Der Chronist der Friedhöfe
Zentralfriedhof Wien: Jürgen Heimlich schreibt über die Geschichten hinter den Gräbern.
Das Schicksal von Robert William Jones bewegte ganz Österreich: Der Amerikaner war mit einer Österreicherin verheiratet. In Missouri saß er 17 Jahre lang in der Todeszelle. Nach seiner Hinrichtung wegen Mordes 2002 wurde er am Zentralfriedhof beerdigt.
Diese Geschichte griff Jürgen Heimlich auf und recherchierte für seinen "Zentralfriedhofs-Führer". Den Simmeringer Autor hat dieses Grab sehr berührt, da er bei der Recherche herausgefunden hat, dass Jones höchstwahrscheinlich aus Notwehr gehandelt hat. Diese Geschichten, die hinter jedem Grabstein #+stecken, haben es Heimlich besonders angetan.
Kein Stadtmensch
Der gelernte Verlagskaufmann wohnt schon seit 25 Jahren in Simmering, seit 20 Jahren in der Nähe des Zentralfriedhofs. Obwohl er in Wien geboren ist und schon immer hier gelebt hat, bezeichnet er sich selbst als „keinen Stadtmenschen“.
Aus diesem Grund mag er den 11. Bezirk auch, da er eher ländlich ist. Sei dies Kaiserebersdorf, der Alberner Hafen oder eben der Zentralfriedhof. Der ist als Naturoase für den Autor ein besonderer Rückzugsort, wo er gerne seinem Hobby nachgeht.
Mit dem Schreiben hat der heute 47-Jährige schon als 8-Jähriger begonnen. Heute schreibt er über Themen, die ihm persönlich wichtig sind, und über Geschichten, die nicht so bekannt sind und Aufmerksamkeit verdienen.
Persönlicher Grabstein
Die Ideen zum „Zentralfriedhofs-Führer“ und zu seinem zweiten Friedhofsbuch „Wiener Friedhöfe“ ergaben sich gleichsam von selbst. Bei einem seiner Besuche am Zentral informierte er sich über die Grabsteine, aber außer historischen Aspekten gab es dazu kein Material. Also machte er die Orte der Ruhe und des Friedens zu seinen Protagonisten.
Spannend findet Heimlich die Erforschung der Veränderungen in der Friedhofskultur. So beobachtet er eine Individualisierung am Friedhof. Damit ist gemeint, dass die Grabsteine immer mehr dem verstorbenen Menschen angepasst werden. Diese Entwicklung empfindet der passionierte Friedhofsgeher als positiv.
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