Insekten in Lebensmitteln
Das große Krabbeln auf Scheibbser Tellern
Laut einer Verordnung der Europäischen Union dürfen bald Insekten in diverse Lebensmittel eingearbeitet werden.
BEZIRK. "In anderen Breiten ist der Verzehr von Insekten gang und gäbe", bringt es der Insektenforscher Hubert Rausch von der Naturkundlichen Gesellschaft Mostviertel (NGM) auf den Punkt.
Es ist Zeit endlich umzudenken
Da nun die Europäische Kommission beschlossen hat, dass unseren Lebensmitteln neben Mehlkäferlarven und Wanderheuschrecken auch Hausgrillen und Getreideschimmelkäferlarven beigemengt werden dürfen, meint Rausch, dass diesbezüglich ein Umdenken stattfinden sollte.
"Es ist eine reine Einstellungssache. Würden Insekten auf unseren Tellern landen, ließe sich Massentierhaltung großteils vermeiden. Durch die vom Menschen verursachte Lichtverschmutzung und die rücksichtslose Bebauung von Grünflächen, wo guter Boden für immer verloren geht, sterben nicht nur unsere Insekten aus. Auch der weitere Teil der Nahrungskette ist betroffen und so werden auch beispielsweise Fledermäuse gefährdet", so Rausch.
"Ekelfaktor" ist einfach zu groß
Bei Naturkost Roland in Scheibbs kann man sich nicht vorstellen, diverse Insekten anzubieten. "In den Naturkostläden wären Produkte, in denen Mehlschimmelkäferlarven und Heimchen mit verarbeitet wurden, bestimmt kein Renner. Das liegt unter anderem daran, dass der ,Ekelfaktor‘ bei den Konsumenten, was den Verzehr von Insekten betrifft, noch recht hoch ist. Viele Kunden versichern sich bereits vorab, dass derartige Produkte nicht angeboten werden", sagt Roland Weinmesser aus Scheibbs, der nichts gegen die neue EU-Verordnung einzuwenden hat, sofern die Inhaltsstoffe auf den Produkten ordnungsgemäß gekennzeichnet sind.
Trend geht zu veganem Essen
Ganz ähnlich sieht man die Lage bei "Siegis Bäckground" in Gresten, wo Bäckermeister Siegfried Hackl mit seiner Lebensgefährtin Mayi Mayala die Bevölkerung mit frischen Backwaren versorgt.
"Ich habe diesbezüglich noch keinerlei positives Feedback bekommen bzw. hat noch kein Kunde den Wunsch geäußert, dass es gut wäre, wenn diverse Insekten in unseren Produkten enthalten wären. Ganz im Gegenteil – der Trend geht eher zu veganen Lebensmitteln", gibt der Bäckermeister Siegfried Hackl aus Gresten Auskunft.
Er könne sich Insekten aber als Fleischersatzprodukte vorstellen.
"Aber Würmer, Käfer und dergleichen haben zum jetzigen Zeitpunkt im Gebäck sicher nichts verloren. In etwa 20 Jahren kann ich mir aber durchaus vorstellen, dass es notwendig sein wird, Alternativen zur konventionellen Fleischproduktion zu finden. Hier wäre der Verzehr von Insekten denkbar", führt Hackl weiter aus.
Insekten als hochwertige Kost
Die Diätologin Petra Amorin Valério aus Oberndorf ist überzeugt davon, dass es sich bei Insekten um hochwertige Nahrungsmittel handelt.
"Alle neun Aminosäuren sind bei Insekten vorhanden. 100 Gramm Mehlwürmer enthalten 49 Prozent Eiweißgehalt, dieselbe Menge Rind enthält 55 Prozent. Darauf verzichten sollten allerdings all jene Menschen, die auf Schalentiere oder Milben allergisch sind. Was zwar noch nicht bewiesen aber anzunehmen ist, ist, dass man sich eine Schwermetallvergiftung zuziehen kann, wenn man eine größere Menge an Insekten verzehrt", sagt Petra Amorin Valério.
Die Kennzeichnung der Lebensmittel
- Mehlkäfer (Tenebrio molitor): im Larvenstadium getrocknet
- Wanderheuschrecke (Locusta migratoria): gefroren, getrocknet, pulverförmig
- Hausgrille (Acheta domesticus): gefroren, getrocknet, pulverförmig
- Getreideschimmelkäfer (Alphitobius diaperinus): gefroren, pastenartig, getrocknet, pulverisiert
Alles über die Diätologin Petra Amorin Valério findet man auf ernaehrungstherapie-amorim.at
Infos zur Naturkundlichen Gesellschaft Mostviertel auf naturkundescheibbs.at
Mehr Auskünfte über Naturkost Roland gibt's auf facebook.com/naturkostroland
Weitere Infos über Sigis Bäckground auf siegis.at
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