl – vulgo Jonny - Dillinger werde immer als aufrechter, prinzipientreuer, ungemein charakterstarker und unbeugsamer Mensch in Erinnerung bleiben, geradlinig und voller Engagement für die Sache Jesu, ein überzeugter Christ, der sich durch nichts und niemand, weder von den Nazis noch von bestimmten Vertretern der Amtskirche einschüchtern ließ – und ein großes Vorbild, so Haiderer.
Geboren 1924 in Haunoldstein, besuchte er das Gymnasium in St. Pölten. Krieg und Gefangenschaft, Studium der Germanistik und Geschichte, bis 1975 Professor für Deutsch und Geschichte. Dann, bis zu seiner Pensionierung 1986 war er Leiter für Erwachsenenbildung im Unterrichtsministerium. Dillinger wurde in der Dompfarre als Jugendlicher in der Zeit des Nationalsozialismus groß, als der junge Priester – und spätere Kardinal - Franz König Domkurat war. Er erfuhr bald, dass es gefährlich sein kann, sich zum Glauben zu bekennen und sich kirchlich zu engagieren. Daher haben die jungen Leute, fasziniert vom ihrem Kaplan König, Spaziergänge unternommen, um ihn „zufällig“ zu treffen und mit ihm Glaubensgespräche führen zu können. Gemeinsam mit Vinzenz Höfinger, nachmals Landesrat und ebenfalls ein langjähriges und engagiertes KA-Mitglied machte er sich für die Glaubensverkündung stark, ein sehr mutiges Bekenntnis in der NS-Zeit.
Sein ganzen Lebens galt dem vierfachen Vater der Kirche. Ab 1946 Mitglied der Katholischen Hochschulgemeinde, war er von 1948 bis 1954 Diözesanführer der Katholischen Jugend (KJ), in diese Zeit fielen die großen „Bekenntnistage“ der KJ mit bis zu 20.000 Jugendlichen. 1954 gründete er das Katholische Bildungswerk, dessen Leiter er 19 Jahre war. Von 1987 bis 1992 war er Präsident der Katholischen Aktion. Bis in seine letzten Jahre blieb er dem Katholischen Akademikerverband treu.
„Eine große Enttäuschung für den engagierten Katholiken Karl Dillinger war die Personalpolitik der Amtskirche in den 1980- und 1990er Jahren, die sich in den Ernennungen der damaligen (Erz-)Bischöfe spiegelte“, berichtet die KA St. Pölten. So konnte er nicht anders, als das Forum XXIII zu gründen, wodurch er den Geist des Zweiten Vatikanums in der Diözese präsent halten wollte. Trotz der Enttäuschungen blieb eine glaubensstarke Grundhaltung sichtbar, wenn er Bischof Michael Memelauers Aufruf an die Gottesdienstbesucher in der NS-Zeit zitierte: “Bange machen gilt nicht!“
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