In den Fußspuren des Adolf Pichler
Buchvorstellung in der Bücherei Reutte

- Johann Holzner
- Foto: Elisabeth Wintergerst
- hochgeladen von Elisabeth Wintergerst
Adolf Pichler (1819-1900) war Professor für Geologie an der Universität Innsbruck. Doch damit ist sein Lebensbild nur minimal beschrieben. Zu seiner Zeit war er der bekannteste liberale Intelektuelle Tirols, ein Universalgelehrter, der niemanden als Vordenker akzeptierte und stets seine eigenen Wege ging. Er liebte den Kontakt zu Eremiten, Einsiedlern, Grenzgängern und einfachen Leuten. Pichler war anerkannt von Größen wie Adalbert Stifter oder Friedrich Hebbel. In der Bücherei Reutte wurde am 14.11.2019 das Buch "Die verlorenen Seelen von Malcesine", ein Extrakt der Schriften Pichlers, von Johann Holzner vorgestellt. Barbara Wankmiller ließ es sich nicht nehmen, in den einführenden Worten auf Johann Holzner als Mentor des "Brenner Archivs" hinzuweisen, in dem sich etwa der Nachlass des Dichters Georg Trakl befindet.
Das, was Adolf Pichler für das Außerfern so interessant macht, ist seine Biographie. Geboren wurde Adolf Pichler am 04.09.1819 zwar in Erl. Da der Vater Joseph Anton Pichler jedoch Zöllner war, verbrachte Pichler einen Teil seiner Kindheit in Pinswang und in Vils. Zur Zeit der Anlegung des Maria-Theresianischen Katasters, 1775 war der Vater Josef Anton Pichler Zolleinnehmer in Pinswang-Weißhaus. Adolf Pichler verbrachte hier von 1828 bis 1831 seine Kindheit. Pichler war stets mit einem Pickel zum "Steineklopfen" unterwegs. Er leistete Bahnbrechendes für die Alpengeologie. Daneben absolvierte er ein Medizinstudium und war ein berühmter Schriftsteller.
Johann Holzner verstand es in seiner Buchvorstellung viele bunte Türen zu Pichler zu öffnen. Dabei ließ er aber auch nicht außer Acht, dass heute manche Ansichten von Pichler nicht mehr geteilt werden, sei es, was den Zugang von Frauen zu Universitäten angeht oder die ablehnende Einstellung zum Judentum.
Da Adolf Pichler ein begnateter Erzähler in Schriftform ist, sind seine Beobachtungen ein wertvolles Zeitzeugnis. So schildert er von einer Wanderung nach Pinswang den Zustand des Friedhofes und der Kirche St. Ulrich: "Die Häuser des Dorfes liegen auf einer kleinen Ebene zerstreut, die wohl vor dem Durchbruche des Lechs ein See war. Nur Kirche und Widum erheben sich auf einem kleinen Vorsprunge. ... Als Knabe wohnte ich jeden Sonntag in der dieser Kirche dem Gottesdienste bei; noch erinnerte ich mich lebhaft an die Gestalten der Ungarnschlacht, an den Kaiser Otto und den Bischof Ulrich auf dem Lechfelde... Auf dem Friedhofe suchte ich den Grabstein eines Jugendfreundes: er war verschwunden, wahrscheinlich beim Neubau des Schulhauses verwendet worden. Wo nicht eine Familie für die Denkmale wacht, gehen sie unter; denn auch hier hat der Lebende Recht und auf die Pietät soll man kaum zählen. Wozu also der Aufwand? Laßt die Natur walten! Sie schmückt jedes Grab mit ihrem Grün, mit ihren Blumen und stellt uns dadurch, als die einzige aufrichtige Demokratin, alle gleich."
Musikalisch wurde der Abend von Mitgliedern des Museumsvereins unter der Leitung von Klaus Wankmiller stimmungsvoll umrahmt.






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