Kunst im Auer-Welsbach-Park
Mit jedem Nagel wird ein Wunsch frei
Ein Kupfernagel, ein Wunsch: Eine Künstlerin sammelt im Auer-Welsbach-Park an einem Baumstumpf die Sehnsüchte der Parkbesucher.
RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Im Auer-Welsbach-Park steht ein Baum, beziehungsweise das, was von ihm übrig ist. Ein rund drei Meter hoher Stamm ist in unmittelbarer Nähe des Gehweges an der Nordseite des Parks noch zu sehen. Die Baumkrone der Schwarzkiefer wurde entfernt – aus Sicherheitsgründen.
Doch das Wiener Stadtgartenamt hat den Stamm nicht entfernt, denn eine Künstlerin aus Rudolfsheim hatte einen besondere Idee für diesen Stamm. Sie wollte ihm ein neues Gewand und eine Bedeutung verleihen. Hunderte kleine Kupferplättchen zieren den Stamm mittlerweile, hunderte kommen noch dazu.
Johanna Honisch ist diese Künstlerin. Sie sammelt Gefühle, Wünsche und Sehnsüchte der Passanten, die an diesem Baum im Park vorbeigehen. Mit Kupfernägeln werden die Wünsche hier verewigt. Jeder Passant, der das möchte, bekommt einen Nagel und einen Hammer von Honisch und darf den Nagel in die Kupferhaut des Baumes schlagen.
Eine Tradition, die aus der katholischen Kirche kommt und hier, im Park, dazu geführt hat, dass die Künstlerin von unterschiedlichsten Menschen aus unterschiedlichsten Kulturen und jeden Alters sehr persönliche Geschichten erfahren hat. "Viele Menschen erzählen mir von ihren Wünschen – egal, woher sie kommen. Wünsche und Sehnsüchte sind international und konfessionslos", so Honisch.
Die Tradition der Wunschnägel
Vor Jahren war Honisch als Studentin im spanischen Toledo. Dort hat sie eine Marienstatue in einer Kirche gesehen, und war davon tief beeindruckt. Die mittelalterliche Madonna war nämlich übersät mit Silberblechen und unzähligen kleinen Nägeln. Die Menschen hatten vor Jahrhunderten hier ihre Wünsche verewigt. "Die Bevölkerung hatte so die Möglichkeit, ihren dringlichsten Wunsch in das Holz zu schlagen", so Honisch.
Als Bildhauerin, die mit verschiedensten Materialen arbeitet, wurde Honischs Neugierde geweckt. "Ich habe eines Tages einen Holzscheit in mein Atelier mitgenommen und angefangen verschiedene Bleche anzutreiben und zu benageln." Dabei habe sie festgestellt, dass je nach Material, die Oberfläche der Rinde des Holzes besser oder schlechter zu erkennen ist. Dann hat Honisch den Baumstamm im Park entdeckt. Und in ihr selbst wurde ein Wusch erweckt. Der Stamm im Park sollte ihre Madonna werden.
"Ich wollte ihm ein wertvolles Gewand anlegen, sodass seine Oberflächenstruktur erhalten bleibt. Das Kupfer oxidiert außerdem auch und es wird sich durch Regen verfärben und somit wird der Baum immer wieder Blicke auf sich ziehen", ist sich Honisch sicher.
Ein Jahr lang wird dieser Kupferbaum dann im Park stehen bleiben, bevor Honisch ihn zusammen mit dem Stadtgartenamt abholen kann und die Skulptur in ihrem Atelier einen Platz findet. Und vielleicht, in ein paar Jahrhunderten, fühlt sich ein anderer Künstler dadurch inspiriert und erzählt seine eigene Geschichte zur Kupfermadonna aus dem Auer-Welsbach-Park.
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