Wieselburger Gym in Gefahr

WIESELBURG. Aus Regierungsverhandlerkreisen sickert ein Geheimplan durch: 70 Prozent aller Unterstufen-Gymnasien sollen in Neue Mittelschulen umgewandelt werden. Die verbleibenden 30 Prozent sollen sich spezialisieren, etwa in die musische Richtung. Die ÖVP könnte sich auch Aufnahmeprüfungen in diese Spezialgymnasien vorstellen, die SPÖ spricht von "Eliteschulen". Noch ist das nicht beschlossen, die FPÖ schlägt nun aber Alarm, spricht vom Ende des Gymnasiums. Die Bezirksblätter fragten die Direktorin des einzigen Gymnasiums mit einer Unterstufe im Bezirk, was sie von diesen Plänen hält.
Am Bundesgymnasium/Bundesrealgymnasium (BG/BRG) Wieselburg gilt seit Jahren das Motto "Optimale Ausbildung für Schüler aus der Region". Unter dem Namen "Modellklassen für Hochbegabungsförderung" läuft seit dem letzten Schuljahr der Schulversuch für hochbegabte Kinder, die mehr leisten können und wollen. Dieser beginnt in der ersten Klasse, die hochbegabten Schüler absolvieren die Unterstufe jedoch in nur drei Jahren. Der Ausbildung der Hochbegabten liegt eine naturwissenschaftliche Ausrichtung zugrunde. Der "Naturwissenschaftliche Laborunterricht" ist ein schulautonomer Pflichtgegenstand in der Oberstufe. Im Labor wird in Kleingruppen an angewandten, praktischen Problemen aus den Bereichen Biologie, Physik und Chemie gearbeitet. Weiters wird der schulautonome Gegenstand "Angewandte Geometrie und Informatik" angeboten. Die hochbegabten Schüler sollen auf diese Weise optimal auf mögliche Universitätsstudien vorbereitet werden.
Sigrid Freinberger hält es für unwahrscheinlich, dass die Neue Mittelschule in Wieselburg die Unterstufe ersetzen soll: "Wir haben bereits jetzt eine derartige Spezialisierung am Gymnasium in Wieselburg, dass ich es mir absolut nicht vorstellen kann, dass die Neue Mittelschule bei uns eingeführt werden kann. Der Schulversuch für Hochbegabtenförderung läuft ja schon bereits seit einem Jahr, auch bei den Eltern kommt dieser gut an. Außerdem sind wir das einzige öffentliche Gymnasium mit einer Unterstufe für Schüler in der gesamten Region, deren Eltern sich ganz bestimmt nicht für die Neue Mittelschule begeistern könnten." Auch Aufnahmeprüfungen für Schüler, die nach der Volksschule ein Gymnasium besuchen wollen, findet die Direktorin sinnlos: "Die Volksschullehrer kennen ihre Schüler gut genug, um abschätzen zu können, ob diese für ein Unterstufengymnasium geeignet sind oder nicht. Die Politik versucht damit nur, den Schülerstrom zu den Gymnasien einzuschränken."