Facelifting für das Schneiderviertel
Aus Alt mach Neu heißt es im Grätzel zwischen Litfaßgasse und Molitorgasse
In diesem Gebiet findet man noch Gründerzeitbauten mit höherem Anteil an Substandardwohnungen sowie sanierungsbedürftige Bauten der Zwischen- und Nachkriegszeit.
"Vier Wohnhäuser werden im Grätzel bereits saniert", weiß Wohnbaustadtrat Michael Ludwig: die Gratian-Marx-Straße 4, 5 und 12–14 sowie die Molitorgasse 5–9. In der Dopplergasse 5 und der Rinnböckstraße 27 soll noch heuer eine Sockelsanierung stattfinden. In der Rinnböckstraße 4A steht eine bessere Dämmung an.
Präsentation des Konzepts in der Bezirksvorstehung
Blocksanierung Rinnböckstraße/Schneiderviertel
Das Blocksanierungsgebiet liegt im nördlichen Eingangsbereich des 11. Bezirks. Es erstreckt sich entlang der Simmeringer Hauptstraße zwischen der U3 Station Zippererstraße und der Süd-Ost-Tangente. Im Süden ist das Gebiet begrenzt durch die Trasse der Schnellbahnlinie S7, im Norden durch die Bezirksgrenze zum 3. Bezirk mit der ehemaligen Trasse der Schlachthausbahn.
Die 9 Baublöcke (mit 86 Liegenschaften) haben unterschiedlich dichten Verbauungsgrad. Im gesamten Blocksanierungsgebiet sind durchmischt Gründerzeitbauten mit höherem Anteil an Substandardwohnungen, sowie noch sanierungsbedürftige Bauten der Zwischen- und Nachkriegszeit zu finden. Auch Baulücken, unterklassig bebaute Liegenschaften sowie betrieblich genutzte Liegenschaften kennzeichnen das Gebiet.
Schlüsselliegenschaften
Als Schlüsselliegenschaften wurden zwölf Liegenschaften ausgewählt, auf die wenigstens zwei der folgenden Kriterien zutreffen:
- für das Stadtbild von wichtiger Bedeutung
- Hoher Anteil an Substandardwohnungen
- Sanierungsinteresse des Eigentümers
- Unternutzte Liegenschaft
- Möglicher Abriss von Hofgebäuden
- Potenzial oder Dringlichkeit der Sanierung
Rinnböckstraße 17
Schneidergasse 15
Schneidergasse 11–13
Dopplergasse 5
Urschenböckgasse 10
Urschenböckgasse 14
Simmeringer Hauptstraße 5
Simmeringer Hauptstraße 13–17
Simmeringer Hauptstraße 19
Simmeringer Hauptstraße 21
Rinnböckstraße 46
Dampfmühlgasse 3
Ökologische Maßnahmen
Maßnahmen in den Innenhöfen und hausseitige Investitionen bilden das ökologische Maßnahmenpaket.
Innenhöfe:
- Entsiegelung der Flächen mit Begrünungsmaßnahmen oder versickerungsfähigen Belägen
- Begrünung von Feuermauern als Klimaverbesserung und optische Aufwertung
- Entfernung blickdichter Einfriedungen verbessert Belichtungsverhältnisse
- Begrünung von Flachdächern
Hausseitige Verbesserungen:
- Optimierung Gebäudehülle
- moderne Haustechnik
- Verwendung von umweltverträglichen Baumaterialien
- Regenwassernutzung als Gebrauchwasser
Erdgeschoßnutzungen
Die Erdgeschoße werden genutzt als Geschäftslokale in der Simmeringer Hauptstraße, Wohnnutzungen in den Nebengassen, Betriebsbaugebiete mit potenten Unternehmen und punktuell mit sozialen und Bildungseinrichtungen. Verbesserungspotenziale liegen vor allem im Bereich der Geschäftsstraße, eine weitere Aufwertung ist das geplante „Testbase“.
- Aufwertung der Geschäftsstraße mit Vermietung der Leerstände
- Nutzungsänderung der bewohnten Erdgeschoße
- Aufwertung einzelner Betriebe (Auslagengestaltung, Betriebsberatung)
- Gestaltung der Simmeringer Hauptstraße
Liegenschaftsübergreifende Strukturverbesserungen
Die bestehende Bebauung nimmt oft keine Rücksicht auf Nachbarliegenschaften, Belichtungs- und Belüftungsverhältnisse. Besonders in den Innenhöfen sind viele Liegenschaften zu dicht bebaut.
Potenziale:
- Blockentkernung mit (Teil)abbrüchen und Abzonungen möglichst durch Flächenausgleich
- Ausführung begrünter oder begehbarer Flachdächer
- Entfernung blickdichter Einfriedungen
Bauflächenpotenziale
Ein großes Potenzial liegt in noch ungenutzten oder untergenutzten Flächen. Viele Liegenschaften sind unterklassig bebaut. Besonders entlang der Simmeringer Hauptstraße ist zum Teil noch die ursprüngliche niedere Bebauung vorhanden.
Eine Verdichtung mit Aufstockungen und Dachgeschoßausbauten schafft neuen (Wohn)raum, strukturiert die Blockrandbebauung besser und kann gleichzeitig als Flächenausgleich für Abbrüche herangezogen werden.
Eine weitere Chance bieten Baulücken. Als Stellplätze oder Lagerplätze genutzt ist ihre Aufwertung, ob als Bebauung oder als attraktive Freifläche, für die Umgebung von hoher Bedeutung.
Freiraumpotenziale
Ein Mangel an Freiflächen, Verkehrswegen, aber auch relativ viel Grün bestimmen das Bild des öffentlichen Raums. Das Maßnahmenpaket aus allgemeinen Verbesserungen, Stärkung wichtiger Achsen und zehn Hotspots kann eine nachhaltige Qualitätssteigerung des Freiraums erzielen.
Chance Freiraum als Wohnraum
Die private Nutzung von Freiräumen schafft Lebensqualität im städtischen Umfeld. Manche Innenhöfe bieten bereits jetzt hohe Qualitäten, die Mehrzahl ist jedoch kaum gestaltet und schlecht nutzbar.
Maßnahmen zur Verbesserung privater und halböffentlicher Freiräume: Potenzial Innenhöfe: Zugänglichkeit ermöglichen, Gestaltung, Begrünung oder Entsiegelung. Schaffung privater Freiräume: Balkone (hof- und straßenseitig), (Dach)Terrassen oder Gärten.
Nutzung der Feuermauern:
Begrünung, Balkone und Fenster, vertikale Gärten
Wohnhäuser, bereits in Sanierung:
Gratian-Marx-Str. 5
Gratian-Marx-Str. 4
Gratian-Marx-Str. 12–14
Molitorgasse 5–9
Weitere Projekte im Blocksanierungsgebiet, bereits in Vorbereitung:
Dopplergasse 5 (Sockelsanierung mit Blocksonderförderung), Vorprüfbericht
Rinnböckstraße 27 (Sockelsanierung mit Blocksonderförderung), Vorprüfbericht
(Angebotseröffnung der öffentlichen Ausschreibung fand im Feb. 2012 statt)
Rinnböckstraße 4A (TheWoSan) – Status Antrag
Beispiel: Wohnhaus Gratian-Marx-Gasse 4 (Baujahr 1929) in Sanierung seit 2011
Sanierungsmaßnahmen sind, u.a.:
Instandsetzen der Straßenfassaden
Aufbringen eines Vollwärmeschutzes an der Hoffassade
Einbau von Wärmeschutzfenstern (Holz-Alu, inkl. Lüftungsgitter)
Wärmedämmung der obersten Geschoßdecke
Wärmedämmung der Decke über Keller
Instandsetzen des Hauseingangs- und Hoftores
Instandsetzen der Kaminköpfe samt Ausschleifen der Züge
Instandsetzen des Dachstuhles, Neuherstellen der Dachdeckung
Instandsetzen der Loggien inkl. neuen Bodenaufbau
Instandsetzen von Stiegenhaus und Gängen
Instandsetzen der Wohnungseingangs- und WC-Türen, und der Eingangstüren zu den allgemeinen Räumen des Hauses
Instandsetzen der Außenbeleuchtung
Zubau eines Personenaufzuges mit 6 Stationen (EG, 1.–4.OG, DG) in behindertengerechter Ausführung lt. ÖNORM B1600
Herstellen einer Blitzschutzanlage
Herstellen einer Leerverrohrung für Kabel-TV
Errichten eines zentralen Montageplatzes inkl. Leerverrohrung für Sat-Anlagen
Herstellen von Innenjalousien
Herstellen einer Gegensprechanlage
Herstellen der Fernwärme-Zuleitungen vom Steigstrang zu den restlichen Wohnungen
Einbau eines Müllraumes in einem der ehemaligen Lokale im EG
Einbau eines Kinderwagen- u. Fahrradabstellraumes in einem der ehemal. Lokale im EG
Besonderheiten:
Aufgrund einer Stellungnahme des Bundesdenkmalamtes, die Bezug auf die aufwendige Gliederung der Straßenfassade nimmt, wird eine reine Instandsetzung der Straßenfassade ohne Wärmedämmung durchgeführt.
Daten:
13 Wohneinheiten
4 Lokale
Baubeginn: 07.2011
Gesamtbaukosten ca. 524.000 Euro
Fördermittel ca. 396.000 Euro
Heizwärmebedarf (HWB):
vor Sanierung: 95,31 kWh/m²a
nach Sanierung: 51,63 kWh/m²a
Beispiel: Wohnhaus Molitorgasse 5–9 (Baujahr 1955) in Sanierung seit 2011
Sanierungsmaßnahmen sind, u.a.:
Instandsetzen der Fassaden und Feuermauern mit Wärmedämmung mit allen Folgearbeiten
Einbau von Wärmeschutzfenstern (Holz-Alu)
Neuherstellen der Stiegenhaustüren
Neuherstellen der Gangfenster (Holz-Alu)
Betonsanierung Balkone, neuer Aufbau mit Wärmedämmung, neue Geländer
Wärmedämmung der obersten Geschossdecke
Wärmedämmung der Kellerdecke
Wärmedämmung der Wohnungswände zum Dachboden
Wärmedämmung der Decken über Müllraum u. Kinderwagenabstellraum
Herstellen einbruchs- und feuerhemmender Wohnungseingangstüren
Errichten eines zentralen Montageplatzes für Sat-Anlagen incl. Leerverrohrung
Herstellen einer Leerverrohrung für Kabel-TV und für Telefon
Herstellen von Torsprechanlagen
Sonnenschutzjalousien
Dachbodenentwässerung als geschlossenes System
Neuherstellen des Traufenpflasters
Instandsetzen von Stiegenhaus und Gängen
Neuherstellen der Eingangstüren zu den allgemeinen Räumen des Hauses
Instandsetzen von Gehwegen und Grünanlagen
Instandsetzen bzw. Erneuern der Steig- und Verteilungsleitungen für Strom
Neuherstellung der Blitzschutzanlage
Instandsetzen der Waschküchen
Fernwärme: Anschlussmöglichkeit aller Wohnungen (Vorinstallation bis zu Wohnungseingangstüren)
Aufzugsnachrüstung: Nachrüstung der 3 bestehenden Aufzüge mit je 4 Stationen
(gesamt 12 Stationen) gemäß sicherheitstechnischer Überprüfung des TÜV Austria
Sanierung der Aufzugsschächte (Stahl-Profilit Glas)
Besonderheiten:
Durch die Kombination von vier unterschiedlichen Sanierungsarten wird eine durchgreifende Sanierung aller allgemeinen Teile des Hauses ermöglicht.
Daten:
48 Wohneinheiten
2.453,50 m² Nutzfläche:
Baubeginn 10.2011
Gesamtbaukosten ca. 1.404.400 Euro
Fördermittel ca. 861.000 Euro
Heizwärmebedarf (HWB):
vor Sanierung: 152,06 kWh/m²a
nach Sanierung: 40,75 kWh/m²a
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