Landwirtschaft
Auch die Winzer im Triestingtal spüren den Klimawandel
Trotz der heuer späten Weinblüte begann die Lese wie immer im September. Hitzetage nehmen zusehends zu.
TRIESTINGTAL. 1,61 Millionen Hektoliter Wein wurden 2022 NÖ-weit geerntet, unsere Thermenregion verzeichnete als einzige einen Zuwachs von 20 Prozent.
Wenig Betriebe, hohe Qualität
Franz Rumpler, Obmann des Weinbauvereins St. Veit/Ödlitz, dem pro Ortsteil jeweils nur mehr zwei Heurigenbetriebe angehören: "Aus früher geführten 'Leselisten' wissen wir, dass es hier in den 1950er-Jahren noch 154 (!) Weinhauer gab." Die meisten allerdings Mini-Betriebe, deren Weiterführung aus wirtschaftlichen Gründen und steigenden Auflagen unrentabel wurde. Die heute noch existierenden Winzer, die in den letzten Dekaden einen Quantensprung punkto Qualität vollzogen, müssen flexibel sein.
Pflanzenschutz & Klima
Franz Rumpler: "Dominierten früher Weine wie Neuburger und Portugieser, sind es heutzutage Burgundersorten (Pinot). Allerdings sorgen Krankheiten wie echter und falscher Mehltau für Ausfälle. Statt mehr Spritzmittel einzusetzen, wird der Umstieg auf PIWI (= pilzresistente) Rebsorten wie Donauriesling, Blütenmuskateller oder Johanniter unumgänglich werden."
Genau das hat Reinhard Dungel, Obmann des Weinbauvereins in Leobersdorf, bereits gemacht. Er betont, wie sein Kollege aus St. Veit, dass auch der Klimawandel im Weinbau deutlich spürbar ist: "Die zunehmenden Sonnenstunden zwingen uns sogar, mit der Lese in den frühesten Morgenstunden zu beginnen." Mittlerweile bis in den Oktober herrschende Sommertemperaturen würden bei den gelesenen Trauben die Qualität mindern.
Kopfzerbrechen machen auch mangelnde Niederschläge: "Auf den Lehmböden auf der Großauer Seite des Lindenbergs ist die Trockenheit nicht so problematisch wie auf den kargen Böden Richtung Leobersdorf. Bewässerung ist aufgrund fehlender Grundwasserbrunnen fast unmöglich, mit Leitungswasser sehr kostspielig."
Böden klimafit machen
Winzer Toni Rauscher aus Leobersdorf erklärt: "Wir begrünen bereits seit 1993 jede zweite Weingartenzeile, um den Humusgehalt zu steigern und die vorhandene Feuchtigkeit zu nutzen. Die Reben wachsen gleichmäßiger und Pflanzenkrankheiten aufgrund übermäßiger Bodenbearbeitung oder Abschwemmungen nach Starkgewittern verschwanden." Zusätzlich Vorteile sind eine längerfristige CO₂ Bindung und vermehrte Biodiversität. Und eine Blütenpracht im Frühjahr.
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