Sozialprojekt
Justizanstalt Hirtenberg: Aus dem Gefängnis in die Sport-Shorts
Häftlinge müssen auf ein späteres Leben in Freiheit vorbereitet werden. Nichts eignet sich dazu besser als Sport.
HIRTENBERG. 502 Insassen verbüßen zurzeit in der Justizanstalt Hirtenberg ihre Haftstrafe. Seit einigen Monaten auch "schwere Burschen" mit einem Strafausmaß bis lebenslänglich.
Vorbereitung auf Freiheit
Ein wechselnd hoher Anteil befindet sich im Entlassungsvollzug, wird also innerhalb der nächsten sechs Monate in die Freiheit entlassen. Anstaltsleiter-Stellvertreterin Oberstleutnant Heidemarie Heinz: "Diese Gruppe wird speziell, unter anderem mit schrittweisen Ausgängen, handwerklicher Ausbildung und unterschiedlichen gesellschaftsfördernden Projekten betreut. Viele Programme scheitern leider am begrenzten Durchhaltevermögen der Insassen. Mit Sport kann man sie am ehesten längerfristig beschäftigen."
Deshalb hat die leitende Beamte die Profis vom Verein Phönix nach Hirtenberg geholt, mit deren Sportprojekt sie bereits in ihrer Dienstzeit der Justizanstalt Hollabrunn positive Erfahrungen machen durfte.
"Basketball wurde als optimaler Mannschaftssport für Inhaftierte eruiert", so Phönix-Gründer Ricardo Parger. Dieser Sport kann problemlos im Turnsaal der Justizanstalt ausgeübt werden.
Und zum Unterschied von Fußball, was in Hirtenberg auch gespielt werden kann, birgt es weniger Konflikt- und vor allem Verletzungspotenzial. Ricardo Parger: "Das Konzept basiert auf einer Grundhaltung von Respekt, Teamgeist und Anpassung." Die Spieler erkennen beim Training, dass sie in den abwechselnd zusammengestellten Mannschaften nicht nur im eigenen Team, sondern auch zur Gegenmannschaft fair sein müssen.
Strenges Auswahlverfahren
Heidemarie Heinz: "Weit nicht jeder Häftling bringt die Voraussetzungen für diesen Mannschaftssport mit. Nach einem ersten Rundruf hatten sich nahezu 70 Insassen beworben. Nach einem Auswahlverfahren durch den psychosozialen Dienst und der Anstaltsleitung blieben gerade mal 13 über."
Die sind aber umso verlässlicher. Sie müssen sich zur Teilnahme aller Termine eines zehnwöchigen Moduls verpflichten und halten diese Verbindlichkeit auch ein. Beim Training verhalten sie sich sehr fair, weil sie befürchten, ein härterer Spielstil könnte ihnen als Aggression angelastet werden.
Gesamtheitliches Programm
Das Projekt beinhaltet auch eine umfassende Lebens- und Ernährungsberatung. Es sollte auch bekannt sein, dass sich sportliche Leistung schwer mit Alkohol und Drogen verbinden lässt.
Freilich soll dieses Training nicht hinter den Gefängnismauern enden, eine Integration der Häftlinge in öffentliche Sportvereine wird gefördert. Wermutstropfen: die Finanzierung des erfolgreichen Projekts durch den Bund scheint derzeit alles andere als sicher.
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