Warum wahre Oldtimer-Fans "schwarz" fahren

- Für festliche Umzüge und Jubiläen wird der 1942er Dodge sogar noch angeworfen, erzählt der ehemalige FF-Kdt. Franz Kettele stolz.
- hochgeladen von Tanja Waculik
Jubiläum für Nostalgiker: 25 Jahre ist es her, dass die schwarzen Autokennzeichen durch weiße ersetzt wurden.
BEZIRK. Heuer ist es 25 Jahre her, dass erstmals ein weißes Kennzeichen mit Schwarzer Schrift auf ein Auto montiert wurde. Seit 1989 verschwinden die alten schwarzen Nummerntafeln, ein Vierteljahrhundert später sind sie fast ganz ausgestorben. Doch noch immer gibt es hartnäckige "Schwarzfahrer". Die Bezirksblätter hörten sich im Bezirk um, wie viele es noch sind – und stellen stolze Besitzer alter Bleche vor.
2013 Schwarz-Taferl im Bezirk
Ganze 2013 schwarze Nummerntafeln sind im Bezirk Wien Umgebung derzeit noch gemeldet. Mindestens drei davon stammen aus Rekawinkel: Dort legt der ehemalige Feuerwehrkommandant Franz Kettele großen Wert auf Geschichte und fährt selbst voller Stolz ein Motorrad, das noch mit schwarzem Taferl gemeldet ist.
Oldtimer im Feuerwehr-Einsatz
Auch die Rekawinkler Feuerwehr hat ein Herz für Historisches. "Der Dodge ist ein 1942er Baujahr. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die von den Allierten da gelassen und an Feuerwehren und Rettungen günstig verkauft. Er hat viele wertvolle Dienste geleistet. Für historische Umzüge, Festumzüge oder Jubiläen wird er nach wie vor gefahren", erklärt Kettele.
Getreu dem Motto "Oldie but Goldie" ist ein Gefährt aus dem Baujahr 1964 sogar noch im Feuerwehr-Einsatz: "Der Opel Blitz ist als Tank 1 noch voll einsatzbereit", erklärt Kettele stolz.
Ehepaar sammelt Oldtimer
"Es gibt viel mehr Oldtimer, als man ahnt", befindet der Kritzendorfer Martin Schwed. "Die meisten haben die Autos in der Garage herumstehen und stauben sie nur gelegentlich ab. Aber dafür brauche ich, ehrlich gesagt, kein Auto. Da kann ich Briefmarken auch sammeln." Er und seine Frau Margit Schwed leben ihre Liebe zu der Vergangenheit, genauer gesagt zu den 20er-Jahren, in allen Facetten ihres Lebens. Darum sind sie nicht nur entsprechend eingerichtet, sondern nutzen die alten Autos selbstverständlich auch zur Fortbewegung. Insgesamt haben die Schweds derzeit neun Oldtimer – zu ihrer Hochblüte besaß das Ehepaar sogar 19 alte Schlitten.
Auto in Schachteln gekauft
Zu ihren ältesten Stücken gehören ein Peugeot mit Baujahr 1924, ein Zbrojovka von 1929, ein Praga Baby und ein Cabrio Topolino aus 1939 mit Spezialkarosserie. Letzteres war das erste Vorkriegsauto von Martin Schwed: "Das habe ich vor 25 Jahren quasi in Schachteln gekauft und es nach und nach hergerichtet."
Eine schöne Anekdote dazu: Auf der Tullner Oldtimer-Messe trafen die Schweds auf einen älteren Auto-Liebhaber, der begeistert erzählte, ein solches Auto einst besessen zu haben. Schwed: "Als er von seinen Spezialumbauten zu berichten begann, war schnell klar, dass es sich nicht nur um dasselbe Modell, sondern tatsächlich um dasselbe Auto handelte."
Nostalgie-Fans unter sich
Walter Kuba vom Oldtimerclub Klosterneuburg weiß, was Oldtimerfans am schwarzen Blech finden: "Ach, mein Gott", er muss über die Frage lachen. "Das ist halt Nostalgie. Unter uns Oldtimer-Liebhabern gibt es zum Glück unterschiedliche Ausprägungen." Jene, die noch Autos mit alten Nummerntafeln besitzen, gehören zu der Gattung "Puristen", wie Kuba schmunzelnd meint: "Das sind die, die sich ein Traumauto wünschen – und wenn sie es gefunden haben, bleiben sie dabei bis zu ihrem Tod. Das sind die Oldtimer-Hardcore-Fans."
ZUR SACHE
Ab 1947 wurden in Österreich einheitlich schwarze Tafeln ausgegeben. Auch die alten, vor 1939 gültigen Nummernserien der einzelnen Behörden wurden wieder verwendet. Fahrzeuge mit „schwarzen“ Kennzeichen dürfen mit dieser Zulassung uneingeschränkt fahren, solange sich an der Zulassung nichts ändert. Die alten Nummerntafeln hatten eine Systematik, die den Bezirk verriet. 6.000-6.999 stand für WU
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