Krebsexpertin Enökl-Tomantschger
Der Lebensstil spielt bei Darmkrebs eine Rolle

Lebensmittel für einen gesunden Darm sind unter anderem Äpfel, Bananen, Birnen, Brokkoli oder Feigen. | Foto: Depositphotos.com/tbralnina
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  • Lebensmittel für einen gesunden Darm sind unter anderem Äpfel, Bananen, Birnen, Brokkoli oder Feigen.
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Darmgesundheit ist Alltagssache: Ab dem 50. Lebensjahr steigt die Gefahr an Darmkrebs zu erkranken.

ST. VEIT. Die Internistin und Oberärztin Ute Enökl-Tomantschger am Krankenahus der Barmherzigen Brüder St. Veit nimmt den Darmkrebsmonat März zum Anlass, um an die Bevölkerung zu appellieren. Denn wer auf einen gesunden Lebensstil achtet und die Untersuchungen zur Früherkennung wahrnimmt, tut sich und seinem Darm viel Gutes.
Pro Jahr erkrankt ungefähr einer von 2.000 Österreichern an einem Kolonkarzinom, also Darmkrebs. Ab dem 50. Lebensjahr steigt die Gefahr an einem Darmkrebs zu erkranken deutlich. Nur ein Teil der Krebserkrankungen ist auf eine genetische Veranlagung zurückzuführen.

Krebsrisiko senken

„Die gute Nachricht ist: Wir müssen uns unserem Schicksal nicht einfach ergeben, sondern haben mehr Einfluss, als uns bewusst ist", weiß die Fachärztin für Innere Medizin und Onkologie. Zwei Drittel aller Krebserkrankungen werden durch ungünstigen Lebensstil begünstigt: unausgewogene Ernährung, Rauchen und Bewegungsmangel sind dabei die wichtigsten Einflussfaktoren. Schätzungsweise können vier von hundert Kolonkarzinomen durch eine „gesunde“ Lebensweise vermieden werden.

Es fängt klein an

Jede Krebserkrankung fängt klein an – mit einer einzigen Zelle, die sich den Kontrollmechanismen des Körpers entzieht und beginnt, sich ohne „Befehl von oben“ zu teilen. Die entstandene Zellgruppe zwingt die Nachbarzellen, sie vor dem Immunsystem zu schützen und sie kann eigene Blutgefäße ausbilden, um sich zu versorgen.

Internistin und Oberärztin Ute Enökl-
Tomantschger vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit. | Foto: HF Pictures
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    Tomantschger vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder St. Veit.
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Das funktioniert ganz besonders gut, wenn im Körper ein chronischer Entzündungszustand herrscht. „Und hier kommt die Ernährung ins Spiel und zwar insbesondere durch Omega-3-Fettsäuren, sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe und Ballaststoffe“, so die Fachärztin. Omega-3-Fettsäuren haben deutlich entzündungshemmende Eigenschaften. Gleichzeitig muss aber die Zufuhr an den entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren gesenkt werden. Das Verhältnis dieser Fettsäuren in der Ernährung sollte ausgeglichen sein. In einer typisch westlichen Ernährung nehmen wir aber ca. 20 Mal so viele Omega-6- wie Omega-3-Fettsäuren auf. Eine latente Entzündung wird gefördert.

Wirkung aus Erbgut

Sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe sind eine Gruppe an Substanzen, die in Obst und Gemüse vorkommen. Sie haben gesundheitsfördernde Wirkungen. „Wie erst in den letzten Jahren erforscht wurde, haben diese Substanzen zum Teil epigenetische Wirkungen. Das bedeutet, sie können gewisse Gene in Körperzellen an- und ausschalten, wirken also indirekt auf unser Erbgut. Ein hochinteressantes Forschungsfeld, das zeigt, dass wir unseren Genen nicht hilflos ausgeliefert sind", erklärt die Ärztin. Ballaststoffe nähren die Darmflora und wirken im Rahmen ihrer Verarbeitung im Darm auch entzündungshemmend.

Intervallfasten gegen Krebs

Was in den letzten Jahren intensiv erforscht wird, ist auch der Einfluss von Fastenperioden auf die Entzündungsaktivität im Körper. Jede Nahrungsaufnahme bedeutet laut Enökl-Tomantschger für den Körper auch Stress. Nahrungspausen ermöglichen es den Zellen, Reparaturmechanismen in Gang zu setzen und „altes“ Material zu entsorgen. „In der Naturheilkunde würde man das wohl als Entschlacken bezeichnen, in der Wissenschaft bezeichnet man das als Autophagie. Ein sehr wichtiger und sinnvoller Prozess, den wir ebenfalls nutzen können und sollten". Längere Fastenphasen waren in der Menschheitsgeschichte eher die Regel als die Ausnahme, sodass der ganze Stoffwechsel eigentlich darauf ausgerichtet ist.
Was rät die Ärztin, die seit 2013 an der Abteilung für Innere Medizin am Krankenhaus St. Veit tätig ist? „Gut im Alltag umsetzbar ist hier das Intervallfasten durch das Auslassen von Frühstück oder Abendessen, sodass eine Nahrungspause von 16 Stunden erreicht wird".

Vorsorgeuntersuchung nicht aufschieben

Die Internistin appelliert mindestens alle zehn Jahre Vorsorgekoloskopie durchführen zu lassen. Zusätzlich sollte im Rahmen der jährlichen Gesundenuntersuchung ein Stuhltest auf Blut gemacht werden. Die rechtzeitige Entfernung von sogenannten „Darmpolypen“ hilft, die Entstehung eines Tumors zu verhindern. „Auch in Pandemiezeiten sollte man nicht auf die Vorsorge vergessen. Man muss den Mut haben und zum Arzt gehen. Bei einer sanften Koloskopie beziehungsweise Darmspiegelung erhalten die Patienten eine leichte Beruhigungsspritze und es kommt zu keinen Schmerzen“, beschreibt die Krebsexpertin.

Krebsvorbeugung mit der richtigen Ernährung:

  • Essen Sie bunt! Verschiedenfarbiges Obst und Gemüse sieht appetitlich aus und enthält unterschiedlichste sekundäre Pflanzenstoffe.
  • Fett ist nicht automatisch böse! Leinsamen, Nüsse, pflanzliche Öle (Leinöl, Oliven- und Rapsöl) und Fisch sind reich an Omega-3-Fettsäuren und sollten reichlich genossen werden.
  • Werden Sie satt und schonen Sie Ihren Geldbeutel: Hülsenfrüchte (Linsen, Bohnen, Kichererbsen) und Salate und Sprossen sättigen schon vor der eigentlichen Hauptmahlzeit. Außerdem füttern sie unsere Darmflora. Fertigmahlzeiten füttern durch die Mischung aus Industriefett, Zucker und Salz sowie künstlichen Geschmacksstoffen bestenfalls das Belohnungszentrum in unserem Gehirn und machen Hunger auf mehr. Eine clevere Strategie der Nahrungsmittelindustrie.
  • Essen Sie immer seltener Fleisch. Geflügelfleisch aus biologischer Haltung ist dabei die beste Wahl.
  • Würzen Sie mit unterschiedlichsten Kräutern und Gewürzen und erst ganz am Ende mit ein bisschen Salz.
  • Geben Sie Ihrer Darmflora täglich einen besonderen Leckerbissen. Fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Kefir aber auch milchsauer vergorenes Gemüse wie Sauerkraut.
  • Gönnen Sie Ihrem Körper regelmäßig Esspausen von mindestens 16 Stunden um die Entgiftung zu fördern.
  • Bewusster Genuss muss sein. Dunkle Schokolade enthält die wertvollen sekundären Pflanzenstoffe der Kakaobohne. Inhaltsstoffe aus dem grünen Tee haben bereits den Weg in die Krebsforschung gefunden. Schwarzer Kaffee hat interessante krebshemmende Wirkungen gezeigt. "Besonders gute Informationen haben wir da aus Studien zu Darmkrebs und Leberkrebs", sagt Enökl-Tomantschger.
Lebensmittel für einen gesunden Darm sind unter anderem Äpfel, Bananen, Birnen, Brokkoli oder Feigen. | Foto: Depositphotos.com/tbralnina
Internistin und Oberärztin Ute Enökl-
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