Kunst und Soziales
Julbacher Fastentuch trifft auf indische Quilts
Zwei spannende Projekte verbindet derselbe Gedanke: das Julbacher Fastentuch von Edda Seidl-Reiter und "Sambhali Sutra", Quilts aus Indien, beschäftigen sich mit Frauensolidarität in der Kunst. Nach der Corona-Zeit sollen beide in einer Ausstellung zu sehen sein.
JULBACH, LINZ. "In Zeiten wie diesen ist Frauensolidarität, besonders im Kunst- und Kulturbereich, wichtiger denn je", sagt Hannelore Richtsfeld vom Verein Sambhali Austria aus Linz. Sie möchte daher, sobald es die Corona-Situation erlaubt, zwei spannende Projekte in einer Ausstellung vereinen und in Österreich zeigen.
Julbacher Fastentuch
Da ist zum einen das bekannte "Julbacher Fastentuch". Künstlerin Edda Seidl-Reiter startete das Projekt gemeinsam mit 14 Goldhaubenfrauen. Das Julbacher Fastentuch ist nicht auf Leinwand gemaltt, sondern eine Stickerei. Der Entwurf stammt von Seidl-Reiter selbst. Thema ist der Kreuzweg. Jede der 14 Frauen stickte teils über 400 Stunden an einem Bild. Das Projekt förderte die Gemeinsamkeit und daraus entstanden Freundschaften, die bis heute andauern. Das Fastentuch ist etwas Bleibendes für Generationen und schmückt seit 2010 alljährlich in der Fastenzeit den Altar in der Kirche von Julbach. Nicht nur die Frauen, sondern auf die Gemeindebewohner sind stolz auf das ausgewöhnliche Fastenzeit-Kunstwerk. Aufgrund der Corona-Situation war das Fastentuch heuer leider erstmals nicht in der Kirche zu sehen. Es ist ein weltweit einzigartiges Werk – es gibt kein zweites Fastentuch, das nur gestickt ist, die meisten anderen Fastentücher sind gemalt.
17 Quilts
Zum anderen sind es ganz besondere Quilts, die von Frauen in Indien angefertigt wurden. „Sambhali Sutra“ heißt die Serie von 17 Quilts, die Anfang 2019 von mehr als 100 Frauen und Mädchen des Sambhali Trusts innerhalb von fünf Wochen gestaltet wurde. Die Quilts zeigen Szenen aus ihrem Alltagsleben, Menschen aus ihrem Umfeld, das Leben als Frau in Indien, Themen zu Natur und Umweltschutz sowie welche Hoffnungen, Sehnsüchte und Träume sie für ihre Zukunft haben. Ermutigt dazu wurden sie von englischen Textildesignerinnen. Es war das erste Mal, dass die Frauen in den Nähzentren ermutigt wurden, sich selbst durch Stickerei auszudrücken. Sie skizzierten ihre Ideen auf Papier. Einige der Frauen bekamen erstmals in ihrem Leben die Chance, frei zu zeichnen. Im Laufe vieler Stunden wurden diese Zeichnungen in Stickereien auf Stoff umgewandelt. "Mit der Umsetzung haben die Frauen nicht nur ihre handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten gezeigt, sondern auch enorm an Ausdrucksstärke und Selbstbewußtsein gewonnen", erklärt Richtsfeld vom Verein Sambhali. Dieser unterstützt mittellose und schutzbedürftige Frauen und Kindern in Indien, um ihnen eine bessere Zukunft durch "Hilfe zur Selbsthilfe" zu geben. In vielfältigen Projekten werden Schulbildung und ein umfangreiches Bildungs- und Unterstützungsprogramm ermöglicht. Ziel ist es, den Selbstwert, das Gemeinschaftsgefühl und die Unabhängigkeit der Teilnehmer zu fördern und zu stärken.
Bisher wurde die Ausstellung in Jodhpur (Indien) und in Dorset (UK) gezeigt. Sobald es die Corona-Situation erlaubt, ist in Österreich sowie in London eine Präsentation der Ausstellung geplant. Mehr Infos auch auf sambhali.at
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.