Sängerin Laura Rafetseder will kalte Fesseln sprengen
Das neue Album der Sängerin Laura Rafetseder zeichnet eine Landschaft zwischen Ängsten und Hoffnung.
RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Wenn die in Rudolfsheim-Fünfhaus lebende Laura Rafes-eder von ihrem neuen Album erzählt, redet sie zunächst von einer Insel im Nordpolarmeer. Ensomheden heißt sie auf Norwegisch, zu Deutsch "Einsamkeit". "Diese Insel hat mich zu meinem Albumtitel inspiriert", sagt sie.
"Swimmers in the Arctic Sea" heißt ihr zweites Album. "Wir schwimmen ja alle derzeit in kaltem Wasser", sagt sie erklärend. "Und für die meisten von uns wird es immer schwerer, sich in dieser Gesellschaft über Wasser zu halten." Davon kann die alleinerziehende Mutter buchstäblich ein Lied singen. "Die Lieder auf dem Album sind im Bezirk geschrieben worden. Ich kenne viele Leute hier, auch aus dem Kindergarten meines Sohnes. Und ich merke, dass viele Menschen Zukunftsängste haben."
Ein Herz schlägt
Doch "Swimmers in the Arctic Sea" will keine mitleiderregende Nabelschau sein. "Wir sind stärker, als wir glauben. Das will ich auch mit dem Lied ‚Beating Hearts' ausdrücken." Mit diesem Lied hat es Rafetseder beim Protestsongcontest 2016 unter die ersten zehn geschafft.
Bei ihren Konzerten tritt sie meistens alleine auf. Für die neue CD konnte sie diverse Vertreter der Wiener Liedermacherszene gewinnen. Unter anderem begleitet Stephan Steiner sie an der Violine, Patrizia Sieweck singt die zweite Stimme und Gernot Feldner ist am Klavier dabei. "Das sind Fixsterne der hiesigen Musikszene. Ich kenne sie schon ewig und es freut mich sehr, mit ihnen gemeinsam die Aufnahmen gemacht zu haben. In fünf konzentrierten Arbeitstagen haben wir alles fertig gemacht."
Eine Besonderheit ist das handgemalte Albumcover, auf dem eine Landkarte der einsamen Insel zu sehen ist. "Ich habe lange überlegt, was für ein Bild zu dem Album passen könnte. Dann hat mir die Malerin Angela Dorrer den Vorschlag mit der Karte gemacht." Die Verbindung zwischen den Elementen Musik und Bild ist Rafetseder wichtig: "So können die Themen des Albums wie soziale Kälte, Einzelkämpfertum, Streit um Identität und Widerstand vielschichtiger dargestellt werden." Angela Dorrer beschäftigt sich bereits seit Jahren mit Kartografie. Für "Swimmers in the Arctic Sea" hat sie 33 Einzelstücke, die gemeinsam mit der CD zu erwerben sind, gezeichnet.
Nicht in Boxen stecken lassen
Auch Laura Rafetseder blickt inzwischen auf eine langjährige musikalische Karriere zurück. "Vor zehn bis fünfzehn Jahren habe ich noch oft auf der Straße gespielt." Heute sei das aber nicht mehr so ohne Weiteres möglich, meint sie: "Das ist jetzt alles unglaublich bürokratisch geworden."
Leben würde sie von ihrer Musik nicht müssen wollen, da viele Förderungen gestrichen wurden. Aber: "Gleichzeitig gibt es unglaublich viele Talente, die etwas auf die Beine stellen." Womit sie auf ihr Album zurückkommt: "Diese Gesellschaft steckt uns in zu kleine Boxen. Lasst uns ausbrechen!" Mehr Infos auflaurarafetseder.com
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