Sozialarbeit
Pottenstein nimmt mit Sozialarbeit in der Volksschule eine Vorreiterrolle ein.
Den Kindern zuhören und ihnen die Sorgen nehmen.
TRIESTINGTAL. Eines ist klar: soziale Probleme bei Kindern hat's immer schon gegeben. Nur wurden sie früher oft unprofessionell aufgearbeitet oder schlimmstenfalls ignoriert.
Profi-Sozialberaterin der Jugendinitiative Triestingtal
Was an vielen Mittelschulen bereits üblich ist, ist in Pottenstein nun auch an der Volksschule Standard. "Nach einer Bedarfsmeldung an das Land NÖ und Jahren des Wartens ist im September 2021 Sozialarbeiterin Valentina Jakob bei uns eingezogen", freut sich Direktorin Kathrin Bortolotti.
Valentina Jakob, die als Mitarbeiterin der Jugendinitiative Triestingtal bestens vernetzt ist, steht den insgesamt 111 Schülern jeden Mittwoch drei Stunden zur Verfügung. Sie betont: "Die Beratungen sind freiwillig, anonym und werden auf Augenhöhe geführt."
Zusätzlich hält sie auch - meist anlassbezogen - Workshops ab.
Angebot gut angenommen
Die Sozialberaterin ist ausgelastet und erzählt: "Die Probleme der Schüler reichen von Konflikten mit Mitschülern über Leistungsdruck bis zu familiären Sorgen wie Trennung, Gewalt oder Tod einer Bezugsperson."
Kein Erziehungsberechtigter muss allerdings besorgt sein, dass familieninterne Probleme öffentlich werden. Oft geht es um Kleinigkeiten, die den Kindern dennoch 'im Magen liegen', in seltenen schwereren Fällen muss die Kinder- und Jugendhilfe der Bezirkshauptmannschaft beigezogen werden.
Mobbing und Leistungsdruck
Ein großes Thema im digitalen Zeitalter ist Mobbing auf Social-Media-Kanälen. Die Schulleiterin: "Wurden manche Mitschüler früher während der gemeinsamen Schulstunden gemobbt, so kann das heute digital 24 Stunden lang ausarten." Solche Angriffe sind für die psycho-soziale Gesundheit der Betroffenen extrem belastend. Oft zeigt sich das mit diversen Persönlichkeits- oder Essstörungen und wirkt sich natürlich auch auf die Lernleistung aus. Cybermobbing war deshalb neben altersadäquater Sexualpädagogik eines der ersten Workshop-Themen von Valentina Jakob.
Erschwerend kommt hinzu, dass psychische Belastungen - nicht zuletzt wegen den Corona-Nebenerscheinungen - bei Erwachsenen nachweislich zunehmen.
Gibt keine "Randgruppen"
Die Sozialberaterin betont: "Das gesamte Problemspektrum bei Erziehungsberechtigten wie auch bei den Schülern betrifft alle sozialen Gesellschaftsschichten, es gibt da keine spezifischen Problem- oder sogenannte Randgruppen." Positiv überrascht zeigt sich die Sozialberaterin im Rückblick auf ihre ersten Monate in der Volksschule über die Aufgeschlossenheit der Kinder: "Sie waren von Anfang an sehr offen und haben sofort verstanden, warum Konfliktmoderation wichtig ist und worum es bei meiner Arbeit geht."
Schulerhalter zufrieden
Positiv resümiert auch Bürgermeister Daniel Pongratz: "Der Gemeinde entstehen durch dieses Projekt jährlich Kosten von rund 10.000 Euro. Eine Summe, die angesichts der Erfolge zum Wohle der Kinder klug investiert ist."
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