Gründerboom in Coronazeiten
2020 gab es im Bezirk 182 Unternehmensgründungen
REUTTE. Die Wirtschaftssituation ist Corna bedingt angespannt. Dennoch wagen derzeit besonders viele Menschen den Weg in die Selbstständigkeit.
182 neue Unternehmen gegründet
Es sind beachtenswerte Zahlen, die die Wirtschaftskammer Reutte da erhoben hat. "Im Jahr 2020 wurden im Bezirk Reutte 182 Unternehmen – inklusive der selbstständigen Personenbetreuer – gegründet. So viele Firmen wie noch nie! Die Gründungsintensität auf die Einwohnerzahl bezogen, weist das Außerfern als Region mit dem höchsten Wert in Tirol aus", heißt es aus der Kammer.
Gründerboom mit Cornajahr
So ganz überraschend war der Gründerboom am Ende des Jahres aber wohl nicht, schon im ersten Halbjahr 2020 habe sich abgezeichnet, dass viele Außerfernerinnen und Außerferner an den aktuellen Herausforderungen rund um das Cornavirus nicht verzagen, sondern sich daraus ergebende Chancen nützen. Das mündete dann nicht selten in der Gründung eines eigenen Unternehmens.
"Es wurden so viele Unternehmen gegründet wie noch nie", stellt der Obmann der Wirtschaftskammer Reutte, Christian Strigl, fest. Schon die 133 Neugründungen im Jahr 2019 waren für einen kleinen Bezirk wie das Außerfern beachtenswert, 2020 registrierte man dann einen Zuwachs von 36,8 Prozent und kam am Ende des Jahres auf 182 Neuggründungen. Tirolweit gab es einen Zuwachs auf 2.948 Gründungen (+2,4%).
„Es zeigt sich, dass wir im Außerfern starke Jungunternehmer und motivierte Neugründer haben, die positiv und motiviert in die Zukunft blicken. Das freut mich sehr“, blickt auch Markus Wolf, Vorsitzender der Jungen Wirtschaft im Bezirk, erfreut auf die neuesten Zahlen. „Jungunternehmer sind mutig und offen für ständige Veränderungen. Vor allem in Zeiten der Pandemie ist dies das Um und Auf."
Das stärkste Motiv für Gründer, die den Schritt zum eigenen Unternehmen zu wagen, ist mit 70 Prozent "sein eigener Chef sein zu wollen."
"Für rund 69 Prozent ist das Hauptmotiv die Flexibilität in der freien Zeit- und Lebensgestaltung und knapp 64 Prozent wollen die Verantwortung, die sie als Angestellter tragen, ins eigene Unternehmen einbringen“, erklärt der Bezirksvorsitzende der Jungen Wirtschaft.
Erfolg durch Erfahrung
Die Gründer im Außerfern stürzen sich dabei aber nicht unvorbereitet in die Selbstständigkeit, sie sammeln viel Praxiserfahrung im Beruf, bevor der Schritt in die Selbständigkeit gesetzt wird. Die meisten Gründungen entfallen auf die Altersgruppe zwischen 30 und 40 Jahren, dicht gefolgt von den 20- bis 30-Jährigen. Dabei haben die Gründerinnen mit einem Anteil von knapp über 50 Prozent leicht die Nase vorn. Am meisten Neugründungen entfallen auf die Sparte Gewerbe und Handwerk, der zweithöchste Anteil entfällt auf den Handel. Die ermittelte Lebensdauer von neu gegründeten Unternehmen ist insgesamt hoch: Nach drei Jahren existieren noch drei von vier Unternehmen, nach fünf Jahren noch rund zwei Drittel.
Ausweg aus der Arbeitslosigkeit
Anerkennung für den stark ausgeprägten Unternehmergeist kommt vom Leiter der WK Reutte, Wolfgang Winkler. Er weiß, dass in der Corona bedingten Wirtschaftskrise ein Rückgang der Gründungszahlen keine Überraschung gewesen wäre, da schon eher das Plus, über das man sich entsprechend freut. Winkler weiß aus Gesprächen, warum gerade jetzt so viele ihr eigenes Unternehmen gründen: „Die Selbständigkeit bietet einen Ausweg aus der Arbeitslosigkeit und in Kurzarbeit befindliche Arbeitnehmer konnten sich ein zweites Standbein aufbauen. Der Stillstand im Lockdown hat viele dazu bewegt, Neues auszuprobieren oder alte Talente neu zu entdecken. Fähigkeiten, die auch in der heimischen Wirtschaft gefragt sind.“
Zur Sache
Anlaufstelle für Gründer
Wichtigste Servicestelle für den Unternehmensstart bleibt das Gründerservice in der WK-Bezirksstelle. 2020 wurden mehr als 400 Gründungsberatungen in Reutte verzeichnet. "Optimale Planung und gezielte Vorbereitung sind Grundvoraussetzung für einen erfolgreichen Unternehmensstart. Die Wirtschaftskammer Reutte unterstützt Gründer dabei jederzeit gerne und bietet professionelle Unterstützung an. Die Gründer schätzen das kompetente Informationsangebot unseres Gründerservice und nehmen dieses auch gern in Anspruch", freut sich WK Bezirksstellenleiter Wolfgang Winkler und fügt an: „Damit Mut und Entschlossenheit zum Gründen, gerade auch in Zeiten der Krise, erhalten bleiben, ist auch die Politik gefordert. Wir müssen weiterhin konsequent an allen Forderungen für die idealen Rahmenbedingungen festhalten. Das sind vor allem bürokratische und steuerliche Entlastungen.“
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