Schulen der ganz besonderen Art

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In Schulen „wimmelt“ es geradezu von Kindern. Kann, muss aber nicht so sein. Zwei Beispiele.

LECHLEITEN/JUNGHOLZ (rei). Einmal im Jahr sind die Bezirksblätter-Redakteure auf großer „Schul-Tour“: Dann sind wir unterwegs, um alle Tafelklassler im Außerfern gemeinsam mit den zuständigen Lehrpersonen zu fotografieren. Sie alle kommen dann in die Zeitung (in dieser Woche finden Sie die ersten Bilder, kommende Ausgabe folgen alle weiteren).
Eine interessante und wirklich schöne Aufgabe, auch für Journalisten, durchaus mit dem Potential, die eine oder andere interessante Geschichte „nebenher“ mitzubekommen, zu recherchieren und zu verbreiten.
Etwa die Geschichte der Volksschule Lechleiten. Im Steeger Ortsteil findet man die kleinste Gesamtschule Österreichs. Fünf Schüler werden hier unterrichtet. Die sind zwischen sechs und 14 Jahre alt. So etwas findet man fast nirgendwo. Unterrichtet werden sie von Robert Heiß. Er ist seit 1985 an der Schule.
Ein Autokennzeichen, das mit „IL“ also „Innsbruck-Land“ beginnt, weist darauf hin, dass Heiß wohl nicht aus dem Ort stammt. „Nein, ich bin ein Zirler“, sagt er stolz, ist zugleich aber auch stolz darauf, hier unmittelbar vor der Vorarlberger Grenze zu unterrichten und auch einen Großteil seines Lebens zu verbringen.
Der Unterricht gefällt ihm. Vielseitiger könnte er fast nicht sein. Den Jüngsten bringt er schreiben, rechnen und lesen bei, die „Großen“ in der Klasse bereitet er für das weitere Leben vor. Das offenbar sehr erfolgreich - 1/3 seiner Schüler/innen legen am Ende die Matura ab.
Das Schulhaus ist als solches von außen nicht erkennbar. Ein kleines, mit Schindeln verkleidetes Holzhaus, von dem aus man den freien Blick hin­über in die Touristenhochburg Warth hat. Dort gibt es vieles, aber keine Volksschule mehr. Die jüngsten im Ort müssen teilweise 30 Kilometer weiter in andere Vorarlberger Gemeinden pendeln, um unterrichtet zu werden. Schülermangel ist der Grund. Lechleiten war für die Vorarlberger offenbar keine Option, um ihre Kinder unterrichten zu lassen.
Damit machen wir einen Ortswechsel: Jungholz und die Allgäuer Gemeinde Unterjoch sind da anders, oder weiter. Ganz wie man will.
Auch in Unterjoch waren nicht mehr ausreichend Schüler da, damit man, nach bayerischen Gesetzen, einen Schulbetrieb aufrecht erhalten hätte können. Mit Ende des Schuljahres 2013/14 war die Schließung nicht mehr zu verhindern. Alle Kinder, so wäre es vom Gesetz her vorgesehen, hätten in Bad Hindelang unterrichtet werden müssen. Keine gute Perspektive, liegt dazwischen doch der Jochpass mit seinen 107 Kurven.
Also sah man sich in Unterjoch um, suchte das Gespräch und wurde in Jungholz am Ende aufgenommen. Heute zählt die Volksschule Jungholz elf Schüler, fünf davon kommen aus Unterjoch. „Das funktioniert bestens“, freut sich Schulleiter Direktor Gerhard Steffan.
Vorerst gilt der Schulversuch für ein Jahr, dann will man weitersehen. Im Moment sind alle zufrieden und die neue Schulgemeinschaft wird von Tag zu Tag stärker. Gerhard Steffan freut sich über den „Zuwachs“. Er hat sich mehr Arbeit ins Klassenzimmer geholt, aber auch eine neue Herausforderung. „Mir gefällt das“, versichert er. Spannend ist die Aufgabe allemal.

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