Einzigartig: "sowhat" hilft ambulant bei Essstörungen
Hilfe, wenn Essen eine Qual ist: "sowhat" Kompetenzzentrum für Menschen mit Essstörungen ist im 15. Bezirk zu Hause und hilft ambulant weiter.
RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Magersucht, Ess-Brechsucht und Störungen mit Essattacken: Zu diesen Erkrankungen wird bei "sowhat", dem Kompetenzzentrum für Menschen mit Essstörungen, am häufigsten beraten – unkompliziert und individuell. Bis zu 700 Menschen wird hier pro Jahr geholfen, davon sind 90 Prozent Frauen. "Wobei die Zahl der Männer leicht im Ansteigen begriffen ist", so Primaria Christine Tretter, die ärztliche Direktorin. Seit ungefähr fünf Jahren leitet die Fachärztin für Psychiatrie und Ernährungsmedizin das Kompetenzzentrum in der Gerstnerstraße 3.
1993 als Verein gegründet, ist "sowhat" ein selbständiges Ambulatorium und Teil der Vinzenz Gruppe. "sowhat" ist einzigartig in Österreich: Nur hier wird in dieser Form multiprofessionell und interdisziplinär als Team mit den Patienten gearbeitet. Verschiedene Fachleute erstellen gemeinsam die Therapiepläne für die ambulante, meist kassenfinanzierte Behandlung. Erhoben, ob eine Essstörung vorliegt, wird mittels eines internationalen Kriterienkatalogs. "Die Tatsache, dass man aufgrund von einer Diät abnimmt, auch wenn man sehr dünn ist, reicht nicht aus, um eine Anorexie zu diagnostizieren", erklärt Tretter.
Dafür müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, wie dass das Essen sehr zentral ist, man sich ständig damit beschäftigt und man Maßnahmen ergreift, die gesundheitsschädlich sind. "Sport ist gut, aber wenn man acht Stunden am Tag Sport betreibt, um abzunehmen, ist das pathologisch", so die Direktorin. Für eine Aufnahme wird klinisch-psychologisch, allgemeinmedizinisch und psychiatrisch abgeklärt, ob eine Erkrankung vorliegt. Gibt es eine Diagnose, wird ein Therapieplan erstellt und von Ärzten begleitet. Die Behandlung wird teilweise von der Krankenkasse für bis zu drei Jahre bezahlt.
Bewusstsein für Essstörungen schaffen
Viele Menschen finden über das Internet ihren Weg zu "sowhat", denn über Essstörungen wird kaum gesprochen. Bei Ess-Brechsucht oder schweren Essanfällen mit Kontrollverlust ist die Erkrankung auch oft von außen nicht erkennbar. "Die Personen haben aber einen sehr großen Leidensdruck und informieren sich über das Internet", so Christine Tretter. Was teilweise hilfreich sein kann, aber leider sind dort auch viele falsche Informationen zu finden. In den vergangenen Jahren hat die Ärztin festgestellt, dass die Erkrankungen teilweise früher auftreten und dann sogar manchmal zu einem stationären Aufenthalt führen. Was dabei mitspielt: "Die Mädchen kommen früher in die Pubertät." Besonders wichtig ist laut Tretter, dass eine Behandlung so früh wie möglich begonnen wird. Dann stehen die Heilungschancen besser. Ebenfalls eine große Rolle spielt es, ob noch andere Erkrankungen wie Depressionen vorliegen. Dann ist eine Heilung nur durch die Behandlung beider Krankheiten möglich.
Um ein Bewusstsein für Essstörungen zu schaffen, können zum Beispiel auch Schulklassen nach Terminvereinbarung "sowhat" besuchen. Auch für Lehrer werden auf Anfrage Workshops veranstaltet. Infos: www.sowhat.at
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.