Zwischen der Hauptstraße und dem Flussbett der Kalten Wien liegt die letzte große freie Fläche im Ortszentrum von Pressbaum, mit der wohl schönsten Gründerzeitvilla des Ortes. Sie wurde vom damaligen „Stararchitekten“, Theophil Hansen, erbaut und steht unter Denkmalschutz. Hier soll nach dem Willen von Bürgermeister Schmidl-Haberleitner auf 16.000 Quadratmeter Fläche ein parkartiges Erlebnis- und Erholungszentrum für die Pressbaumer Bevölkerung entstehen, wobei die Villa im Mittelpunkt als neues, hochwertiges kulturelles Zentrum gedacht ist. Hier sollen, neben der Funktion als Standort der Musikschule oberes Wiental, die verschiedensten Veranstaltungen in exquisitem Rahmen, Ausstellungen und Präsentationen stattfinden. Hinter dem Areal des Kindergartens 1, am anderen Ufer des Flusses, wäre auch noch genügend Platz für den Bau eines weiteren Kindergartens, der schon in absehbarer Zeit notwendig werden wird.
„Dieses Grundstück, erstreckt sich zum großen Teil längs des Wienflussarmes von der Neuen Mittelschule und der „Höheren Lehranstalt für Wirtschaftsberufe“ bis zum Kindergarten 1 und stellt so eine verkehrsfreie „grüne“ Verbindung dar“ betonte Bürgermeister Schmidl-Haberleitner. „Und erweitert endlich den dringend nötigen Erholungsraum des Kindergartens 1“.
Ein noch zu lösendes Problem ist die Finanzierung des Kaufpreises von 1,95 Millionen Euro, ein Betrag, der für die Gemeinde nicht so leicht aufzubringen ist. „Aber wir können uns den Zeitpunkt für den Ankauf leider nicht aussuchen - der ist jetzt!“ So Bürgermeister Schmidl-Haberleitner. „Und nachdem in der Vergangenheit mit der großartigen Bausubstanz Pressbaums recht sorglos umgegangen worden ist, man erinnere sich nur an die Villa in der Krumpöckgasse, ist dies die letzte Möglichkeit, in Pressbaum ein Zentrum zu schaffen, in dem sich Erholung, Kultur und Kommunikation treffen.“
2012 02 02 Theophil Hansen-Villa
Kommentar zum Artikel „Pressbaum setzt neue Akzente in der Ortsbildgestaltung“
Der Verfasser des Artikels GR DI Kieseberg (ÖVP) scheint übersehen zu haben, dass es sich beim mehrheitlichen Gemeinderatsbeschluss nur um eine Grundsatzentscheidung handelt. Daher setzt Pressbaum keine neuen Akzente, sondern möchte vielleicht welche setzen. Entscheidend ist aber das Wie. Faktum ist, dass die hochverschuldete Gemeinde (16,44 Mio.€) den Kauf des Villengrundstücks im Wege der gemeindeigenen Gesellschaft PKomm durchführen möchte. Die im Vorjahr gegründete Gesellschaft verfügt aber derzeit nur über ein Grundkapital von 40.000 €. Für die geplanten Immobilienkäufe ist die Aufnahme von Krediten in der Höhe von 4,6 Mio. € im Gange und für den Villenkauf bräuchte sie weitere 2 Mio. €. Natürlich nur gegen Haftungsübernahme durch die Gemeinde, deren Haftungen dadurch auf rund 8 Mio. € steigen würden. Vorausgesetzt die Landesregierung stimmt dem zu. Das ist das eine ökonomische Risiko. Das andere ist, dass zwar ein Grundsatzbeschluss (bei Stimmenthaltung der SPÖ und gegen die Stimmen der FPÖ) vorliegt, aber kein bewertetes Nutzungskonzept, sondern nur nebulose Ideen. Das ist deshalb interessant, weil sich dadurch die Wirtschaftskompetenz der ÖVP-geführten Gemeinde statt auf betriebswirtschaftliche Investitionsrechnungs-methoden, wie Kapitalwert- oder Kapitalrentabilitätsberechnungen, auf Wunsch-denken stützt. Nichts gegen neue Akzente in der Ortsbildgestaltung, aber alles gegen wirtschaft- und finanzpolitischen Dilletantismus.
GR Dr. Peter Großkopf