"Mama, mein Bett hat gewackelt!"
Vergangenen Freitag um 4 Uhr 06 war für viele Menschen im Bezirk nicht mehr an Schlaf zu denken.
BEZIRK (himb/les). Ganze dreimal bebte am Freitag Morgen die Erde rund um die Stadt Ebreichsdorf bei Baden. Die stärkste Erschütterung mit einem Wert von 4,3 auf der Richterskala wurde um 4 Uhr 06 gemessen und dauerte sieben Sekunden. Auch im Bezirk Schwechat wurden die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes "wachgerüttelt".
Heißes Thema
Auch Stunden nach dem Beben gab es im Bezirk nur dieses eine Thema. Die Gäste im Cafe 4 You (Ebergassing) zeigten sich bei unseren Recherchen am Morgen nach dem Erdbeben immer noch sehr beeindruckt von den Ereignissen der vergangenen Nacht. Für einige von ihnen war es das erste Mal, dass sie ein Erdbeben miterlebt haben. So auch für die zehnjährige Vanessa Gaupmann. Ihre Mutter Jasmina, Inhaberin des Cafe 4 You erzählt: "Vanessa kam kurz nach vier Uhr in unser Zimmer und schrie 'Mama, Mama, mein Bett hat gewackelt'. Die ganze Situation war richtig unheimlich."
Typische Erdbebenzone
Das Wiener Becken, in dem sich das Erdbeben Freitag früh ereignet hat, ist eine der typischen Erdbeben-Zonen Österreichs. Christiane Freudenthaler, Seismologin an der Zentralanstalt für Meteorologie und Geophysik (ZAMG): "Der Grund liegt in der horizontalen Verschiebung der Erdkruste entlang der Mur-Mürztal-Störung. Sie bewirkt, dass der östliche Krustenteil nach Osten gedrängt wird. Im Rahmen dieser Bewegung entstand das Wiener Becken, das von einer Tiefenstörung durchquert wird, die sich von Sebenstein über Wiener Neustadt, Ebreichsdorf und Schwadorf nach Marchegg erstreckt. Entlang dieser Bruchzone ereigneten sich in der Vergangenheit wiederholt stärkere Erdbeben, wie etwa in Schwadorf 1927 und Ebreichsdorf 1938 und 2000."
Durchschnittlich alle zwei Jahre
Statistisch gesehen kommen Erdbeben in dieser Stärke in Niederösterreich alle zehn Jahre vor, in Österreich alle zwei Jahre. Das letzte Beben ähnlicher Stärke ereignete sich in Österreich am 2. Februar 2013 in Bad Eisenkappel, Kärnten, mit einer Stärke von 4,4. Das letzte Beben mit ähnlicher Stärke im Raum Ebreichsdorf ereignete sich am 11. Juli 2000 mit Stärke 4,8 nach Richter.
Erdbeben in Schwadorf im Jahr 1927
In der Thermenregion finden jährlich etwa neun spürbare Erdstöße statt. Wirklich starke Beben treten jedoch nur im Abstand mehrere Jahrzehnte auf. Das stärkste Beben des 20. Jahrhunderts ereignete sich mit einer Stärke von 8 nach Richter am 8.10.1927 in Schwadorf. Es beschädigte Schulen, Pfarrhof, Kindergarten, Gemeindegasthaus und zehn weitere Gebäude teilweise irreparabel. Beide Schornsteine und der Wasserturm der Baumwollspinnfabrik mussten abgetragen werden. Auch Nachbarorte wie Enzersdorf a.d. Fischa waren betroffen. Selbst in Wien kam es zu leichten Gebäudeschäden.
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