"Ich würde mich nicht beeinflussen lassen"

- hochgeladen von Harald Hirschl
Herbert Müller spricht als Richter über seine Arbeit und das Image der Justiz.
harald.hirschl@woche.at
Seit August 2009 ist der gebürtige Steirer Herbert Müller Gerichtsvorsteher des Bezirksgerichts in St. Veit. Der Richter im WOCHE-Interview.
WOCHE: In letzter Zeit wurde über eine Reduzierung der Bezirksgerichte diskutiert. Was sagen Sie dazu?
MÜLLER: Gerichte unter z
wei Richtern sind sicher nicht effizient zu führen. Aber größere Bezirksgerichte, wie jenes in St. Veit mit vier Richtern, sind sicher sinnvoll und auch notwendig. Ich sehe der aktuellen Diskussion daher gelassen entgegen. Wir in St. Veit sind nicht davon betroffen.
Die Justiz geriet in der Vergangenheit häufig in Kritik. Sehen Sie die Unabhängigkeit der Justiz gefährdet?
Manche versuchen über die Medien die Justiz zu beeinflussen. Aber ich sehe die Unabhängigkeit, auch des Richters, nicht gefährdet. Ich würde mich nicht durch eine Medienkampagne in meiner Arbeit beeinflussen lassen.
Hat die Justiz in Österreich ein Imageproblem?
Vielleicht ein wenig. Und das auch nur durch die großen Verfahren à la Bawag oder Hypo zum Beispiel. Diese sind nicht einfach so schnell abzuhandeln.
Welche Aufgaben hat ein
Gerichtsvorsteher?
20 Prozent der Tätigkeiten beziehen sich auf die Gerichtsverwaltung, 80 Prozent sind spezifische Arbeiten für den Richter, wie zum Beispiel Verhandlungen führen. Ich bin spezialisiert auf Familienrecht. Dazu zählen Scheidung, Unterhalt, Aufteilung des Vermögens, Obsorge und Besuchsrecht.
Wie viele Verhandlungen hatten Sie im Vorjahr?
2011 waren es rund 20 Verhandlungen.
Wie schaut Ihr beruflicher
Tagesablauf aus?
Mein Arbeitstag beginnt um 7.30 Uhr und hört im Schnitt um 18 Uhr auf. Am Vormittag sind meistens Verhandlungen. Der Nachmittag wird oft mit dem Studium von Akten und der Auswertung von Urteilen sowie Beschlüssen verbracht. Ich gehe aber nicht nach Hause, bevor mein Tisch mit den Akten leer ist.
Was sind die Aufgaben des Bezirksgerichtes St. Veit?
Wir haben den Familienbereich, Zivilprozesse wie Verkehrsunfälle, Mietstreitigkeiten, Baumängel oder Nachbarschaftsstreitigkeiten. Wir behandeln Strafverfahren wie kleinere Diebstähle, Sachbeschädigungen, kleinere Betrügereien oder Körperverletzung. Und es gibt bei uns am Bezirksgericht St. Veit noch den Exekutionsbereich. Dazu zählen Zwangsversteigerungen und auch Forderungen.
Sie sind gebürtiger Steirer, aus Bad Waltersdorf. Wie hat es Sie eigentlich nach Kärnten verschlagen?
Als ich 1987 meine Ausbildung abgeschlossen habe, war eine Planstelle nur in Kärnten frei. Und St. Veit war für mich ideal, da meine Schwiegereltern dort gewohnt haben. So hatte ich auch eine Unterkunft, denn meine Familie ist damals eine Zeitlang in Graz geblieben. Ich bin mit einer gebürtigen Althofnerin verheiratet.
Wie lange waren Sie dann in St. Veit am Bezirksgericht tätig?
Bis 2003. Danach bin ich zum Bezirksgericht Feldkirchen gewechselt, bis eben 2009 die Planstelle in St. Veit wieder frei wurde.
Wollten Sie schon immer
diesen Beruf ergreifen?
Eigentlich habe ich Medizin angefangen zu studieren. Ich habe aber gemerkt, dass es nicht das richtige Studium ist. Ich wollte gar nicht Richter werden. Als ich aber gemerkt habe, dass man als Richter unabhängig von Anwälten und Parteiinteressen und nur nach den gesetzlichen Bestimmungen Partei ergreifen kann, wollte ich Richter werden.
Zur Person:
Name: Herbert Müller
Geburtsdatum: 27. Mai 1955
Privat: Verheiratet, zwei Kinder
Wohnort: St. Veit
Hobbys: Wandern, Radfahren, Reisen, Jagen mit seinem Schwager Walter Zemrosser
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