Franz-Haas-Platz: Privatgrund mit öffentlicher Nutzung
Anrainer beschweren sich über Lärm- und Schmutzbelästigung in ihrer Wohnanlage durch fremde Personen. Dem Eigentümer sind jedoch gesetzlich die Hände gebunden.
SIMMERING. In den letzten Jahren entstand auf dem ehemaligen Fabriksgelände der Firma Mautner-Markhof ein neuer Stadtteil. Moderne Wohnungen, Arztpraxen, ein Hotel sowie ein großer Supermarkt wurden in dem Viertel errichtet. Das Herzstück des Geländes bildet der Franz-Haas-Platz. Was als gemütlicher "Hauptplatz" mit Wasserbecken und Bänken gedacht war, erhitzt die Gemüter der Anrainer.
"Wir leiden hier unter einer riesigen Lärm- und Schmutzbelästigung", sagt Alfred Herl, der seit rund einem Jahr eine Wohnung mit Blick auf den Franz-Haas-Platz bewohnt. "Tagsüber toben Kinder auf dem Spielplatz und bis spät in die Nacht hinein schlagen Jugendliche hier ihre Zeit tot." Das Problem: Es handelt sich um anlagen-fremde Personen, die jedoch laut Gesetz das Recht zur Nutzung des Platzes haben. "Hundebesitzer, die ganz woanders wohnen, kommen mit ihren Tieren hier her, sitzen auf den Bänken und lassen ihre Hunde in den Grünflächen laufen und ihr Geschäft verrichten. Für die Reinigung müssen jedoch wir Anrainer finanziell aufkommen, da es sich beim Franz-Haas-Platz um einen Privatgrund handelt."
Paragraph 53-Fläche
"Der Platz ist Privatgrund der Genossenschaft Wien-Süd, darf aber öffentlich benutzt werden", stellt Fred Schuller von der Bezirksvorstehung Simmering den Sachverhalt klar. "An uns ist das Problem der Verunreinigung bereits herangetragen worden, aber wir können nichts machen. Wir haben die Beschwerden an die Genossenschaft weiter geleitet, die als Eigentümer für das Areal zuständig ist."
Doch auch dort gibt man zu, das Problem schwer in Griff zu bekommen. "Es handelt sich beim Franz-Haas-Platz um eine Paragraph 53-Fläche. Das heisst, dass sie für die Öffentlichkeit zugänglich sein muss", so Friedrich Klocker von der Wien-Süd. "Uns ist das Problem bekannt. Wir haben bereits im Herbst zusätzliche Mistkübeln aufgestellt und einen eigenen Hausaufseher vor Ort. Derzeit prüfen wir, ob noch zusätzliche Müllbehälter auf dem Platz aufgestellt werden können."
Auch das Lärmproblem ist der Genossenschaft bekannt. "Wir bitten die Mieter, eine Lärmbelästigung schnell bei uns zu melden, damit wir unsere Betreuerteams hinschicken können, die das Gespräch mit den Verursachern suchen", so Klocker.
Zur Sache:
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts bis 2002 befanden sich am Areal zwischen Simmeringer Hauptstraße und Mautner-Markhof-Gasse die Produktionsstätten der Firma Mautner Markhof. Im Jahr 2005 startete der Abriss der Werkshallen; an ihre Stelle trat eine große Wohnsiedlung.
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