Gefängnisalltag
Tag der offenen Tür bei der Justizanstalt Hirtenberg
Einblicke ins Leben "hinter Gittern" in der Realität und fernab von Fernsehkrimi-Klischees in Hirtenberg.
HIRTENBERG. HIRTENBERG. Der "Tag der offenen Tür" (natürlich nur für interessierte Besucher in beide Richtungen offen) in der Justizanstalt begann unerwartet mit dem medizinischen Notfall eines Insassen. Anstaltsleiter Brigadier Alfred Steinacher: "Wir haben zwar eine interne Arztpraxis für ambulante Fälle, der heutige Patient musste allerdings in ein Krankenhaus gebracht werden."
Flucht und fliegende Packerl
Durch die jüngsten Fluchtgeschichten bei Krankentransporten aus anderen Justizanstalten ein aktuelles Thema also. Fluchtversuche von Insassen seien laut Anstaltsleitung nicht das Hauptrisiko. Problematisch seien die fast täglich über Zäune und Dächer ins Freigelände geworfene, oft raffiniert getarnte Packerl mit verbotenen Inhalten wie Handys oder Suchtgift, die trotz mehrmaliger täglicher Kontrolle nicht zu 100 Prozent vor den Insassen gefunden werden können.
Immerhin umfasst das Areal der seit 1974 eigenständigen Justizanstalt Hirtenberg 5,5 Hektar. Außerdem gehört die Außenstelle Münchendorf mit derzeit 41 Haftplätzen dazu. "Durch den dortigen, von uns betreuten 160 Hektar großen landwirtschaftlichen Betrieb mache ich als größter Bauer von Hirtenberg so manche einheimischen Landwirt neidisch!", scherzt Brigadier Alfred Steinacher.
Zahlen und Fakten
* Derzeit verbüßen 456 Insassen in Hirtenberg eine Haftstrafe
* die zwischen 18 Monaten und lebenslänglich betragen kann
* 180 Personen, davon 150 Justizwachebeamte, sind beschäftigt
* Die Häftlinge erwirtschaften in 18 Werkstätten (Arbeitspflicht)
* jährlich 600.000 Euro
* Das Jahresbudget der JA Hirtenberg beläuft sich auf rund 15 Millionen Euro
Anstaltsleiter Alfred Steinacher: "Ganz allgemein leiden wir immer unter Personalmangel. Aber die Leute, die hier ihren Dienst versehen, sind top ausgebildet, top motiviert und absolut verlässlich!"
Interne Einsatzgruppe
Für brenzlige Situationen innerhalb der Gefängnismauern gibt es eine spezielle Einsatzgruppe. Quasi eine hausinterne Cobra. Die setzt sich aus speziell geschulten und ausgerüsteten Justizwachebeamten zusammen, die bei eventuellen Gewaltausbrüchen, Übergriffen oder Ausbruchsversuchen rasch verfügbar sind.
Die Vollzugs-Formen gliedern sich in Erstvollzug, Normalvollzug und - nur bei besonders guter Führung und nach einem Beschluss einer wöchentlich tagenden Kommission - einem gelockerten Vollzug.
Wesentlichen Elemente
des Strafvollzugs sind laut Anstaltsleiter Betreuung und Sicherheit, wobei das eine das andere bedingt. Nur durch soziale, psychologische und ärztliche Betreuung der Gefangenen ist eine eventuelle Wiedereingliederung in die Gesellschaft und beiderseitige Sicherheit möglich.
Anstaltsleiter-Stv. Oberstleutnant Heidemarie Heinz liegt das jährliche Basketball-Projekt des Vereins Phönix sehr am Herzen: "Heuer nehmen 20 Männer aus dem Entlassungsvollzug an diesem Re-Integrations-Projekt teil."
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