Wanderer aufgepasst
Es ist strafbar, Geweihstangen mitzunehmen!

- Abgeworfenes Geweih ist ein wichtiger Bestandteil für unser Ökosystem.
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Der König der Wälder: Der Frühling ist da und die Rothirsche beginnen ihre Geweihstangen abzuwerfen. Aber Achtung - Wanderer machen sich laut Gesetz strafbar, wenn sie eine solche Abwurfstange mitnehmen. Die Frage nach dem Warum beantwortet Stefan Wurzer.
STRASSBURG. Im „Hornung“, das ist die mittelalterliche Bezeichnung für Februar, tut sich einiges in unseren heimischen Wäldern. „Unser größter Vertreter der Schalenwildarten, der Rothirsch, verliert sein Geweih“, erzählt Stefan Wurzer, Jagdkursleiter aus Straßburg, „diesen Hauptschmuck tragen wie bei allen anderen „Cerviden“, also den Geweihträgern, nur die männlichen Vertreter. Alle Weibchen zusammen werden schlicht als Kahlwild bezeichnet", wie Stefan Wurzer, Jagdkursleiter in Straßburg, informiert.
So interessant wie komplex
Aus welchem Grund der König der Wälder alljährlich seinen Hauptschmuck verliert, ist bis heute wissenschaftlich noch nicht vollkommen belegt. „Fest steht, dass jetzt im Spätwinter das männliche Sexualhormon Testosteron seinen Tiefstand erreicht. Dies beruht auf den jahresperiodischen Veränderungen der Tag-Nacht-Längen, die optisch vom Hirsch wahrgenommen werden können. Über das Zwischenhirn folgt dann die Ausschüttung des Hormons. In künstlicher Umgebung ist es gelungen, durch verkürzte Tag- und Nachtphasen, mehr als einen Geweihzyklus innerhalb eines Kalenderjahres zu veranlassen. Zellen, die sogenannten Osteoklasten, zerfressen die Substanz zwischen Rosenstock und Stange und schwächen diese so, dass das Geweih schlussendlich abgeworfen wird“, erklärt Wurzer. Alte Hirsche verlieren ihr Geweih früher als ihre jüngeren Artgenossen.
Der Begriff „Hornung“ und seine Bedeutung
„Hornung ist eigentlich ein verfehlter Begriff, denn das Geweih hat nichts mit einem Horn zu tun. Geweihe bestehen aus Knochenmaterial für das viel Kalzium und Phosphor benötigt wird. Für diesen Vorgang hat Mutter Natur einen erstaunlichen Trick auf Lager: Das dafür benötigte Knochenmaterial wird aus dem Skelett umgelagert und für die rund vier Monate dauernde Geweihneubildung verwendet. In dieser Zeit werden die Hirsche Bast- oder Kolbenhirsche genannt. Der Bast, eine dünne, behaarte, gut durchblutete Hautschicht umhüllt das wachsende Geweih vollständig und versorgt es mit Nährstoffen. Möglich ist ein erstaunliches Längenwachstum von bis zu 2 Zentimetern pro Tag.“ Sobald das Wachstum abgeschlossen ist, wird es als totes, juckendes Material vom Hirsch verfegt. Man kann diese Fegespuren in unseren Wäldern finden - Waldbesitzer freut dies nicht besonders. Die bräunliche Färbung der Stangen ist den Rückständen der Pflanzensäfte geschuldet.
Der Bast des Rothirsches ist im Gegensatz zu dem des Rehbockes dünner. „Rehböcke verlieren ihr Geweih nämlich im Spätherbst und die Neubildung geschieht während der bitterkalten Wintermonate“, so Wurzer.
Was passiert?
Wild an sich ist laut dem Kärntner Jagdgesetz herrenlos. Laut Gesetz ist es jedoch nur dem Jagdausübungsberechtigten erlaubt, sich Abwurfstangen anzueignen. Macht sich ein Wanderer nun aber strafbar, wenn er ein noch so kleines Stangerl mitnimmt? „Ja, die Gesetzesformulierung ist eindeutig: Eingriff in fremdes Jagdrecht – vormals salopp als Wilderei bezeichnet“, betont Wurzer.
„Wenn ein Geweih jedoch nicht, von wem auch immer, aufgelesen wird und eine Jagdstube schmückt oder als Garderobe umfunktioniert in einem Vorzimmer hängt, ist es doch ein wichtiger Bestandteil für unser Ökosystem. Aufgrund ihres hohen Anteils an Kalzium, Phosphor, Magnesium und Spurenelementen wie Eisen, haben sie Nager und Füchse zum Fressen gern. Die übriggebliebenen, frei gewordenen Nährstoffe werden vom Waldboden dankbar aufgenommen und sind ein kleiner, aber wichtiger Stein im Baukasten der Natur“, informiert er weiter. Weitere Informationen finden sie unter www.jagdkurs-strassburg.at.


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