Anträge auf stationäre Pflege steigen stark an: Kein Grund zur Besorgnis im Bezirk Scheibbs
Die Abschaffung des Pflegeregresses lassen die Zahlen auf stationäre Pflege in NÖ stark ansteigen.
BEZIRK SCHEIBBS. Die Volkspartei hat sich bei der Abschaffung des Pflegeregresses durchgesetzt. Bisher konnte auf das Vermögen der Betroffenen und ihrer Angehörigen zurückgegriffen werden. Bundeskanzler Sebastian Kurz war es daher ein großes Anliegen, Rechtssicherheit für die Betroffenen zu schaffen und eine schleichende Enteignung zu verhindern. Durch den Wegfall sind allerdings die Zahlen der Anträge auf stationäre Pflege niederösterreichweit im ersten Quartal um über 50 Prozent angestiegen.
In Scheibbs sieht man die Dinge gelassen
Im Pflege- und Betreuungszentrum in Scheibbs sieht man dieser Entwicklung allerdings eher gelassen entgegen. "Es ist zwar richtig, dass die Anträge auf einen Platz in unserem Haus im Vergleich zum Vorjahr im ersten Quartal von 29 auf 44 Personen angestiegen sind, wir können mit dieser Situation im Bezirk Scheibbs allerdings bisher sehr gut umgehen und es entstehen auch keine längeren Wartezeiten. Ich denke, dass durch die Abschaffung des Pflegeregresses eine faire Lösung gefunden werden konnte, denn Pflege sollte für jedermann leistbar sein, ohne dass auf das Vermögen der Angehörigen zugegriffen wird", sagt der Direktor des Pflege- und Betreuungszentrums, Norbert Loschko.
Christiane Teschl: 50 Prozent mehr Zulauf zu Pflegeheim
Die Abschaffung des Pflegeregresses hat einen Run auf Pflegeheime ausgelöst. Hat NÖ die Situation im Griff?
Wir haben über 50% mehr Anträge auf Heimaufnahmen. Der Bedarf kann aber mit den vorhandenen Kapazitäten und zusätzlichen Ressourcen privater Träger gedeckt werden.
Wie soll das finanziert werden?
Der Bund ist gefordert, die Finanzierung für die Abschaffung vollständig abzudecken. Die österreichweiten 100 Millionen Euro, die der Bund bereits zugesagt hat, reichen bei Weitem nicht. Inklusive Nachfragesteigerung rechnen wir mit über 500 Millionen Euro.
Der Regress wurde für Pflegeheime abgeschafft, für die 24-Stunden-Betreuung aber nicht. Ein Ungleichgewicht?
Wir brauchen bundesweit eine Diskussion über die langfristige Gestaltung und Finanzierung der Pflege. Einzelmaßnahmen, wie die Erhöhung der Förderung für die 24h-Betreuung, können zu einer besseren Ausgewogenheit im Pflegebereich führen.
Gibt es einen "niederösterreichischen Sonderweg"?
Wenn einzelne Bundesländer hier mit Maßnahmen vorpreschen, wird es nur komplizierter. Die Erfahrung des Landes Niederösterreich bringe ich aber gerne in die Bundesdebatte ein, wir legen seit Jahrzehnten einen starken Fokus auf mobile Pflegedienste.
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