Die Helfer der Region: PatInnengruppe als 'Ersatzfamilie' für junge Flüchtlinge

Erika Kudweis und ihr 'Patenkind' Ali.
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  • Erika Kudweis und ihr 'Patenkind' Ali.
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REGION PURKERSDORF. Ob als Helfer in jeder Not, als Stütze im Alltag oder als freiwilliger Deutsch-Lehrer – hunderte Menschen in der Region engagieren sich tagtäglich für unsere neuen, zumeist aus Syrien geflüchteten Mitmenschen. In der Serie „Die Helfer der Region“ richten die Bezirksblätter den Fokus auf diejenigen, die sich mit viel Engagement um Unterkünfte, Hilfe und Integration für geflüchtete Menschen bemühen.

Paten als Vertrauenspersonen

Eine solcher Menschen ist auch Erika Kudweis aus Pressbaum. Vor wenigen Monaten rief sie die "PatInnengruppe WU-West" ins Leben, die sich um unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge annimmt. "Die brauchen jemanden der für sie da ist", erklärt die Mutter dreier Kinder. Das Prinzip ist einfach: Erwachsene übernehmen eine Patenschaft für einen zumeist 15- bis 17-jährigen unbegleiteten Flüchtling. Im Laufe der Zeit wird man zu einer wesentlichen Vertrauensperson für die Jugendlichen und begleitet sie in einen "steigenden Weg der Selbstständigkeit", erklärt Erika Kudweis: "Man ist eine Art Ergänzung: Dort wo die Eltern auslassen springt man ein. Ich will und kann aber kein Ersatz für die Mutter sein, sondern bin eher sowas wie eine Tante."

Begleitung in Selbstständigkeit

In den meisten Fällen handelt es sich um Burschen aus Afghanistan, Syrien oder Somalia, die in einer betreuten Wohngemeinschaft untergebracht sind. Grundvoraussetzung ist es, dass die Jugendlichen psychisch stabil sind und in der Lage sind sich auf deutsch zu verständigen. "Sie sind zuerst einmal Jugendliche – und dann sind sie Flüchtlinge. Aber durch die Flucht wurde ihnen einfach die Kindheit genommen", erklärt Erika Kudweis. Geld spielt bei einer Patenschaft keine Rolle: "Es geht nicht darum den Jugendlichen Geld zu geben und Ziel ist es auch nicht dass der Jugendliche bei einem einzieht – im Gegenteil: Ziel ist es sie in die Selbstständigkeit zu begleiten."

Das wollen die Jugendlichen

Wer Pate werden will, muss dazu fünf Ausbildungsmodule absolvieren. Doch auch die Jugendlichen werden im Zuge eines Workshops vorab auf die Patenschaft vorbereitet. Einem solchen Workshop durfte Erika Kudweis auch vergangene Woche beiwohnen. Ein Teil davon war es auch, dass die Jugendlichen schriftlich festhalten, was sie sich von der/dem zukünftigen Paten/Patin erwarten, erzählt sie: "Ich brauche eine Patin Frau weil meine Mama nicht hier ich viele Sorgen. (...) Ich mit sie lernen Deutsch und spielen und viel sprechen und vielleicht kochen und schwimmen", ist auf einem der Zettel zu lesen. "Weil ich bin alleine Österreich ich habe keine Familie Europa und ich habe keine Kontakt. Bitte ich brauche eine Patin mit Familie weil ich bin siebzehn jahre alt und ich bin alleine Österreich", steht auf einem anderen. "Ich brauche Papa und Mama (...). Ich möchte gerne meine Mama und Papa mir helfen Hausaufgabe und spazieren gehen und immer sprechen Deutsch", meint ein anderer. Der gemeinsame Nenner der Wünsche vieler der Jugendlichen ist für Erika Kudweis klar: "Hilfe beim Lernen, Freizeitgestaltung, Familienersatz und ein bisschen Kindheit nachholen."

Kleine Gesten bewirken Großes

Ein Zeitungsartikel über den Verein "Connecting People" weckte in Erika Kudweis das Interesse an einer Patenschaft: "Ich hätte mir nie gedacht, dass es so viele minderjährige Flüchtlinge gibt, die alleine hier sind. Wenn das mein Kind wäre hätte ich wahnsinnig gerne dass ihm wer die Hand gibt und sagt 'Komm, ich helf dir'." Nach Absolvierung der fünf geforderten Ausbildungsmodule übernahm sie die Patenschaft für den damals 17-jährigen Ali aus Afghanistan. Heute wohnt der 18-Jährige auf eigenem Fuß in einer WG und ist Schneider-Lehrling, auch durch ihre Mithilfe. Erika Kudweis genießt ihre Patenschaft in vollen Zügen: "Man kriegt viel mehr zurück als man gibt. Man kann mit ganz wenig Hilfe ungemein viel bewirken."

ZUR SACHE:

Interesse? Am 22. Oktober wird um 19:30 Uhr im Gasthaus Mayer in Rekawinkel zum Infoabend geladen. Um Voranmeldung wird gebeten: pressbaum.asyl@gmail.com oder telefonisch jeweils ab 15 Uhr unter 0664 4326 940.
Hinter der "PatInnengruppe WU-West" steht der Verein Connecting People, zudem wird mit verschiedenen Trägerorganisationen wie dem Don Bosco Flüchtlingswerk oder dem Samariterbund kooperiert.

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