Wiener Kläranlage
Von der Energieverbraucherin zum Öko-Kraftwerk
Die Kläranlage in Simmering erzielt mit "grünem Gas" Überschüsse bei Strom und Wärme. Künftig nutzt die Großwärmepumpe die Wärme des gereinigten Abwassers.
WIEN/SIMMERING. „Die Wiener Kläranlage ist eine Pionierin auf dem Wiener Weg zur Klimaneutralität 2040", verkündet Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ). Grund für die Euphorie ist ein Durchbruch des Teams der "ebswien".
Die Experten rund um Christian Gantner arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt daran, aus der Kläranlage in Simmering Energie zu gewinnen, statt in die Anlage noch welche hineinstecken zu müssen. Das ist vor kurzem auch gelungen. "Die Anlage wurde von einer großen Energieverbraucherin zu einem echten Öko-Kraftwerk", so Czernohorszky.
Kläranlage als "Strom-Produzentin"
Der Schlüssel zum Erfolg ist dabei "grünes Gas", also Biomethan. „Die Wiener Kläranlage erzeugt jetzt aus Grünem Gas mehr sauberen Strom und saubere Wärme, als sie zur Abwasserreinigung benötigt“, so der Klimastadtrat.
Die Zahlen lassen Positives erwarten. So wurde im Vorjahr ein Eigendeckungsgrad von 111 Prozent bei Strom gewonnen. Das heißt, dass um 11 Prozent mehr Strom erzeugt als verbraucht wurde. Bei der Wärmegewinnung konnte sogar ein Überschuss von 71 Prozent erreicht werden. Im ersten Halbjahr dieses Jahres konnte das Ergebnis übertroffen werden.
Öko-Wärme aus sauberem Abwasser
Zusätzlich wird künftig in einer von der Wien Energie errichteten Großwärme-Pumpenanlage die im gereinigten Abwasser enthaltene Wärme genutzt. Im Endausbau sollen damit 112.000 Wiener Haushalte mit Öko-Wärme versorgt werden, so Czernohorszky.
Das heißt, dass das gereinigte Abwasser künftig einen Umweg über die Großwärme-Pumpenanlage macht. Dort entstehen sechs Wärmepumpen, die mit Wärmetauschern dem gereinigten Wasser rund sechs Grad Celsius entziehen. Diese geringe Temperatur kann Wien Energie dank moderner Technik nutzen, um Wärme mit mehr als 90 Grad Celsius zu erzeugen. Diese Wärme fließt dann in Form von heißem Wasser über das Fernwärmenetz in die Wiener Wohnungen, die mit Fernwärme versorgt werden.
Versorgung bis zu 112.00 Haushalte
Den Öko-Strom für den Betrieb der Anlage bezieht Wien Energie direkt vom nahegelegenen Verbund-Donaukraftwerk Freudenau. So ist geplant, dass sämtliche eingesetzte Energie direkt aus der Umgebung kommt und für die Wärmeversorgung der Wienerinnen und Wiener genutzt wird.
Ab 2023 wird die Großwärmepumpe bis zu 56.000 Wiener Haushalte mit Öko-Wärme versorgen. Im Vollausbau im Jahr 2027 ist geplant, die Wärmepumpe mit der doppelten Leistung (110 Megawatt) laufen zu lassen. Damit kann man bis zu 112.000 Haushalte versorgen.
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