Bleiburg
Fluchtpunkt Kärnten – Die Tragödie von Bleiburg und Viktring

Florian Rulitz (Historiker), Franz Jordan (Kärntner Heimatdienst Obmann-Stellvertreter) (rechts) am Loibacher Feld | Foto: Barbara Le-Dixer
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Eine der größten Kärntner Nachkriegsdokumentationen aller Zeiten, ein Film von ORF-Filmemacher Ferdinand Macek, wird am 9. Mai 2019 im Grenzlandheim/Altes Kino Bleiburg, für die Bevölkerung aus dem Bezirk Völkermarkt zu sehen sein.

BLEIBURG. Grundlage des Dokumentationsfilms ist die in vier Sprachen erschienene wissenschaftliche Studie des Historikers und Zeitgeschichteexperten Florian Thomas Rulitz „Die Tragödie von Bleiburg und Viktring. Partisanengewalt in Kärnten am Beispiel der antikommunistischen Flüchtlinge im Mai 1945“. Regisseur Macek diente die Studie als Drehgrundlage. Er begleitete Rulitz zehn Jahre lang bei Zeitzeugenberichten, Interviews mit historischen Experten und Aufarbeitungen von unerforschten Quellen (Pfarre, Gendarmerie, britische Militärquellen). Der Dokumentationsfilm lief vor einem Jahr in Klagenfurt unter dem Ehrenschutz vom Landeshauptmann Peter Kaiser und wurde damals auch von ORF III ausgestrahlt. Veranstalter ist die Firma Best Media mit Unterstützung des Kärntner Heimatdienstes. Zur Filmpräsentation und der anschließenden Podiumsdiskussion von Historikern des Bleiburger Ehrenzuges und der Kärntner Konsensgruppe sind Medien, Bildungsinstitute und Politiker aus Österreich, Slowenien und Kroatien eingeladen.

Politische Entwicklung

Der Film behandelt die Vorgeschichte der brachialen Besatzungspolitik der Deutschen und Italiener von 1941 bis 1945 in Jugoslawien. Die kommunistisch dominierten jugoslawischen Partisanen formierten sich (wie auch Tschetniks)  gegen die Besatzungstruppen (Deutsche, Italiener). Die Besatzer machten sich zu Nutze, dass einige Bevölkerungsschichten nicht für den Partisanen-Widerstand gewonnen werden konnten. Sie stellten Verbände auf, wie die slowenischen Domobranzen, die kroatischen Ustascha/Domobranen, die serbischen Tschetniks, und unterstützten sie mit Waffen, um die Partisanen zu bekämpfen. Es entstand der Bürgerkrieg, der vor allem auf dem Gebiet des sogenannten „Unabhängigen Staates Kroatien“ (NDH) ausgetragen wurde. Der 1941 bis 1945 von den Italienern geduldete NDH-Staat mit den Domobranen wurde von der katholischen Kirche unterstützt und war faschistisch dominiert. Die katholische Kirche war nicht beteiligt am Widerstand gegen die Besatzer, sie unterstützte den unabhängigen kroatischen Staat mit den kroatischen Ustascha/Domobranen. Durch die Unterdrückung der serbischen Minderheit in Kroatien gingen viele Serben zu den Partisanen. Es herrschte ein gegenseitiger ethnischer und ideologischer Bürgerkrieg zwischen Ustascha, Partisanen und Tschetniks.

Flucht nach Südkärnten

1945 übernahmen die Partisanen, die für ein kommunistisches Gesamtjugoslawien eintraten, die Macht. Viele moslemische Bosniaken hatten sich der Ustascha-Bewegung und der Domobranen angeschlossen um Schutz vor den Tschetniks zu suchen. Die kroatischen Ustascha/Domobranen und die slowenischen Domobranzen, die mit den Deutschen und Italienern kollaborierten, flüchteten nach Kärnten, großteils nach Bleiburg, aber auch Viktring, Grafenstein und Krumpendorf. Unter den antikommunistischen Flüchtlingen (laut britischen Quellen 700.000) waren auch viele Zivilisten und Geistliche, die sich vor der Revolutionsgewalt der Partisanen fürchteten. Die Flüchtlinge wurden von den Briten, die Kärnten besetzt hatten, zurück an die Partisanen von Tito ausgeliefert, die im Zuge der Partisanenzeit in Kärnten auch an die 200 Südkärntner Zivilisten töteten. Die ersten Erschießungen am Loibacher Feld und in Österreich waren Racheaktionen der serbischen Partisanen an den Kroaten, die sie als Minderheit verfolgt hatten (Rulitz hat insgesamt 350 tote antikommunistische Kroaten und Slowenen nach Exhumierungsberichten in Österreich lokalisiert). Historisch fakt ist, es kam nach dem Krieg zum größten systematisch organisierten Massaker an Flüchtlingen im österreichisch-slowenischen Grenzgebiet im Nachkriegseuropa.

Film soll sensibilisieren

„Bei den Gedenken in den nächsten Tagen geht es den Kroaten nicht nur um ihre Toten sondern auch um den Verlust ihrer ersten staatlichen Unabhängigkeit. In Kroatien gibt es Bleiburg-Straßen und Bleiburg-Briefmarken. Derzeit gedenkt jeder seiner Opfer. Der Konsens geht dahin, zu einer gemeinsam grenzüberschreitenden Aufarbeitung der Geschichte und aller Opfer des Totalitarismus und auch der von Partisanen getöteten Kärntner Zivilisten zu gedenken“, betont der Historiker Rulitz. Das Ziel des Films ist, die Bevölkerung über die in Südkärnten stattgefundenen Massaker sowie Gebietsansprüche der Partisanen neutral zu informieren und aufzuzeigen, wie schnell politische Systeme zu einer Gefahr werden können. Der Film hat primär einen historischen Bildungsauftrag und die Vermittlung der historischen Wahrheit sachlich und informativ auch für junge Menschen aufzuarbeiten. „Wichtig ist es“, so Rulitz, „die grenzüberschreitende Geschichtsaufarbeitung im Alpe Adria Raum voranzutreiben und alle Seiten anzuhören.“

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ZUR SACHE:

Filmvorführung
Fluchtpunkt Kärnten - Die Tragödie von Bleiburg und Viktring
Wann: Donnerstag, 9. Mai, 19:00 Uhr
Wo: Grenzlandheim/Altes Kino Bleiburg
Moderation: ORF-Filmemacher Ferdinand Macek
Teilnehmer an der Podiumsdiskussion:
Borut Marjan Sturm, Historiker
Josef Feldner, Obmann Kärntner Heimatdienst
Mijo Juric, Historiker
Florian Thomas Rulitz, Historiker

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