"Flucht nach vorn": Verein wird sesshaft
Jugendlichen Flüchtlingen helfen: In der Reindorfgasse 38 hat der Verein seine Heimat gefunden.
RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Begonnen hat für den Verein "Flucht nach Vorn" alles mit einem achtjährigen Flüchtlingsbuben aus Afghanistan: 2012 war Anahita Tasharofi als Übersetzerin bei der Psychotherapie des Jungen dabei. "Sein Schicksal machte mich so betroffen, dass ich unbedingt handeln und eine Verbesserung der Lage junger Menschen mit Flüchtlingshintergrund erwirken wollte", so Tasharofi.
Bei einer Geburtstagsparty einer Freundin hörte sie nicht mehr auf, von ihrem Vorhaben zu erzählen. Dann eine Stimme von hinten: "Wir machen das gemeinsam!" Es war der spätere Mitbegründer Sammy Zayed, den sie zuvor noch nie gesehen hatte. Im Winter 2012 entstand das Konzept, im Frühjahr 2013 fand die erste Veranstaltung statt. 2014 erfolgte dann die Vereinsgründung.
Jetzt ist der nächste Schritt gelungen: Nach jahrelanger Standortsuche und Veranstaltungen in ganz Wien wird ab Februar das Kulturzentrum in der Reindorfgasse 38 zweimal pro Woche fix geöffnet sein. "Wir waren schon 2013 mit unseren Workshops unterwegs, um jungen Flüchtlingen einen Zugang zu Freizeitaktivitäten in den Bereichen Sport, Kunst und Performance zu vermitteln, aber immer ohne einen eigenen Lokal", so Tasharofi. "Das hat uns zwar bei der Vernetzung geholfen, wir waren aber trotzdem ständig auf der Suche nach einer fixen Bleibe." Neben einem großen Raum, der 120 Personen Platz bietet, gibt es hier auch einige Nebenräume wie eine Küche und ein Büro. "Wichtig sind für mich die Auslagen, die unsere Offenheit vermitteln sollen. Wir wollen Flüchtlinge und Nichtflüchtlinge zusammenbringen und auch für die Menschen aus dem Grätzel ein Ort der Begegnung sein", so Anahita Tasharofi. Ziel ist es, den Jugendlichen das Gefühl von Ankunft, Stabilität und Geborgenheit zu vermitteln. "Neue Wege in eine selbstbestimmte Zukunft zu beschreiten, das geht nur in einem Miteinander", bestätigt auch Adrian, Historiker, Jusstudent und Vorstandsmitglied. Und daran arbeiten alle Vereinsmitglieder mit großer Begeisterung.
Starke Bilder zur Eröffnung
Sich selbst, seine Talente und Stärken zu entdecken und auszuleben, geht auf viele Arten, zum Beispiel mit Fotografie. In den vergangenen Monaten fand beim Henry Dunant Camp, einer Grundversorgungseinrichtung des Roten Kreuzes und der Flughafen AG Schwechat für Flüchtlinge, ein Foto-Workshop statt. Geleitet hat den Workshop der iranische Fotograf und Journalist Milad Alaei. "Anfangs hatten wir 32 Teilnehmer. Nach einigen Wochen waren es nur noch sechs, zwei Burschen und vier junge Frauen. Keiner davon war ein Profi." Die dabei entstandenen Bilder wurden anlässlich der Eröffnung des "Flucht nach Vorn"-Lokals ausgestellt. Das Spektrum der Motive reicht von gefühlvollen Darstellungen der eigenen Schüchternheit bis hin zu Szenen einer Art von Familienleben ohne Familie.
Mehr Infos zu dem Kulturzentrum und seinen Aktivitäten gibt es auf www.fluchtnachvorn.org
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