Keine Angst vor der Narkose

Primar Eugen Ladner vom Bezirkskrankenhaus Reutte. | Foto: BKH Reutte
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REUTTE. Für viele PatientInnen stellt die Angst vor der Narkose oft die größere Belastung dar, als der Eingriff, die Operation selbst. „Ängste, die angesichts der individuellen und minutiösen Planung unbegründet sind“, wissen die ExpertInnen des BKH Reutte und klären auf.
Etwa acht Millionen Menschen werden pro Jahr im deutschsprachigen Raum narkotisiert. Bei den zuständigen FachärztInnen, den AnästhesistInnen, handelt es sich um zusätzlich ausgebildete SchmerztherapeutInnen, Notfall- und IntensivmedizinerInnen. Ihre Aufgabe ist es, alle Möglichkeiten abzuwägen, damit sich der/die PatientIn den operativen Eingriff gut übersteht und sich nach der Operation so schnell wie möglich erholen kann.
„Die Angst vor der Narkose ist für viele meist die Angst, die Kontrolle über den Körper zu verlieren“, weiß Prim. Dr. Eugen Ladner, Leiter der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am BKH Reutte, der mit seinem Team im Jahr knapp 3000 Narkosen durchführt. Die Sorge, dass man während einer Operation wach wird oder gar nicht mehr aufwacht, sei unberechtigt. „Der/die PatientIn wird während des gesamten Eingriffes überwacht, das Narkotikum wird individuell gesteuert. Die Wahrscheinlichkeit eines Zwischenfalls ist daher sehr gering“, so der erfahrene Mediziner.
Das Ziel der heutigen Narkoseverfahren ist die schnellstmögliche Regeneration. Nur Minuten nach Beendigung der Operation wacht man auf, bleibt aber noch etwa eine Stunde zur Kontrolle im Aufwachraum. Bei tagesklinischen Eingriffen können die PatientInnen schon etwa nach fünf bis sechs Stunden in häusliche Pflege entlassen werden. Die Entscheidung, welches Narkoseverfahren gewählt wird, hängt vom jeweiligen Eingriff ab.
So reicht bei Operationen an Armen und Beinen oder bei einem Kaiserschnitt eine Regionalanästhesie, also eine Schmerzausschaltung der zu operierenden Körperregion, meist aus. Besonderheit am BKH Reutte ist, dass von diesen Eingriffen 36% in reiner Regionalanästhesie durchgeführt werden. Weitere 11% in kombinierter Allgemein- und Regionalanästhesie. Gerade die Nervenbockaden werden nur mehr unter Ultraschallkontrolle mit hoher Präzision durchgeführt.
Braucht der/die PatientIn voraussichtlich eine längere Schmerztherapie, wird vor der Operation bereits ein Schmerzkatheter gesetzt, und die postoperative Schmerztherapie damit weitergeführt. Damit erspart man den PatientInnen die Gabe von Schmerzmitteln und sie können rascher mobilisiert werden. Die Auswahl der Überwachungsmethoden verbessert sich stetig. Modernste Überwachungstechniken helfen dem/der NarkoseärztIn während der Operation alle lebenswichtigen Funktionen (Blutdruck, EKG, Atmung, etc.) fortlaufend zu kontrollieren und zu steuern. So effizient die neuen Narkoseverfahren sind, kann es dennoch zu Nebenwirkungen wie Heiserkeit durch den Beatmungsschlauch oder Übelkeit und Erbrechen kommen. „Wenn der/die PatientIn beim Aufklärungsgespräch bereits darauf hinweist, dass ihm/ihr leicht übel wird, kann schon zu Narkosebeginn vorbeugend ein Medikament verabreicht werden, um dem entgegenzuwirken“, erklärt Prim. Ladner.

Was passiert bei der Narkose?

Es gibt zwei Arten der Narkose, die im Volksmund „Vollnarkose“ genannte Allgemeinanästhesie (= Narkose) und die Regionalanästhesie, manchmal auch als „Teilnarkose“ bezeichnet. Bei der Narkose wird dem/der PatientIn vor der Operation ein Beruhigungsmedikament gegeben, um die unmittelbare Aufregung vor der OP zu mildern. Im OP folgt ein Mittel zur Schmerzlinderung, damit man nichts mehr spürt. Die Reize, die den Schmerz vom Gehirn weiterleiten werden dadurch blockiert. Erst nachdem das Narkosemittel durch die Vene gespritzt wird, erfolgt die Bewusstseinsausschaltung, der/die PatientIn schläft ein. Bei der Regionalanästhesie wird das Medikament zum Nerv, der zum Operationsgebiet führt, injiziert und somit die gesamte „Region“ (z. B. der Arm) betäubt. Der/die PatientIn kann auf Wunsch das Operationsgeschehen bewusst miterfahren oder auch mit einer leichten Sedierung verschlafen.

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