Handwerk mit Liebe zum Detail
Mit Akribie und Fingerfertigkeit wird in Salzburg heute noch echtes Handwerk betrieben.
SALZBURG. Ja, das gibt es noch: das echte traditionelle Handwerk in der Salzburger Altstadt, das seit einiger Zeit zunehmend an Bedeutung und Popularität gewinnt. Man muss nur mit offenen Augen durch die Stadt gehen, dann entdeckt man die kleinen, manchmal auch versteckten Läden, in denen der Meis- ter selbst noch Hand anlegt. Einer davon ist die Glasschleiferei "Handwerkskunst in Glas" von Fritz Kreis.
Gravur für Präsidenten
Seit 44 Jahren stellt Kreis hochwertiges Glas her und veredelt es – angefangen mit traditionellen Hochzeits-, Tauf- und Freundschaftsbechern bis hin zu modernem Design und Kunstobjekten. Um neue Ideen besser umsetzen zu können, beherrscht der Meister seiner Zunft auch die Kunst des Glasblasens. "Meine Produkte sind für Menschen, die Wert auf eine Kultur legen, die etwas Besonderes und Bleibendes möchten und keine Verfechter des Mottos 'Geiz ist geil' sind", erzählt Fritz Kreis und zeigt einen kunstvollen Hochzeitsbecher.
Hochzeitsbecher
"Nach einem überlieferten Brauch trinkt ein Brautpaar symbolisch Freud und Leid aus einem Becher. Der Hochzeitsbecher enthält neben den Initialen auch einen Lebensbaum und soll dem Brautpaar ein Lebensbegleiter sein", erklärt der Meister, der an seinem Beruf die Kreativität und die "Erfüllung mit all ihren Begleiterscheinungen" am meisten schätzt. Trotz seiner Liebe zu seinem Beruf fußt die Berufswahl auf Zufall. "Ich habe eher aus Zufall die Glasfachschule in Kramsach in Tirol absolviert, und dann war es Liebe auf den ersten Blick", erzählt Kreis, der gerade Gläser mit Polo-Spielern verziert. "Ich habe bereits für Bundespräsidenten und Landeshauptleute Gläser mit speziellen Gravuren angefertigt, aber es sind mehr die Geschichten dahinter, die mich berühren. Jedes einzelne Produkt erzählt eine Geschichte", schwelgt Kreis in Erinnerungen.
Einen Katzensprung von der Glasschleiferei entfernt werkt Andreas Kirchtag in der seit 1903 familiengeführten Regenschirme-Manufaktur in der Getreidegasse. "Wir haben das Wissen, warum machen wir keine Schirme mehr?" Mit dieser Frage belebte Andreas Kirchtag das fast vergessene Handwerk neu. Ende der Neunziger hatte sein Vater die Herstellung von Regenschirmen aufgrund der zu großen Konkurrenz eingestellt.
Fünf Stunden für einen Schirm
Die hochwertigen Schirme entstehen in der hauseigenen Manufaktur. "An einem Schirm wird fünf Stunden gearbeitet, es wird alles fein säuberlich mit der Hand vernäht. Alle unsere Modelle sind echte Stockschirme und daher besonders robust. Sie trotzen Windböen ebenso wie Starkregen", erklärt Kirchtag, der in Hamburg die Baumstämme bezieht. Das Holz wird in Leinöl eingelegt, bevor es einige Monate trocknen muss und mit der Hand geschliffen wird. Eine Bienenwachspolitur bringt die Maserung des Holzes besonders gut zur Geltung. Für das Schirmdach verwendet Kirchtag Stoffe aus Mailand, die von Hand zugeschnitten und sorgfältig vernäht werden. "Unsere Schirme sind sehr rund geschnitten, wie eine Kuppel, das schützt besser vor Wind und Regen", betont Kirchtag und fügt schmunzelnd hinzu: "Der nächste Salzburger Schnürlregen kann also kommen."
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