Ein Philosoph und Viehzüchter
Die WOCHE traf sich mit Dietmar Gruber auf ein intellektuelles Sommergespräch.
WOCHE: Herr Gruber, Sie lehren Philosophie und Kunstgeschichte an der Freien Akademie in Klagenfurt und betreiben in Tainach eine Landwirtschaft. Wie passt das zusammen?
DIETMAR GRUBER: Ich suche die Gegensätze. Ich brauche das geerdete Arbeiten im Stall mit den Tieren. Mein Hauptberuf ist ja Landwirt. Nach getaner Stallarbeit freue ich mich dann wieder auf die geistige Arbeit.
Sie unterrichten Ihre Studenten auch auf Ihrem „Kernbeisshof“. Wie kam es dazu?
Meine Landwirtschaft, die ich vor zwei Jahren gekauft habe, wurde 1287 das erste Mal urkundlich erwähnt. Im Hof halte ich die „philosophischen Hofgespräche“ ab. Die Studenten waren von Anfang an von dem Ort begeistert und sind immer wieder gekommen.
Sie stecken mitten in den Renovierungsarbeiten Ihres Hofs. Wann wird er fertig?
Das ist wohl eine Lebensaufgabe. Aber das Unvollendete reizt mich. Am Ende bleibt doch alles unvollendet, auch das Leben. Die Arbeit an diesem altem Gebäude erdet mich und verhindert einen intellektuellen Kurzschluss.
Sie haben also einen starken Hang zu alten Dingen?
Ja, aber ich bin sinnvollen Innovationen sehr aufgeschlossen, wie zum Beispiel Facebook oder Smartphones. Ich versuche, Altes mit Neuem zu verbinden. So habe ich im Haus die Küche komplett herausgerissen, aber den Holzherd habe ich stehen lassen, weil er mich an meine Kindheit erinnert.
Wie sind Sie als geborener Villacher überhaupt nach Unterkärnten gekommen?
Es hat mich schon immer hierher gezogen. Die Landschaft ist traumhaft und die Menschen sind sehr tiefsinnig und nicht nur oberflächlich offen.
Was bedeutet für Sie Lebensqualität?
Die weitestgehende Selbstbestimmung über meine Zeit. Ich kann zum Beispiel am Montag- morgen in aller Ruhe einen Kaffee trinken, während alle anderen zur Arbeit hetzen.
ZUR PERSON
Name: Dietmar V. Gruber
Wohnort: Tainach
Geburtsdatum: 7. Juni 1963
Familienstand: ledig
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