Abriss
Kontroverse um alte Mauer in Scheibbs (mit Umfrage und Video)
In der Bezirkshauptstadt Scheibbs sorgt der Abriss eines Stücks der ehemaligen Klostermauer für Wirbel.
SCHEIBBS. Der Architekt und gelernte Restaurator Joseph Hofmarcher, der als Umweltstadtrat für die BürgerInnenliste Umwelt und Gemeinwohl Scheibbs tätig ist, traute seinen Augen nicht, als er seinen Sohn in den Kindergarten in der Feldgasse brachte und bei der Baustelle für die neue Wohnanlage von der alten Mauer des historischen Kapuzinerkloters plötzlich ein großes Stück fehlte.
Scheibbser Kulturgüter erhalten
"Ein Bagger hatte einen 26 Meter langen Abschnitt der Mauer des ehemaligen Kapuzinerklosters eingerissen. Das entspricht ca. einem Viertel des letzten erhaltenen Stück der Klostermauer. Ein Bauwerk, das 300 Jahre Stand gehalten hat, soll nun durch eine Betonwand ersetzt werden. Damit wird ein Teil der Scheibbser Stadtgeschichte einfach ausgelöscht! Ich fordere deshalb, dass dieses historische Kulturgut rekonstruiert wird, anstatt eine seelenlose Betonwand aufzustellen", meint der Stadtrat Joseph Hofmarcher.
Mauer ohne Denkmalschutz
Laut Clemens Reinberger, der als Gebietsreferent des Bundesdenkmalschutzes fungiert, erklärt, dass die Mauer zwar nicht unter Denkmalschutz stehe, deren Erhalt aber trotzdem einen hohen Wert für die Stadt Scheibbs gehabt hätte.
"Wir haben eine Empfehlung an die Baufirma ausgesprochen, die bei uns angefragt hatte, dass die Mauer als Teil des ehemaligen Kapuziner-Areals von großer historischer Bedeutung sei. Da es sich allerdings nur um einen Rest der damaligen Umfassung des Klostergartens handelt, steht dieser nicht unter Denkmalschutz", gibt Experte Clemens Reinberger vom Bundesdenkmalamt Auskunft.
Es gab einfach keine Alternative
Bürgermeister Franz Aigner erklärt, dass keine Alternative zum Abriss bestanden hätte.
"Herr Hofmarcher hätte als Stadtrat einfach nachfragen sollen, aber stattdessen macht er ein Politikum daraus. Zu diesem baulichen Eingriff gab es leider keine Alternative, da eine Tiefgarage einfach Platz braucht. Der Mauerrest war bereits in einem schlechten Zustand. Und die künftigen Bewohner des Wohnhauses mit seinen 26 Einheiten benötigen diese Pkw-Stellplätze dringend. Die Mauer wird selbstverständlich wieder errichtet und weiß verputzt, damit sie sich wieder optisch einfügt", erklärt Stadtchef Franz Aigner.
Weitere Infos auf scheibbs.gv.at
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