Erbhof
Familie Zigeuner seit 250 Jahren nachweislich am Hof

- Franz sen., Anna, Franz, Karin und Christoph Zigeuner.
- Foto: Manfred Wlasak
- hochgeladen von Manfred Wlasak
Jemanden einen Zigeuner zu nennen gilt heutzutage als ehrenrührig. Außer er heißt mit dem Familiennamen so.
NEUSIEDL. Stolz hält die Bauern- und Winzerfamilie Zigeuner eine Urkunde in die Kamera, die ihre Hof-Ansässigkeit seit 1771 - also seit genau 250 Jahren - bestätigt. Einer der ältesten Erbhöfe der Region also. Die Familiengeschichte der 'Czygan' ist aber noch viel weiter rückverfolgbar.
Ein Falkner als Stammvater
Der Familienname ist in unseren Breiten in unterschiedlichen Schreibweisen seit dem 15. Jahrhundert bekannt. Ein 'Meister Hans, genannt Zigeuner, Falkner des Grafen Eberhard von Württenberg' dürfte der Stammvater der Neusiedler Winzerfamilie sein. 1538 (damals regierte der Habsburg-Kaiser Karl V ein Reich, in dem die Sonne nie unterging) ist ein Michael Zigainer bekannt, seit 1650 ein vollständiger Familien-Stammbaum nachvollziehbar. "Mein Urgroßvater war als Dorfrichter eine angesehene Person", erzählt der heutige Altbauer Franz Zigeuner stolz.
Eine interessante Epoche erlebte der Hof zu Zeiten des Industriellen Arthur Krupp.
Kruppscher Musterbetrieb
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Hof durch Brandstiftung ein Raub der Flammen. Der Fabriksbesitzer Arthur Krupp, bei dem die schwer geschädigte Bauernfamilie nun zum Teil ihr Geld verdienen musste, fand eine für ihn typische Lösung. 1880 errichtete er auf den Grundmauern der Brandruine einen landwirtschaftlichen Musterbetrieb. Der neue, damals hochmoderne Hof der Familie Zigeuner sollte mit seiner technisch ausgeklügelten Bauweise Vorbild für andere landwirtschaftliche Betriebe sein. Auf die Finanzierung des Wiederaufbaus des Wohngebäudes durch Krupp wurde aufgrund eines anonymen Briefes verzichtet. Der Verfasser des Schreibens - offenbar ein von Hass getriebener Neider - drohte mit neuerlicher Brandstiftung!
Beliebter Heuriger
Durch die Einheirat einer Weingarteninhaberin aus Leobersdorf (der Mutter des heutigen Alt-Bauern Franz Zigeuner sen.) wird hier seit 1935 Weinbau betrieben, mittlerweile in vierter Generation. Der ab 26. November bis 5. Dezember geplante Heurige wird wegen des Lockdowns als 'Abhol-Heuriger' durchgeführt.
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