Ein frostiger Advent für Hilda
Minusgrade: Einer 86-Jährigen wurde die Heizung ersatzlos abgestellt.
Hilda Mozorits wohnt seit 60 Jahren im Gemeindebau Delsenbachgasse 7–11. Die alte Dame lebt alleine. Sie ist zwar gehbehindert, kommt mit ihrem Rollator aber ganz gut zurecht. Dreimal die Woche wird sie von einer Heimhilfe besucht. Das Essen wärmt sie sich selbst.
Frau Mozorits heizt und bezieht ihr Warmwasser über ihre Kombitherme, die der Rauchfangkehrer bei der Kehrung am 22. November abdrehte: Der Kamin sei verlegt. Mit den verzweifelten Worten „Sie drehen mir das Gas ab!“ rief sie geistesgegenwärtig ihre Tochter an, die sofort kam und die alte Dame sehr aufgeregt im Schlafrock auf dem Sofa sitzend vorfand.
Keine Heizung, kein Warmwasser
Noch in Anwesenheit des Rauchfangkehrers wurde bei Wiener Wohnen angerufen. Ein Rückruf wurde zugesagt. Doch der kam nicht. Die Tochter packte sofort alles Nötige zusammen und nahm die alte Dame zu sich nach Hause mit.
„Mir war klar, dass das nicht sofort erledigt werden kann, aber bei einer alleine lebenden 86-Jährigen, die bei diesen Temperaturen keine Heizung und kein Warmwasser hat, muss jedem die Dringlichkeit klar sein!“ Heidemarie Kisser klemmte sich hinter das Telefon und urgierte, immer wieder.
Auch am folgenden Tag rief der zuständige Werkmeister nicht zurück. Sie sprach mit dem Bürgerservice. Nochmals mit Wiener Wohnen. Endlich eine SMS mit der Nachricht, dass am Donnerstag – also drei Tage nach dem Vorfall – ein Heizkörper aufgestellt werde. Dann kam auch der Rückruf von Werkmeister Schiegl: Er habe noch keine Meldung des Rauchfangkehrers und ohne die könne Wiener Wohnen nicht tätig werden.
Tags darauf wurde vom Elektriker festgestellt, dass der versprochene Radiator nicht aufgestellt werden könne, weil die Leitungen zu schwach seien und eine neue Leitung aber erst am Freitag verlegt werden müsse: „Sonst brennt die Wohnung ab.“
Freitag wurde dann die Leitung eingezogen und ein Radiator aufgestellt, der nach vier Tagen Eiseskälte die Wohnung nicht ausreichend erwärmen konnte. Hilda Mozorits blieb bei der Tochter, am Sofa, statt in ihrem von der Gebietskrankenkasse verordneten Gesundheitsbett. „Hätte ich nicht meine Tochter und den Schwiegersohn, die sich kümmern, ich wäre vermutlich erfroren oder im Spital gelandet“, so die alte Dame.
Spontane Hilfe durch Handwerker
Für den Montag wurde Frau Kisser der Kaminschleifer zugesagt, der den Schaden begutachten und reparieren sollte. „Die Firma Wimmer war um 14 Uhr da, sah, was los war, verschob weniger dringliche Termine und blieb bis 22 Uhr, um den Kamin gleich zu reparieren.“ Der Ersatztermin wäre der 13. Dezember gewesen! Heidemarie Kisser ist dankbar: „Das war ein großartiger Einsatz dieser Baufirma!“
Ende gut, alles gut?
Die Abnahme durch den Rauchfangkehrer war für 29. November – also acht Tage nach dem Vorfall – zwischen 10 und 11 Uhr zugesagt. Um 13 Uhr, nach neuerlicher Urgenz, diesmal durch den Kaminschleifer, kam dieser auch und drehte die Therme wieder auf.
Heidemarie Kisser: „Jetzt stellen Sie sich vor, ein alter Mensch lebt alleine, hat kein Telefon, keine Verwandten in der Nähe, die sich kümmern, denen es egal ist, ob sie als unbequeme lästige Anrufer und Querulanten bezeichnet werden. Was dann ...?“ Die Dringlichkeit und menschliche Komponente bei einem Fall wie diesem müsse doch auch Wiener Wohnen klar sein. Oder handelt es sich einfach um einen unverzeihlichen Einzelfall mangelnder Kommunikation, der sich nicht wiederholen darf?
Bedauerlicher Einzelfall
Christiane Daxböck aus dem Büro des Stadtrats Ludwig nimmt Stellung:
„Ein bedauerlicher Einzelfall, der besonders wegen des mangelnden Informationsflusses seitens der beauftragten Gewerke zu Wiener Wohnen verschärft wurde. Als Hausverwalter ist Wiener Wohnen auf rasche und menschlich kompetente Meldung der Beauftragten angewiesen, um tätig zu werden oder sofortige Maßnahmen zu treffen, wenn etwa ein Heizgerät nicht wie geplant in Betrieb genommen werden kann, sondern erst zwei Tage später. Die Ermahnung, nicht nach Schema zu kommunizieren, sondern prompt, fachlich und menschlich kompetent, wird erfolgen.“
Du möchtest selbst beitragen?
Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.